Der Waldläufer
Freunden; er suche sich eine Squaw unter den Töchtern der Apachen, und er wird ein Häuptling und großer Krieger werden, dessen Stimme durch alle Wigwams klingt.«
»Santa Lauretta, der Kerl will Euch eine Frau verschaffen, Sennor Fabian,« meinte Pepe. »Bemalt Euch mit Ruß und Ocker und greift zu, denn so eine Allianz bietet sich einem Grafen von Mediana nicht alle Tage!«
Fabian konnte trotz der mißlichen Lage, in welcher sich die Jäger befanden, ein heiteres Lachen nicht unterdrücken.
»Laßt mich noch eine Frage aussprechen,« bat er. Und seine Stimme wieder erhebend, rief er über das Wasser hinüber: »Und wenn der Panther des Südens verspricht, sich eine rothe Squaw zu suchen, was wird dann der Häuptling der Apachen mit dem ›großen Adler‹ und dem ›zündenden Blitze‹ thun?«
»Sie werden sterben. Der Schwarzvogel wird ihre Eingeweide öffnen, um zu sehen die Angst, welche in ihnen steckt. Will aber der Panther nicht kommen, so wird er ihn mit zwei Fingern erwürgen, aus seiner Haut einen Sattel für sein Schlachtpferd machen und seinen Skalp den Mäusen des Feldes zur Wohnung geben.«
»So mag Schwarzvogel herüberkommen und seine zwei Finger nicht vergessen. Aber er wird sich fürchten vor den drei weißen Häuptlingen und ihnen den Rücken zeigen mit seinen tapfern Kriegern, wie vorhin. Die drei Bleichgesichter haben zwölf seiner Söhne gefressen und den Schwarzvogel gelähmt, ohne daß ihnen ein Haar genommen ist. Wenn er kommt, so werden sie ihn zermalmen, aber seine Haut lassen sie ihm, denn der Skalp eines Apachen ist wie das Fell eines Hasen: ein tapferer Krieger stirbt lieber, als daß er sich mit ihm schmückt!«
»Bravo, Sennor Fabian!« applaudirte Pepe. »Das war mir aus der Seele gesprochen, obgleich Ihr noch viel zu höflich gewesen seid. Wir wollen doch einmal sehen, ob sie unsere Kopfhaut bekommen. Eine Flucht unter solchen Verhältnissen ist keine Feigheit, sondern eine Heldenthat. Der Adler erhebt sich in die Lüfte; der Blitz kann von keinem Sterblichen gehalten werden, und der Panther schwimmt wie der Fisch des Meeres. Laßt uns einmal überlegen, ob wir ihnen schwimmend entkommen können!«
»Jeder von uns hat gelernt, das Wasser zu theilen; aber wir müssen vorher versuchen, ob sie an diesen Umstand denken,« meinte Bois-rosé.
Der Mond war jetzt untergegangen; das Krachen des fernen Flintenfeuers hatte aufgehört, und es herrschte jetzt tiefe Stille und Finsterniß rings umher. Der Kanadier riß einen Weidenstamm aus dem Flosse; das knorrige Ende dieses Stammes glich so ziemlich einem menschlichen Kopfe. Er legte das Stück Holz behutsam auf die Oberfläche des Wassers, und die schwarze Masse schwamm langsam den Fluß hinab.
Mit angehaltenem Athem lauschten sie auf den geringsten Laut, welcher anzeigen konnte, daß dieses Experiment von den Indianern entdeckt worden sei; aber es vergingen viele Minuten, ohne daß sich Etwas hören ließ.
»Es wird gehen, wenn wir vorsichtig schwimmen und in längeren Pausen von hier abgehen. Die Büchsen und die Munition – – –«
Pepe hielt in seinem Vorschlage inne. Am Ufer flammte ein Feuer auf, noch eins – weiter unten ein drittes und viertes – drüben auf der andern Seite flackerten ebenso vier, fünf wohlgenährte Feuer empor und warfen ihren, die dichten Nebel mit goldenen und purpurnen Tinten durchzuckenden Schein über den Fluß.
»Teufel, das ist schlimm!« rief Bois-rosé. »Wie wollen wir da fort?«
»Die Nebel werden dichter werden, Vater, und das dürre Feuerungsmaterial muß bald zu Ende gehen; dann verlieren die Flammen ihre Intensivität. Aber – halt, wartet, ich werde Euch selbst auf den Gedanken bringen, die Feuer zu dämpfen!«
Er hatte durch eine schmale Lücke in den Nebelballen den Kopf eines Indianers bemerkt, welcher in am Boden liegender Stellung das Feuer gerade der Insel gegenüber schürte. Er erhob die Büchse. Ein leiser Luftzug erneute die Lücke; der Schuß krachte, und ein vielstimmiges Geheul bewies, daß er sein Ziel nur zu gut erreicht habe.
In kurzer Zeit hatten sämmtliche Flammen ihre ursprüngliche Stärke verloren.
»Das hat geholfen!« meinte Rosenholz. »Fabian, mein Junge, Du bist bei Marcos Arellanos in keiner schlechten Schule gewesen; das kann ich Dir und ihm mit dem besten Gewissen bezeugen. Es wird uns trotz der Feuer dennoch gelingen, den Strom so weit hinabzuschwimmen, daß wir sicher landen können. Meinst Du nicht, Pepe?«
»Wenn sich der Nebel verdickt,
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