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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Miss Bloomsdale, die Hebamme!«, stellte Pembroke vor. Die Geburtshelferin nickte nur kurz, wahrend sie sich an ein Balkenknie klammerte. Offenbar hielt sie nicht viel von Männern, die in ein Geburtszimmer eindrangen.
    »Ich bin Captain Taggart!«, knurrte Taggart, der sich ebenfalls kaum Mühe gab, höflich zu sein. »Habt die Güte und tretet einen Schritt beiseite, damit ich mir ein Bild machen kann.« Er umkurvte die Dicke und näherte sich der Koje. Seine Hand schob den Vorhang beiseite. Auf dem Rand saß breitbeinig eine leichenblasse junge Frau, die stark schwitzte und heftig nach Luft rang. Ihre Kleider waren nach oben gerafft, darunter wölbte sich der Leib, einem Kürbis gleich, nach vorn. Die Oberschenkel schimmerten weißlich im Dämmerlicht.
    »Halt!« Die Stimme der Hebamme übertönte spielend das Heulen des Sturms. »Ihr mögt der Kapitän sein, aber der Anstand verbietet, dass Ihr auch nur einen einzigen Blick auf die Gebärende werft.« Sie stemmte die Arme in die Hüften. »Solange Emily Bloomsdale noch einen Atemzug tun kann, wird sie verhindern, dass lüsterne Männeraugen sich am Fleisch einer Frau erfreuen.«
    Taggart staunte.
    Noch nie hatte es jemand gewagt, in diesem Ton mit ihm zu reden. Es juckte ihm in den Fingern, die dreiste Person eigenhändig über Bord zu werfen, doch er wusste, dass es keinen Zweck hatte, jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen. Ihr großflächiges, maskenhaftes Gesicht erinnerte ihn an die Galionsfigur unter dem Bugspriet - einen aztekischen Krieger in voller Rüstung. Er stellte sich vor, dass anstelle des Indianers die Hebamme dort hinge. Das erheiterte ihn.
    »Ihr habt ganz Recht, ich bin der Kapitän dieses Schiffs«, sagte er laut, »deshalb erwarte ich auch von jedem an Bord, dass er sein Handwerk beherrscht. Das gilt für die Offiziere ebenso wie für den jüngsten Matrosen.«
    Seine Stimme nahm einen drohenden Unterton an: »Und das gilt erst recht für Hebammen! Warum also, Miss Bloomsdale, seht Ihr Euch nicht in der Lage, die Aufgabe zu erfüllen, um deretwillen Ihr an Bord gekommen seid?«
    Die Dicke schnappte nach Luft und wollte etwas sagen, doch Taggart kam ihr zuvor: »Warum holt Ihr das Kind nicht aus dem Bauch dieser Frau heraus?«
    Die Geburtshelferin schluckte. Taggart setzte nach:
    »Warum sorgt Ihr nicht dafür, dass ich wieder meiner Arbeit nachgehen kann und dieses Schiff rette?«
    »Nun, Captain Taggart«, die Hebamme hatte ihre Sprache wieder gefunden, wenn auch einiges von ihrer Selbstsicherheit verschwunden war, »vielleicht wisst Ihr, dass ein Fötus normalerweise mit dem Kopf nach unten liegt. Hier aber ist das nicht der Fall, und darin besteht die Schwierigkeit. Das Fruchtwasser ist bereits vor Stunden abgegangen, seitdem quält sich die Arme.«
    »Ich fürchte, ich kann Euch nicht ganz folgen.« Taggart hatte mit Maggy zwar selbst drei Kinder, aber keine Ahnung, wie sie auf Gottes Welt gekommen waren.
    »Das Kind hat eine komplizierte Stellung, es liegt seitlich vor der Geburtsöffnung und kann nicht heraus. Ich habe versucht, es zu drehen, aber es war vergebens. Dazu kommt, dass die Mutter kaum noch in der Lage ist, richtig zu pressen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Nun, wenn das Kind nicht innerhalb der nächsten Stunde geboren wird, dann stirbt es höchstwahrscheinlich. Und die junge Mutter dazu. Überhaupt ist es eine Sünde, so ein junges Ding mit einem derart schmalen Becken zu schwängern. Man sollte ...«
    »Schon gut!« Taggart hatte keine Lust auf einen weiteren Disput mit der streitbaren Hebamme. »Irgendwie muss das Kind doch herauszuholen sein! Gibt es denn gar keine Möglichkeit?«
    »Es gibt eine. Aber ich habe von dieser Methode nur gehört: Man schneidet der Kreißenden den Leib auf, öffnet die Gebärmutter und holt den Fötus auf diese Weise heraus. Für das Kind mag diese Möglichkeit gut sein, für die Mutter allerdings ...« Miss Bloomsdales Stimme nahm fast einen mitleidigen Klang an: »Doch ich denke, alles, was geschieht, ist Gottes Wille. Und wenn Mutter und Kind sterben sollen, so haben wir Menschen das hinzunehmen.« Sie blickte nach oben zu den hin - und herschwingenden Decksbalken und schlug ein Kreuz.
    »Nein!« Lord Pembrokes Stimme mischte sich
    überraschend scharf ein: »Ich habe die Verantwortung für die junge Lady, und ich bestehe darauf, dass alles Menschenmögliche unternommen wird, um wenigstens sie zu retten.«
    Die Hebamme schnaubte wütend: »Bei allem Respekt, Mylord, aber ...«
    »Genug

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