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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wilden Tiere gibt, die uns gefährlich werden könnten. Und mit Fang und Nordwind als Wächter werden wir vor jeder Gefahr gewarnt.«
    Während Isis weiter versuchte, den Geist dieses Ortes zu verstehen, erforschten die beiden Männer die Umgebung. Vergeblich.
    In der Abenddämmerung kamen sie zu ihr zurück.
    »Wir haben keine einzige Steinhütte gefunden«, bedauerte Sekari. »Dann mache ich uns Laubbetten.«
    »Wir sollten aber eigentlich nicht schlafen«, meinte Isis. »Im Mondlicht, der himmlischen Darstellung von Osiris, wird der Schleier von dem Geheimnis gelüftet. Seht nur, heute Nacht haben wir Vollmond, dieses Auge wird uns erleuchten.«
    Trotz seiner Müdigkeit war Sekari bereit, wach zu bleiben. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ihn ein derartiger Auftrag um den wohl verdienten Schlaf brachte. Iker setzte sich neben Isis. Er genoss jeden Augenblick dieses unverhofften Glücks, das es ihm erlaubte, in ihrer Nähe zu sein.
    »Sehen wir Ägypten wieder?«
    »Nicht ohne das grüne Gold«, antwortete die Priesterin.
    »Punt ist nur ein Teil unserer Reise, und wir dürfen nicht scheitern.«
    »Habt Ihr die schreckliche Prüfung schon hinter Euch, Isis?«
    »Nein, und ich weiß weder Tag noch Stunde, die Entscheidung liegt nicht bei mir.«
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und ergriff ihre Hand; sie zog sie nicht zurück. Auch als sein Fuß vorsichtig den der jungen Frau berührte, hatte sie nichts dagegen. Punt wurde für ihn zum Himmel. Iker betete darum, dass die Zeit stillstehen möge, dass sie und er Standbilder werden könnten, dass nichts und niemand dieses unsagbare Glück zerstören würde. Er hatte Angst zu zittern, wagte nicht zu atmen und so diese wundervolle Einheit aufzulösen. Das Mondlicht veränderte sich und wurde auf einmal so hell wie die Sonne. Es war auch nicht mehr silbern, sondern golden, und ergoss sich über die Mine, aber nur über sie.
    »Die Verwandlung vollzieht sich am Himmel«, sagte die Priesterin leise.
    Drei Schritte vor ihnen wurde die Erde mit einem Mal durch ein Feuer aus den tiefsten Tiefen von innen erleuchtet. Gespannt sahen Nordwind und Fang diesem Schauspiel zu, und auch der müde Sekari verpasste nichts davon. Isis drückte sich enger an Iker. Hatte sie Angst, oder wollte sie ihm so – wortlos – ihre wahren Gefühle offenbaren?
    Er fragte sie nicht, aus Angst, dieser schöne Traum könnte zerplatzen.
    Das Gold machte wieder dem Silber Platz, der Mond beruhigte sich und die Erde auch.
    »Jetzt müssen wir graben«, sagte Sekari.
    Er nahm zwei Picken und gab eine Iker.
    »Was glaubst du denn? Doch nicht etwa, dass ich mich hier allein abrackere?«
    Der Königliche Sohn war also gezwungen, sich von Isis zu lösen, und diese Trennung stürzte ihn in tiefste Verzweiflung. Als sie diese Vertraulichkeit zuließ, diese Augenblicke der Zärtlichkeit mit ihm teilte und seine Liebe nicht zurückwies, hatte sie ihm da nicht zu verstehen gegeben, dass es ein Morgen gab?
    Die beiden Freunde mussten nicht tief graben.
    Schnell entdeckten sie sieben große Lederbeutel.
    »Die Goldschürfer verwenden ganz ähnliche«, sagte Sekari. Isis öffnete einen Beutel und fand das Gold von Punt. Die übrigen sechs Beutel enthielten den gleichen Schatz.

    Im Dorf ließen es sich die ägyptischen Soldaten derweil gut gehen. Sie wurden verhätschelt und verwöhnt, vertrieben sich die Zeit mit Essen und Trinken und verführten die hübschen jungen Eingeborenen, denen sie die erstaunlichsten Lügengeschichten von der Eroberung eines unbekannten Ozeans bis hin zum Fang von Riesenfischen erzählten. Die Mädchen waren hingerissen vor Bewunderung und taten so, als würden sie alles glauben.
    »Das Fest ist zu Ende«, verkündete Sekari. »Wir fahren nach Hause.«
    Diese Entscheidung wurde nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Aber wer wollte sich schon beklagen, dass es zurück nach Ägypten ging? So schön es hier auch sein mochte, kein Land konnte da mithalten. Deshalb kümmerte sich die Besatzung gern um die Vorbereitungen für die Abreise.
    »Hast du denn gefunden, was du hier gesucht hast?«, fragte das Dorfoberhaupt Iker.
    »Ja, dank deines freundlichen Empfangs und deiner Hilfe kann der Baum des Lebens gerettet werden. Ich hätte mich noch gern bei dem Abdecker bedankt, aber er hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Hast du nicht den großen Affen oben in den Bäumen gesehen? Die Überlieferung sagt, er ist der Hüter des grünen Goldes. Weil er dir gewogen war, wollen wir zum

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