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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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der Schlange hocken. Doch das spielte keine Rolle. Das hier war es, was er dem Konzil versprochen hatte. Das war alles, wofür er gekämpft, wofür er Demütigungen riskiert hatte.
    Er hatte eine Vereinigung mit der Weißen Pyramide hergestellt, die jetzt in einer auf ewig gefrorenen Stadt begraben war. Er hatte die Energieader getroffen, die Verbindung war konstant, und durch die goldenen Stäbe wurde ihre Energie abgezogen, lief über die goldenen Drähte und speiste die winzigen Diamanten in den silbernen Stäben der Pyramiden. Hier wurde die eingespeiste Energie durch die Edelsteine verändert, gefiltert und strömte dann in die Truhe, wo sie in dem darin befindlichen Glimmersand, dem Gold und dem Kristall gespeichert wurde.
    Er streifte die Fingerhüte ab, schob sie in seine Manteltasche und zog den weißen Spitzenhandschuh heraus, den er an die Lippen hob und küsste. Tränen traten ihm in die Augen, aber er blinzelte sie weg. Gefühle zu zeigen war in Gesellschaft von Vagaren nicht angemessen. Und als wollte der Kosmos ihn für sein Vergehen bestrafen, begann eine der Pyramiden zu flackern, und ihr Licht verblasste. Das Summen aus der Truhe wurde leiser.
    Questor Ro unterdrückte seine Panik, sprang aus den Überschuhen und rannte zu dem Mann, der den mobilen Empfänger trug. » Beweg dich ein bisschen nach rechts!«, sagte er und versuchte, ruhig zu sprechen. » Ganz vorsichtig! Such die Ader!« Der Mann rückte ein Stück nach rechts. Erneute glühte die Pyramide auf, und das Summen schwoll wieder an. » Beobachte die Pyramiden genau«, befahl er. » Wenn das Licht schwächer wird, versuche es wiederzufinden.«
    » Ja, Herr. Mir ist sehr kalt, Herr!«
    » Uns allen ist sehr kalt!«, fuhr ihn Questor Ro an und trat zurück. Sein Assistent Onquer lag auf dem Eis. Questor Ro stieß ihn mit seiner Stiefelspitze an. » Das ist nicht der richtige Moment, um zu schlafen«, sagte er. » Auf die Beine!« Onquer rührte sich nicht. Questor Ro kniete sich neben ihn. Onquers Gesicht war grau. » Dummkopf«, flüsterte Questor Ro. Er winkte zwei Vagaren zu sich und befahl ihnen, Onquer zu dem silbernen Langboot zu tragen. » Wenn ihr ihn zurück zum Schiff gebracht habt, zieht ihm die Kleidung aus und erwärmt seinen Körper vorsichtig. Massiert ihn mit warmen Ölen.«
    » Ja, Herr«, erwiderten sie einstimmig. Beide waren froh, das Eis verlassen zu können.
    Eine Stunde lang summte die Truhe und ließ nicht erkennen, dass sie voll aufgeladen wäre. Bis dahin hatte die Erschöpfung Questor Ro längst wieder in ihrem Griff, aber noch konnte er nicht zurück zum Schiff. Der Mann, der das Kästchen hielt, stolperte und richtete sich wieder auf. Einen Moment lang flackerten die Lichter der Pyramiden. Questor Ro schleppte sich zu dem Mann und nahm ihm den mobilen Empfänger ab. » Geh zurück zum Schiff«, sagte er. » Hier bist du nutzlos.«
    » Danke, Herr«, antwortete der Mann.
    Questor Ro stand mit dem Kästchen in den Händen da und spürte die sanften Vibrationen der Vereinigung. Sechzig Meilen unter ihm, begraben unter dem Eis, war die Große Pyramide jetzt noch enger mit ihm verbunden. Und weniger als eine Meile von der Pyramide entfernt befanden sich unter ihm sein Heim und das eisige, anonyme Grab seiner geliebten Frau Tanya und seiner Kinder. Questor Ro seufzte.
    » Wie gern wäre ich mit euch gestorben, wenn ich nur gekonnt hätte«, flüsterte er.

Kapitel 4

    Karesh Var gab seinem Pony die Fersen, bis es galoppierte, und führte seine Männer auf die Ebene hinaus. In weiter Ferne sah er die Umrisse des schwarzen Schiffes vor dem weißen Eis und konnte davor die winzigen, insektengroßen Gestalten auf dem Gletscher selbst ausmachen. Warum kehrten sie immer wieder auf das Eis zurück? Wonach suchten sie? Das fragte er sich, während sein Pony die Distanz zwischen seinen Reitern und der Küste immer weiter verringerte.
    Vor zwei Jahren war ein Schiff wie dieses in die Bucht eingelaufen. Karesh Var und einhundert Männer waren hergekommen, als es die Anker gelichtet hatte und nach Norden gesegelt war. Die Nomaden hatten nur Löcher im Eis gefunden wie von Zeltpflöcken. Sonst nichts. Seine Männer und er hatten eine Weile herumgegraben, aber es war nichts weiter zu finden gewesen. Es war höchst verblüffend.
    Als er sich jetzt der Küste näherte, zügelte er sein Pony und hob den Arm, damit seine zwanzig Reiter seinem Beispiel folgten. Anschließend musterte Karesh Var mit dem scharfen Blick seiner dunklen Augen

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