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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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einzuschleichen, was der zweite Leichnam nur noch unterstrich.
    Wie konnte man nur so grausam sein und ein menschliches Wesen so verstümmeln, selbst wenn es sich um einen Feind handelte? Der Hingerichtete hatte kein Gesicht mehr, aber es war nicht schwer festzustellen, wer er gewesen war. Ein Offizier, der nur mit äußerster Anstrengung gegen seine Übelkeit ankämpfen konnte, bedeckte den Leichnam mit einem weißen Tuch.
    »Wie lauten Eure Befehle, General?«
    »Ganz Sichern wird nach Verdächtigen durchkämmt, die Streifen auf dem Land werden verstärkt. Diese beiden tapferen Männer sollen vorläufig mumifiziert und in ihre Heimat Memphis zurückgebracht werden.«
    »Den Blonden kannte ich gut«, sagte der Offizier traurig.
    »Wer ist denn der andere?«
    »Auch er war ein erstaunlicher junger Mann.«
    Langsam ging Nesmontu in sein Arbeitszimmer. Er hatte nun die schmerzliche Aufgabe, Pharao Sesostris einen Brief zu schreiben, in dem er ihn über den schrecklichen Tod des Königlichen Sohnes Iker unterrichten musste.

    9

    »Nein, Ihr seid nicht krank.«
    »Aber Gua, was soll das?«, beharrte Medes’ Gattin. »Ich leide entsetzlich!«
    Der kleine, schmächtige Arzt, der immer mit seiner schweren Ledertasche unterwegs war, hatte seine Heimatprovinz nur ungern verlassen. In Memphis war er aber inzwischen einer der angesehensten Ärzte und erzielte beachtliche Erfolge, die seinen guten Ruf mehrten, obwohl Gua mit seinen Kranken sehr streng war und ihnen ihren Lebenswandel und die ungesunde Ernährung vorwarf.
    »Woran Ihr wirklich leidet, ist ein Überfluss an Fett. Wenn Ihr nicht endlich damit aufhört, morgens, mittags und abends so fett zu essen, wird Eure Leber bald platzen. Da die Leber Maats Körperteil ist, werdet Ihr zum Opfer von Schwindel und Unwohlsein.«
    »Gebt mir heilsame Mittel, Gua, verschreibt mir Pillen und Salben!«
    »Wenn Ihr nicht streng fastet, hat das überhaupt keinen Sinn. Reißt Euch zusammen, dann können wir weitersehen.«
    Obwohl ihn Medes’ Gattin übel beschimpfte, blieb Gua unerbittlich. Schließlich musste ihr Mann eingreifen und seine Frau wieder zur Vernunft bringen. Nachdem er sie in ihr Zimmer gesperrt hatte, empfing der Sekretär des Königlichen Rates Gergu, der gerade aus Abydos zurückgekommen war.
    »Ist die Bereitschaft unseres guten Bega zur Zusammenarbeit noch immer so groß?«
    »Er will reich werden, aber das genügt ihm nicht. Sein gewaltiger Hass auf den Pharao macht ihn nur umso entschlossener.«
    »Dieser alte Priester scheint mir zuverlässig zu sein«, meinte Medes. »Jetzt zeigt sich jedenfalls sein wahres Wesen. Von Neid und Missgunst zerfressen, hat er sich selbst betrogen, als er sich glauben machte, er wolle Osiris dienen und sich mit Armut zufrieden geben! Heute hat er nur noch einen einzigen Herrn, nämlich den Propheten. Das Böse begeistert mich, Gergu, weil es immer alles fertig bringt. In einem einzigen Augenblick kann es zerstören, was Maat in vielen Jahren aufgebaut hat. Wenn dieses Land, seine Tempel und seine Gesellschaft erst einmal ein Ruinenfeld sind, können wir ungehindert schalten und walten.«
    Kühler Weißwein stillte Gergus Durst. Wenn ihm sein Herr so sein Herz ausschüttete, hörte er lieber nicht so genau hin. Sollte es in der anderen Welt doch ein hohes Gericht geben, wollte er den Richtern dort weismachen, dass er von nichts eine Ahnung gehabt hätte, und um ihre Nachsicht bitten.
    »Was hast du diesmal mitgebracht?«
    »Eine sehr schöne Stele mit einer Darstellung von Osiris und dem heiligen Spruch von Abydos, der den Verstorbenen in den Ahnenkult aufnimmt. Damit machen wir ein Vermögen!«
    »Sind deine Leute nach wie vor ganz sicher?«
    »In Abydos habe ich einen Wachmann gekauft, was allerdings sehr teuer war, außerdem einen Eurer Boten, der die Beute ebenfalls für teures Geld auf einem Eurer Schiffe transportiert. Bega ist der Ansicht, dass wir sehr vorsichtig sein müssen und nie mehr als eine Stele auf einmal holen dürfen.«
    »Sobald dieser Handel abgeschlossen ist, musst du unsere Freunde beim Zoll mal wieder schmieren und ein neues Zwischenlager für das Edelholz aus dem Libanon finden.«
    Gergu schätzte diese heimlichen Geschäfte sehr. Für solche Bestechungsgeschichten bedurfte es weder Götter noch Zaubereien, sondern lediglich genauer Kenntnisse der Hafenverwaltung und der bestechlichen Beamten.

    Die düstere Stimmung im Palast überraschte Medes. Zwar verlangte der Pharao von den Schreibern und Hausdienern

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