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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kommst, sei von der dreifachen Geburt belebt.«
    Als man Isis von der Haut befreite, berührte der Kahle ihren Mund, ihre Augen und ihre Ohren mit dem Ende eines Stabs, der aus drei Riemen ebendieser Haut bestand.
    »Tochter des Himmels, der Erde und der Sterne, von nun an Schwester von Osiris, wirst du ihn bei den Ritualen vertreten. Als Priesterin schenkst du den Symbolen Leben und lässt sie auferstehen, damit sie die Überlieferung von Abydos bewahren. Jetzt bleibt nur noch eine Tür, durch die du gehen musst, das ist die Tür zum Goldenen Kreis. Willst du das?«
    »Ja, das will ich.«
    »Ich muss dich aber warnen, Isis. Dein Mut und deine Willenskraft haben dich bis hierher gebracht, aber werden sie ausreichen, um diese gefahrvollen Prüfungen zu bestehen?
    Viele sind daran gescheitert, und nur sehr wenige haben sie gemeistert. Glaubst du nicht auch, dass deine Jugend einen großen Nachteil für dich darstellt?«
    »Die Entscheidung liegt bei Euch.«
    »Bist du dir wirklich der Gefahren bewusst?«
    Ikers Gesicht tauchte vor ihr auf – ohne ihn hätte sie vielleicht aufgegeben. Aber man hatte ihr bereits so viele Kostbarkeiten geschenkt! Gerade wegen dieser jungen Liebe spürte sie jetzt ganz deutlich, dass sie bis ans Ende ihrer Reise gehen musste.
    »An meinem Wunsch hat sich nichts geändert.«
    »Dann lernst du jetzt den Weg des Feuers kennen, Isis.«

    44

    Als Medes auf Elephantine das Schiff verließ, hatte er endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Obwohl ihm noch schwindlig war und er nichts Vernünftiges essen konnte, fühlte er sich allmählich wieder wohler. Doch plötzlich ertönte der Befehl des Pharaos: Sofortiger Aufbruch nach Abydos. Wieder der Landesteg, das Schiff und dieses Schlingern, das ihn beinahe um den Verstand brachte! Trotz dieser Qualen kam der Sekretär des Königlichen Rates seinen Aufgaben pflichtbewusst und sachkundig nach. Täglich brachen die Boten mit neuen Nachrichten auf, und auch das kleinste ägyptische Dorf erfuhr von der Befriedung Nubiens. Bei der Bevölkerung genoss Sesostris inzwischen das Ansehen eines leibhaftigen Gottes.
    Gua untersuchte ihn ausführlich.
    »Ich sehe meine Vermutung bestätigt: Eure Leber ist in einem erbärmlichen Zustand! Ihr nehmt jetzt vier Tage lang einen Saft aus dem Auszug von
    Lotusblättern,
    Brustbeerenbaumholzmehl, Feigen, Milch, Wacholderbeeren und süßem Bier. Das ist zwar kein Wundermittel, aber es wird Euch Erleichterung verschaffen. Danach haltet Ihr Euch beim Essen und Trinken deutlich zurück. Sollten die Beschwerden erneut auftreten, nehmt Ihr wieder den Saft.«
    »Ich muss nur wieder zurück nach Memphis, dann geht es mir ausgezeichnet. Schiffsreisen machen mich einfach krank.«
    »Meidet unbedingt Fett, mit Butter gekochte Speisen und schweren Wein.«
    Gua war wie immer in Eile, weil er ans Krankenbett eines fiebernden Soldaten musste, aber er machte sich so seine Gedanken. Jeder gute Arzt wusste, dass die Leber das Wesen eines Menschen widerspiegelte. Wohnte nicht Maat in der von Re, dem Ausdruck himmlischen Lichts? Indem der Pharao Maat schenkte, machte er dieses Licht ausdauernd und Res Wesen wohlwollend.
    Doch das Organ von Medes litt an ganz besonderen Krankheiten, die nicht zu dem unbeschwerten, umgänglichen Eindruck passten, den er vorgab. Bei solch einer Leber konnte Maat nur knapp bemessen sein!
    Gua begegnete dem Königlichen Sohn.
    »Was macht deine Verletzung?«
    »Sie ist fast vollständig verheilt. Ich bin Euch sehr dankbar.«
    »Du solltest vor allem deiner robusten Gesundheit dankbar sein, und vergiss nicht, so viel frisches Gemüse wie möglich zu essen.«
    Iker traf den Pharao am Bug des königlichen Schiffes. Nachdenklich betrachtete der König den Nil.
    »Um isefet zu besiegen und die Herrschaft des Lichts zu ermöglichen, vollzieht der Schöpfer vier Taten«, sagte Sesostris. »Zuerst lässt er die vier Winde entstehen, damit jedes Lebewesen atmen kann. Dann erschafft er den großen Strom, aus dem Groß und Klein ihr Wissen schöpfen können. Als Drittes formt er jedes Lebewesen nach seinem Ebenbild. Indem die Menschen aus freien Stücken Böses tun, verlassen sie die himmlische Ordnung. Mit seiner vierten Tat sorgt er dafür, dass die Herzen der Eingeweihten nicht den Westen vergessen und sich vor allem mit den Opfergaben für die Gottheiten beschäftigen. Wie können wir das Werk des Schöpfers fortsetzen, Iker?«
    »Mit Hilfe der Rituale, Majestät. Öffnen sie nicht unser Bewusstsein für die

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