Der Weg des wahren Mannes
Weibliche wirkt absolut erregend auf diesen Mann. Er ist ein Mann, der seine Gefährtin gerne voller Leidenschaft umarmt und mitreißt – allerdings nicht wie ein altmodischer Macho, sondern mit so viel Liebe, dass sie sich auflöst und beide in der Fülle des Liebens verschwinden. Mit seiner Arbeit und seiner Sexualität widmet er sich ganz der Verkörperung der Liebe auf dieser Erde, und er tut das als freier Mann, weder von äußeren Konventionen noch von innerer Feigheit eingeschränkt. Dieser sich neu entwickelnde Mann ist kein ängstlicher Maulheld, der sich wie King Kong in Pose wirft, als befehlige er das Universum. Er ist auch kein New-Age-Softie, der ohne Rückgrat, ständig lächelnd, mit verklärtem Blick um sich schaut. Er hat seine maskuline und seine feminine Seite angenommen, aber bevorzugt keine von beiden. Er muss nicht immer recht haben, aber auch nicht immer berechenbar, kooperativ und mitteilsam sein wie ein androgyner lieber Junge. Er lebt aus dem tiefsten Kern seines Wesens, teilt furchtlos seine Gaben mit anderen, fühlt durch den verstreichenden Augenblick hindurch in die Offenheit der Existenz hinein und verpflichtet sich voll und ganz der Erweiterung der Liebe. Um die Absicht, die ich mit Der Weg des wahren Mannes verfolge, genauer zu definieren, möchte ich zunächst auf einige Prinzipien der sexuellen und spirituellen Entwicklung eingehen. Bis vor kurzem waren die modernen Männer- und Frauenrollen festgeschrieben und voneinander getrennt. Die Männer sollten hinausgehen und Geld verdienen. Die Frauen sollten zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Oft manipulierten die Männer die Frauen mit körperlichen und finanziellen Drohungen. Und die Frauen manipulierten die Männer mit emotionalen oder sexuellen Streicheleinheiten und Sticheleien. Typische, überzogene Karikaturen dieser Zeit sind der aufgeblasene Macho und das brave Hausmütterchen. Wenn Sie dieses Buch lesen, haben Sie sich wahrscheinlich über diese erste Phase des sexuellen Wachstums hinausentwickelt, oder Sie können zumindest darüber lächeln.
Als Nächstes kam eine Phase – und sie ist noch nicht zu Ende –, in der sowohl Männer als auch Frauen versuchten, ihre inneren maskulinen und femininen Energien fifty-fifty auszupendeln und sich mehr aneinander anzugleichen. So begannen amerikanische Männer in den 1960er-Jahren, ihre innere Weiblichkeit zu betonen. Sie lernten, im Fluss zu sein. Sie verzichteten auf ihr starres, eindimensionales männliches Gehabe, ließen sich die Haare wachsen und fanden Freude an bunter Kleidung, der Natur, Musik und einer sorgloseren, sinnlicheren Lebensweise – an allem, was die Ausstrahlung, die Kraft und die Fülle der Lebensenergie verstärkte: Sie gaben dem Femininen in sich mehr Raum. Gleichzeitig taten die Frauen das Gegenteil. Sie verstärk-ten das Maskuline in sich, das sich auf der Ebene menschlicher Eigenschaften als Zielgerichtetheit, Ent-schlussfähigkeit und Visionskraft äußert. Die Frauen gewannen finanzielle und politische Unabhängigkeit. Sie stürzten sich auf ihre Karrieren, konzentrierten sich mehr auf langfristige persönliche Ziele, schrieben sich zahlreich an Universitäten ein, machten hochgradige Abschlüsse und lernten, ihre Bedürfnisse und Wünsche klarer durchzusetzen. Wenn Sie dieses Buch lesen, sind Sie wahrscheinlich ausgeglichener als Ihre Eltern es waren. Als Frau sind Sie wahrscheinlich unabhängiger und durchsetzungsfähiger als ihre Mutter, und als Mann können Sie Ihre Gefühle besser ausdrücken und sind aufgeschlossener als Ihr Vater. Oder zumindest erscheinen Ihnen diese Eigenschaften akzepta-bel, selbst wenn Sie sie nicht ausdrücken. Vergessen Sie nicht: Noch vor nicht allzu langer Zeit erweckten ein Mann mit einem modischen Haarschnitt oder einen Frau im Hosenanzug allgemeines Misstrauen.
Es war gut, dass die Männer im Laufe der Zeit ihre innere Weiblichkeit annahmen und die Frauen ihre innere Männlichkeit. Sie wurden vollständiger, heiler, nicht mehr so zersplittert. Sie waren nicht mehr so abhängig voneinander: Die Männer konnten tatsächlich Windeln wechseln und die Frauen ohne Probleme tote Mäuse aus der Mausefalle entfernen. Machos wurden lockerer und zeigten mehr Gefühle, und unterwürfige Hausfrauen wurden unabhängiger und zielgerichteter. Das war für alle eine Verbesserung. Aber diese Fifty-fifty-Phase ist nur der zweite Wach-stumsschritt für Männer und Frauen. Sie ist nur eine Übergangsphase,
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