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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ausreichend volle Wasserschläuche hatte. Falls dieser Zwangsaufenthalt länger dauern und man in der Nähe keine Brunnen finden würde, wie sollten sie dann überleben?
    Die meisten wurden von Zweifeln geplagt. Endete diese erfolgreiche Unternehmung etwa in einem schrecklichen Unglück?
    Sesostris blickte auf einen grauen Felsen.
    Und plötzlich bemerkte Iker, dass sich dieser Felsen ganz langsam in Richtung Fluss bewegte.
    »Das ist gar kein Felsen«, sagte Sekari, »sondern eine Schildkröte, eine riesengroße Schildkröte! Dann sind wir gerettet.«
    »Was macht dich denn so zuversichtlich?«
    »Der Pharao hat Ordnung an die Stelle von Unordnung gesetzt. Die Schildkröte bedeutet gleichzeitig Himmel und Erde. In ihrer irdischen Form ist sie eine Schale voller Wasser. Und diese Schale wurde in den Himmel geholt, um die Quellen des Nils zu schaffen. Weil Himmel und Erde die Taten des Pharaos für gerecht halten, wird die Schildkröte den Fluss, den sie verschluckt hatte, wieder ausspeien und den Boden fruchtbar machen.«
    Vom Ruder des königlichen Schiffes aus sah Iker zu, wie das eindrucksvolle Tier sich in seinem eigenen Rhythmus und ohne Hast vorwärts bewegte.
    Langsam begann der Nil zu steigen und wechselte seine Farbe. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er wieder schiffbar war.

    43

    Der stellvertretende Leiter des Zolls im Hafen von Memphis, ein großer, fröhlicher und liebenswerter Mann, der jedoch über wenig Willensstärke verfügte, hatte gerade einen üppig bezahlten Auftrag angenommen. Einer der Leute des Libanesen hatte ihm vorgeschlagen, sich mit Sobek unter vier Augen zu treffen. Gab es nicht vielleicht doch die eine oder andere Schwäche, die der Beschützer hinter seiner strengen und unnachgiebigen Fassade verbarg?
    Der Zöllner war zwar in den unrechtmäßigen Handel mit Edelhölzern verwickelt, kannte aber weder die Auftraggeber noch die Käufer. Er begnügte sich damit, die Frachtlisten und die amtlichen Unterlagen zu fälschen. Je weniger er von der Sache wusste, umso besser für ihn. Mit Hilfe solcher kleiner, aber lohnender Betrügereien hatte er sich in der Hauptstadt in guter Lage ein neues Haus gekauft und plante, demnächst einen Acker zu erwerben. Blieb nur noch die Sache mit Sobek, die er umgehend angehen wollte.
    »Es freut mich außerordentlich, mit unserem obersten Sicherheitsbeamten speisen zu dürfen! Nach dem Schrecken, der unsere Stadt in Trauer versetzt hatte, hast du schnell wieder für Ruhe und Ordnung gesorgt.«
    »Das sieht nur so aus.«
    »Eines Tages nimmst du die Aufständischen alle fest, davon bin ich überzeugt!«
    Der Beamte ließ sich den Lauch in Kuminsauce schmecken.
    »Arbeit bleibt Arbeit«, fuhr er in ernstem Ton fort, »und wir haben mehr als genug davon. Muss man da nicht auch an die vergnüglichen Dinge des Lebens denken? Wünschst du dir zum Beispiel nicht ein schönes Heim?«
    »Meine Dienstwohnung genügt mir vollkommen.«
    »Jetzt vielleicht! Aber denk einmal an die Zukunft. Nur mit deinem Gehalt kannst du dir nicht alle deine Wünsche erfüllen. Und viele Würdenträger sind Geschäftsleute. Bei deiner Stellung solltest du das nicht außer Acht lassen.«
    Sobek fragte nach: »Wie meinst du das genau?«
    Der Zöllner spürte, dass der Beschützer angebissen hatte.
    »Ohne dass du es weißt, bist du im Besitz eines kleinen Vermögens.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Du hast doch das Recht, amtliche Unterlagen zu unterzeichnen. Und diese Unterschrift ist viel Geld wert, sogar sehr viel Geld! Du müsstest nur ein bisschen damit handeln, also sie hin und wieder vergessen oder unter Genehmigungen setzen, die wesentlich einträglicher sind als der übliche Krempel, der dir nichts einbringt. Die Sache ist völlig ungefährlich, aber der Gewinn ist beachtlich. Haben wir uns verstanden?«
    »Allerdings.«
    »Ich wusste doch, dass du ein kluger Kerl bist. Lass uns auf eine strahlende Zukunft trinken!«
    Doch der Zöllner musste allein trinken.
    »Konntest du dir vielleicht auf diese Weise ein sehr schönes Haus leisten, das weit über deine Verhältnisse geht?«, fragte Sobek ganz ruhig.
    »Ja, stimmt genau… Aber weil du mir gefällst, will ich dich an meinen kleinen Nebengeschäften teilhaben lassen.«
    »Ich hatte dich zum Essen eingeladen, weil ich dich in dieser Angelegenheit befragen und in aller Ruhe ein Geständnis von dir hören wollte. Unter den augenblicklichen Umständen sollte die Verhaftung eines bestechlichen Zollbeamten ohne unnötiges

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