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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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erzeugte eine gewaltige Welle, die das Langboot hoch in die Luft hob.
    In diesem Moment bekam Questor Ro seine Antwort. Er wies die Männer an, auf seine Befehle zu warten, und blieb schweigend stehen, bis das Langboot gesichert und sein erschöpftes Team an Bord gekommen war. Dann beorderte er seinen Assistenten Onquer in seine Kabine. Der Vagar hatte tief in den Höhlen liegende Augen, und seine Lippen waren blau gefroren. Questor Ro gestattete dem Mann, sich eine Weile an dem kleinen Feuerkorb mit den glühenden Kohlen zu wärmen.
    » Es ist nicht die Energiequelle, die sich bewegt«, erklärte Questor Ro dann. » Sondern es ist das Eis, welches das Land bedeckt.«
    Onquer rieb seine dünnen Hände über der Hitze. » Eis bewegt sich, Herr?«, murmelte er schwerfällig.
    » Schenk dir etwas zu trinken ein«, befahl Questor Ro. Mit zitternden Händen nahm Onquer eine blaue Glaskaraffe und goss etwas Schnaps in einen kristallenen Kelch. Er hob ihn an die Lippen und nippte vorsichtig an der hochprozentigen Flüssigkeit. Dann schüttelte er sich vor Wonne.
    » Ja, das Eis«, sagte Questor Ro. » Es ist spröde, und es bewegt sich. Die Pyramide liegt sechzig Meilen unter uns. Zwischen ihr und uns befinden sich wahrscheinlich Tausende kleiner Eisplatten, die sich ständig gegeneinander verschieben. Wir sind wie dieses Schiff, das hier auf der Bucht dümpelt. Wir sind unaufhörlich in Bewegung, obwohl wir am selben Ort bleiben. Verstehst du das?«
    Onquer leerte sein Glas. » Ja, ich verstehe, Herr. Aber was können wir jetzt tun?«
    » Wir brauchen einen mobilen Empfänger, der mit den anderen Pyramiden verbunden ist. Auf diese Weise können wir unsere Bewegungen an die Verschiebungen im Eis angleichen.«
    » Das wird Zeit brauchen, Herr. Mehr Zeit, als man uns gewährt hat.«
    » Nein, wird es nicht. Ich gehe in die Lagerräume hinab und stelle die Ausrüstung zusammen. Du kehrst mit der frischen Gruppe auf das Eis zurück und richtest die Empfänger neu aus. Stell sie näher zusammen, sie dürfen jeweils nicht weiter als zehn Schritte voneinander entfernt sein. Und halte, so gut du kannst, Kontakt zu den Emanationen. Versuch diesmal nicht, eine Vereinigung herzustellen, sondern bemühe dich einfach nur, Ebbe und Flut zu verfolgen. Stell fest, wie stark die Bewegung ist und zwischen welchen Punkten sie stattfindet. Kannst du mir folgen?«
    » Ja, Herr.«
    » Dann lass dich nicht länger aufhalten«, befahl Questor Ro und wedelte mit der Hand zur Tür. Der erschöpfte Vagar verbeugte sich und verließ die Kabine. Questor Ro hatte den Mann bereits vergessen, noch bevor sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
    Karesh Var war schon viele Male gefragt worden, was ihn zu einem so großartigen Jäger machte. Junge Männer waren von seinen Erfolgen bei der Mammutjagd fasziniert. Er beantwortete keine ihrer Fragen. Hatten sie denn keine Augen im Kopf, um seine Geschicklichkeit zu sehen? Sahen sie die Narben nicht, die er trug, den üblen Schnitt auf seinem Wangenknochen, den gezackten Riss, der ihn ein halbes Ohr gekostet hatte? Wurde ihnen nicht klar, dass er, obwohl sein jugendlicher Leichtsinn ihn in so manch gefährliche Situation gebracht hatte, überlebt und aus seinen Fehlern gelernt hatte? Die Antwort war ganz offensichtlich nein. Sie beobachteten ihn, versuchten ihn nachzuahmen und scheiterten. Und da Männer nun einmal so sind, wie sie sind, nannten sie ihn einen Glückspilz. Sie behaupteten, er wäre von den Göttern gesegnet, spekulierten, er trüge einen geheimen Talisman bei sich, der die Mammuts zu ihm führte. Karesh fand das alles nur wenig vergnüglich.
    Beiläufig rieb er sich über die lange, leuchtende Narbe auf seiner rechten Wange. Die Kralle eines Krals hatte ihm beinahe sein Gesicht zerfetzt, aber er hatte diese Menschenbestie mit einem Dolchstoß ins Herz getötet. Nicht zuletzt dieser Vorfall hatte ihn gelehrt, auf der Jagd immer wachsam und geduldig zu sein. Der Tod lauerte überall in diesem eisigen Land. Und was seine Geschicklichkeit gegenüber den Mammuts anging… Sie entsprang der Liebe zu diesen Tieren und der endlosen Magie, welche die Liebe erzeugt. Obwohl er das niemals seinen Gefolgsleuten erklären würde. Sollen sie es doch selbst herausfinden, dachte er. Warum sollte ein Mann seine Geheimnisse verraten, die ihm unter seinem Volk so viel Ruhm einbrachten?
    Außerdem hätten sie über eine solche Erklärung nur gelacht.
    Denn Karesh Var liebte die Mammuts, fand sie die Verkörperung

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