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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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unten im Endbearbeitungsstudio und schnappten sich die Masterbänder von Rock Solid.
    Der Plan war simpel. Um ein Uhr würde Witt aufhören, mit dem hinreißenden Clown zu flirten, der Zuckerwatte verkaufte, und mit ihr im Labyrinth des Gebäudes verschwinden. Fünf Minuten später sollte ich zu Honey hinübergehen und ihr sagen, daß ein Telekom‐Anruf für sie da sei. Ich würde sie aus dem Raum und die Angestelltentreppe hinunter in den Produktionsbereich führen. Wir wollten uns alle in Studio 3b treffen, damit Witt dort die Freigabecodes für das Master‐Sinn‐Programm eingab. Jack würde es nach weiß Gott wohin hinabladen und die Datenspeicher zum Absturz bringen. Von da an hieß es nur noch: rauf aufs Dach und weg!
    Einfach und geradlinig. Zumindest war es so von uns geplant.
    Witt war gerade mit Janey verschwunden, als der Ärger begann. Ich nahm Getränkebestellungen entgegen, da spürte ich ein vertrautes Wärmegefühl im Hinterkopf. Mein Retina-Display gab an, daß eine chiffrierte Sendung auf Stimmkanal‐2  hereinkam. Ich rief sie auf, und Jacks Stimme erfüllte meinen Kopf. »Liam, alter Kumpel, ich denke, wir sind erledigt. Over.«
    Ich gab mein Tablett einem der Gäste, stopfte ihm auch den Bestellblock in die Hosentasche und spazierte davon.
    »Probleme? Over!« fragte ich lautlos.
    »Sechs Decker sind gerade ins System eingedrungen. Drei durch die Zugriffsknoten und drei über den Sicherheits-Hauptprozessor«, sagte er. »Sie brausen volle Pulle durch die Anlage. Sie wissen, daß jemand hier ist, und sind mächtig scharf auf sein Hirn. Ich bin mir verdammt sicher, daß ich es nicht verpfuscht habe. Over.«
    »Roger, halt dich bereit. Over.« Ich suchte eine ruhige Stelle des Raums auf und schaltete auf Stimmkanal‐1 zu Rafe. Er reagierte sofort, und ich setzte ihm das Problem auseinander.
    »Sag Jack, er soll sich versteckt halten, bis er weiteres hört«, sagte Rafe. »Inzwischen hol Honey und bring sie her! Over.«
    »Roger«, bestätigte ich und erhielt dafür einen seltsamen Blick von einer dunkelhäutigen Frau mit lebendigen Reptilien im Haar. »Schon unterwegs. Over.« Ich schaltete wieder auf Jacks Kanal um, während ich in Honeys Richtung eilte. Ich erreichte sie, als Jack sich gerade meldete.
    »Hab verstanden, Liam, nur langsam hab ich keinen Platz mehr, an dem ich mich verstecken könnte. Diese Jungs machen sich überhaupt nichts daraus, was sie alles rösten, nur um mich zu finden. Ich denke, einer von ihnen ist The Waco Kid, ein Decker von LoneStar. Over«, sagte er, und mir wurde in diesem Moment alles klar. Neben Honey stand der Typ, der George Van Housten vor Cortez’ Wohnung getroffen hatte.
    Sein Namensschild las sich wie ›J. Redstone‹. Neben ihm standen zwei weitere uniformierte LoneStar‐Wachmänner.  Redstone lächelte. »Na, wenn das nicht unser Mr. Geschäftsmann ist. Ich dachte mir schon, daß ich dich kenne, Chummer.« Er legte Honey eine Hand auf die Schulter. »Suchst du jemanden?« erkundigte er sich freundlich. Honey blieb bemerkenswert ruhig und betrachtete mich erwartungsvoll.
    Ich schaltete Kanal 6 ein und sendete von nun an zu Honeys subdermalem Simsinn‐Empfangsinterface. »Laß den rechten Ohrring fallen«, formulierte ich in Gedanken.
    »Was war das?« fragte Redstone und schaute besorgt drein.
    Er dachte, ich hätte gerade einen Mitrunner in einem anderen Teil des Gebäudes gewarnt, und war sehr überrascht, als Honey die Hand hob, den rechten Ohrring losriß und fallen ließ. Die drei Kügelchen in dem bimmelnden Ring, den Janey ihr vorher heimlich zugesteckt hatte, zerplatzten beim Aufprall. Eines produzierte nur Schockschall, während sich die beiden anderen in Rauch auflösten.
    Redstone trat zurück, und ich brachte rasch die letzten paar Meter hinter mich. Ich hatte nicht ganz Janeys Chip‐Reflexe, war aber auch nicht sonderlich langsam. Ich schlug Redstone genau auf die richtige Stelle des Solarplexus, sah zu, wie er hinfiel, trat mit weitausholendem Schwung nach dem nächsten Wachmann und streckte ihn ebenfalls nieder. Der dritte LoneStar‐Mann stürzte sich auf mich, und die Cheap-Charlie‐Muskeln wölbten sich unter dem Uniformhemd.
    Er landete eine Hammerfaust auf meinem Oberschenkel. Ich duckte mich und wich nach rechts aus, während ich ihm einen Körperhaken mit der Linken versetzte. Meine Muskeln, die in San Francisco hergestellt waren, nicht in Toronto, hebelten ihn von den Beinen und schleuderten ihn rücklings in eine

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