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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Schlaf länger Widerstand zu leisten. In seinem augenblicklichen Zustand hätte er keine Kraft gehabt zu kämpfen.
    »Das wird ein leichtes Spiel«, sagte der Unruhige und befreite sich von seiner Last.
    »Wovon redest du?«, fragte Dreizehn.
    Der Unruhige nahm den Jungen beiseite.
    »Ich habe meine Befehle.«
    »Welche denn?«
    »Lass mich nur machen und stör mich nicht.«
    »Ich würde aber schon gern wissen, worum es geht!«
    »Hör zu, Kleiner, du kommst dir wohl sehr wichtig vor, aber unser Oberhaupt ist der Prophet.«
    »In diesem Punkt sind wir uns einig.«
    »Du hast eben einen Verräter getötet, und ich werde einen zweiten töten…«
    »Willst du damit etwa sagen…?«
    »Dieser Ägypter ist kein echter Gefangener, sondern ein Anhänger des Pharaos. Er spielt uns nur etwas vor, um sich unser Vertrauen zu erschleichen. Zum Glück sind wir aber gut unterrichtet. Deshalb wurde er nur aus seinem Käfig befreit, um zu sterben. Nachdem er schläft, wird er wohl kaum Widerstand leisten.«
    Der Unruhige trat zu Iker und kniete sich neben ihn. Als er dem Schlafenden das Herz durchbohren wollte, grub sich eine Messerspitze tief in seine Seite, die Zunge fuhr ihm wie eine aufgerichtete Schlange aus dem Mund, seine Glieder wurden steif, und er sank neben den Ägypter.
    »Der Prophet ist unser oberster Herr, und er hat mir befohlen, Iker zu retten«, sagte Dreizehn.

    Die ersten Sonnenstrahlen weckten den Königlichen Sohn. Er war so steif, dass er sich nur mit Mühe aufrichten konnte. Das Erste, was er sah, war ein Junge, der Speck kaute; dann zwei Leichen, von denen eine entsetzlich zugerichtet war. Anstelle des Gesichts nur noch blutiger Brei.
    Obwohl Iker so gut wie nichts im Bauch hatte, was er erbrechen konnte, drehte es ihm doch den Magen um.
    »Was ist hier geschehen?«
    »Der Blonde war ein Spitzel von General Nesmontu. Er hatte sich vor über einem Jahr in einen kanaanitischen Stamm eingeschlichen, aber wir haben ihn jetzt enttarnt. Deshalb musste ich ihn ausschalten.«
    »Und der andere?«, fragte Iker entsetzt.
    »Der war ein guter Soldat, aber überheblich. Er wollte dich töten.«
    »Und du… Du hast mich gerettet?«
    »Befehl von ganz oben. Ich heiße Dreizehn, weil ich immer das Alter meiner ersten großen Tat behalten werde. Ich bin ein treuer Schüler des Propheten und habe die Ehre, besonders heikle und vertrauliche Aufgaben für ihn zu erledigen.«
    »Dann… Dann weißt du also, wer ich bin?«
    »Du heißt Iker und bist der Königliche Sohn von Sesostris, den du ermorden wolltest. Aus Angst, festgenommen zu werden, hattest du vor, dich den Reihen der aufständischen Kanaaniter anzuschließen.«
    »Willst du mir denn helfen?«
    »Ich nehme dich mit zu meinem Stamm. Dort kannst du gegen den Unterdrücker kämpfen.«
    Iker traute seinen Ohren nicht. Das war zwar nur ein erster Schritt, aber er schien sehr vielversprechend!
    »Warum hast du diesen Unglücklichen so entstellt?«
    »Weil wir seine Leiche brauchen. Sieh ihn dir genau an: Er ist genauso groß wie du, hat den gleichen Körperbau und die gleichen Haare. Nur sein Gesicht sah anders aus als deins. Deshalb musste ich es zerstören. Deine beiden Narben habe ich auch nicht vergessen – eine an der Schulter, eine an der Brust. Wenn die ägyptischen Soldaten diese Leiche und die von dem Blonden finden, werden sie glauben, dass ihre beiden Spitzel getötet worden sind.«
    Iker fuhr zusammen. »Hältst du mich etwa für einen Spitzel?«
    »Mein Stamm macht aus dir einen Widerstandskämpfer für Kanaan. Den Königlichen Sohn Iker gibt es nicht mehr, für dich beginnt jetzt ein neues Leben. Und das wird voll und ganz im Dienst unserer Sache stehen.«
    Iker fühlte sich in der Lage, diesen Jungen loszuwerden und nach Sichern zurückzukehren. Aber Dreizehns hässliches Lächeln lähmte ihn irgendwie.
    Und wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Kanaaniter auf und umringte seine Beute.

    Entsetzt starrten die Soldaten aus der Kaserne von Sichern auf die beiden Leichname, die vor ihnen im Kasernenhof auf dem Boden lagen.
    Sogar General Nesmontu, der schreckliche Anblicke gewöhnt war, war erschüttert. Er hatte den Blonden gern gemocht, einen mutigen Freiwilligen, der kurz davor schien, die Früchte langer Anstrengungen zu ernten. Offensichtlich war er unvorsichtig gewesen und hatte einen tödlichen Fehler begangen. Es erwies sich also anscheinend doch als unmöglich, sich bei den widerständischen Kanaanitern

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