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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Aermel und die andere, wahrhaftig, hier ist ein Loch in der Krämpe!«
    Fabian war noch schreckensbleich; aber er machte dem verwegenen Manne keinen einzigen noch so leisen Vorwurf. Dieser schüttelte sich und meinte:
    »Nun paßt auf; jetzt wird es einen wahren Hagel von Pfeilen und Kugeln geben! Ich kenne diese Leute, die nun den schönen Vorsatz fassen werden, unsere Leichen noch ein wenig todter zu schießen.«
    Er hatte richtig vermuthet, denn nach wenigen Augenblicken wurde ein beinahe eine volle Minute anhaltendes Rottenfeuer auf die Insel gerichtet. Die Pfeile schwirrten über und auf dieselbe hin; die Kugeln rissen Splitter von den Stämmen und ganze Aeste los, aber keiner der drei Männer wurde getroffen.
    »Seht Ihrs? Nun wird Schweigen eintreten, bis der Mond über die Baumkronen tritt. Das geschieht in dreiviertel Stunden, und bis dahin können wir ihnen herlegen, was sie brauchen.«
    Es war auf dem Flusse so dunkel geworden, daß man vom Ufer aus nicht das Geringste auf der Insel sehen konnte, während der schon früh am Himmel stehende und jetzt hinter den Bäumen sich erhebende Mond die Bäume und Büsche des Ufers mit seinem immer heller werdenden Lichte verklärte und es den Jägern gestattete, genaue Beobachtungen zu machen.
    Sie schnitten sich dürres Schilf vom Rande der Insel, wirrten dasselbe in eine Form, die einem Kopfe glich, und stellten mit Hülfe ihrer Kleider drei Gestalten her, welche in der Stellung von Todten auf dem Grase lagen.
    Der Mond stieg höher und warf nach der angegebenen Frist sein falbes Licht auf das Inselfloß. Von den Bäumen aus mußte man die Figuren für menschliche Gestalten halten. Die Jäger lagen inzwischen hinter ihrer Verschanzung und harrten der Dinge, die da kommen mußten.
    »Steigt nicht dort Einer auf den Weidenbaum?« frug Pepe.
    »Ja,« antwortete Fabian. »Man könnte ihn ganz prächtig auf das Korn nehmen, wenn wir nicht andere Absichten hätten.«
    »Laßt sie nur immer hinauf. Sie kommen von selbst wieder herab.«
    Nur mit äußerster Behutsamkeit hißte sich der Indianer von Ast zu Ast, bis er endlich die nöthige Höhe erreicht hatte, das Innere der schwimmenden Insel zu sehen und zu beherrschen. Dort kauerte er sich auf einem dicken Aste nieder und streckte sodann den Kopf vorsichtig hervor. Der Anblick der auf dem Boden liegenden Leichen schien ihn nicht zu überraschen. Indessen vermuthete er vielleicht doch eine List, denn mit einer Kühnheit, die durch das Beispiel des auf diesem Baume Getödteten sicher keine Aufmunterung gefunden hatte, zeigte sich der Apache mit dem ganzen Körper und legte sein Gewehr an. Dann ließ er den Lauf seiner Waffe sinken und zielte abermals. Erst als er diese Manipulation einige Male versucht hatte, war er vollständig überzeugt, daß nur Leichen auf der Insel zu finden seien. Er nahm an, daß auf ihn ganz sicher geschossen worden wäre, wenn auch nur noch ein Einziger gelebt hätte, und stieß ein lautes Triumphgeschrei aus.
    »Aha, der Fisch beißt an!« lachte Bois-rosé. »Es ist der Schwarzvogel, der nun sicherlich seine weißen Brüder besuchen wird.«
    »Er steigt vom Baume herab,« bemerkte Fabian.
    Indessen mußten die Indianer doch noch einigen Zweifel hegen, denn eine lange Stille folgte, ohne daß sie ein Lebenszeichen von sich gegeben hätten.
    »Sie möchten gar zu gern unsere Skalpe haben; allein sie trauen noch nicht recht,« sprach Pepe, indem er ein Gähnen der Langeweile unterdrückte. »Santa Lauretta, ich glaube gar, ich beginne zu gähnen und zu schlafen wie in Elanchovi, wo ich auf eine so armselige Weise eine prachtvolle Stelle verlor!«
    »Geduld!« tröstete der Kanadier. »Sie kommen ganz gewiß. Wer weiß, welcher Grund sie zur Zögerung veranlaßt!«
    Er sollte Recht haben, denn kaum hatte er diese Worte geflüstert, so ließ sich ein Indianer am Ufer blicken, welchem bald ein zweiter folgte, und bald konnten sie zehn Gestalten zählen, welche langsam in das Wasser stiegen.
    »Sie werden, wenn ich sie recht kenne, hintereinander durch das Wasser waten,« flüsterte Bois-rosé. »Du, Fabian, nimmst den Zweiten auf’s Korn; Pepe zielt auf die Mitte, und ich werde dem Vorletzten sein Theil geben. Auf diese Weise können sie, da sie durch Lücken von einander getrennt sind, uns nicht auf einmal borden, und wir werden dann leichter mit ihnen fertig. Es wird ein Kampf Mann gegen Mann sein, Fabian, mein Kind. Ich verbiete Dir, daran Theil zu nehmen! Du brauchst nur unsre Büchsen

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