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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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seufzten.
    Widerstrebend leiteten sie einen Neustart der gesamten Spuren ein und warteten darauf, daß die optischen Chips den Anfang neu auf die Reihe brachten. Das unbewegt lächelnde Abbild Honey Brightons stand noch einen Augenblick an der Wand über ihnen und wurde dann durch die flackernde Meldung ersetzt, daß die Spuren neu organisiert wurden. »Bei zweiundzwanzig null null möchte ich eine null Komma vier fünf  Attacke«, fuhr Witt fort. »Mit einer EC‐Modulationsverzerrung  von etwa null Komma fünf.«
    Der Assistenzprogrammierer schüttelte den Kopf und klopfte mit dem Stift auf seinen Tisch. »Witt«, sagte Jake,  »wenn wir so rangehen, wird jedem Zuschauer, der sich das reinzieht, das Hirn rausgepustet!« »Nein, wird nicht! Wir haben sie bereits mit dem Viertelimpuls während der Rapelling‐Sequenz desensibilisiert, und ich denke, sie sind jetzt reif, um richtig rangenommen zu werden.« »Keine Chance. Du machst sie nur verrückt und verschärfst die negative Reaktion um etwa drei Prozent.«
    Lipton trat dicht an Jake heran und rammte seinem Juniorprogrammierer beinahe die Finger in die Brust. »Erzähl mir nicht diesen Scheiß von negativer Reaktion! Lade mir einen Mikropuls an Beweisen herab, und ich kaufe es! Bis dahin werde ich dafür bezahlt, das Kommando zu geben, und du dafür, die Knöpfe zu drücken!«

    Jake starrte ihn für einige Augenblicke an. »Was ist los, Witt?« fragte er schließlich und zog dabei die Lippen von den Zähnen zurück. »In letzter Zeit nicht genug Schnee reingezogen?«  Liptons Augen weiteten sich, aber ehe er eine Antwort beisammen hatte oder einen Schlag austeilen konnte, wurde sein Zorn abrupt durchbrochen.
    »Entschuldige«, sagte Honey Brighton, die gerade das Studio betrat. »Witt, kann ich kurz mit dir reden?« Ihr Haar war wie gesponnenes Platin, und die Augen waren von der Farbe des Himmels in der Abenddämmerung. Witt vergaß Jake und führte sie in einen nahen Salon.
    Jake lachte hinter ihnen her. Einer der Techniker trat zu ihm.  »Sei lieber vorsichtig! Lipton hat Beziehungen!« Jake lachte erneut und warf das Haar zurück. »Witt Lipton ist technisch überholt, Chummer. Ich führe Regie bei der nächsten Rhea‐Blackwrath‐Nummer, und dann werden die Typen weiter oben schon merken, wer hier unten Talent hat! Und das ist nicht dieser verdammte Zwerg!«
    Hinter ihm wurde die Kontrollampe der Sicherheitskamera dunkel. Ein Augenblick ging vorüber, und ein Hochprioritätsimpuls suchte ein Logikverzeichnis im Hauptprozessor ab. Codes wurden eingegeben und Befehle erteilt, und ein Gerücht, das Jake Winter mit einer Serie von Prostituierten‐Verstümmelungen in Verbindung bringt, erscheint in den Nachrichtenverteilern des Unternehmens.
    Am nächsten Morgen wird er gefeuert.
    Eine weitere Kontrollampe leuchtete auf, als Witt und Honey ein Zimmer betraten.  »… bis Morgen gebraucht, Honey«, sagte Witt gerade. »Wir müssen nur ein paar Sinnschleifen einbauen.« Honey nickte, ohne eine Antwort zu geben, und ging hinüber in eine Ecke. Sie zog sich einen Stuhl heran, stellte sich darauf und riß die Sicherheitskamera von der Wand. Im nächsten Moment wurde das Mikrophon des Tischtelefons aktiviert.
    »Willst wohl nicht, daß uns jemand zuhört, wie?« fragte Witt dümmlich.
    »Du gehst weg, nicht wahr?«
    »Was? Ich weiß nicht …«
    »Du gehst weg, verläßt das Haus.«
    »Honey, wieso sollte ich das tun …«
    »Weil Wakeman dich wie einen Lohnsklaven behandelt. Weil sie einen neuen Sinn‐Chip für die Juli‐Kampagne brauchen, komme, was da wolle. Und weil du seit mehr als einem Jahr nichts mehr gemacht hast, was einen Scheiß wert wäre!«
    Sie verstummte und wartete auf seine Antwort, die jedoch nicht kam. »Und ich ebenfalls nicht.«
    »Woher … ich meine …«
    »Komm schon, Witt, verdammt! Wir kennen einander wahrscheinlich besser, als das bei den meisten Zwillingen der Fall ist. Du hast wahrscheinlich jedes einzelne verdammte Gefühl aufgezeichnet und hochfrisiert, das ich überhaupt empfinde, und ich hab deine Reaktionen darauf beobachtet. Du verabscheust diesen Laden seit mindestens vorletztem Jahr. Ich  weiß  es! Ich hab dich jetzt seit ein paar Wochen im Verdacht. Wohin willst du? New Sense?
    White Lion? Zur Fox?«
    »Brilliant Genesis.«
    »Chipwahr? Ich schätze, dann haben sie es sich anders überlegt, was das Ausspucken der ganz dicken Mäuse angeht.«
    »Glaub lieber dran.«

    »Wann ist es soweit?«
    »Morgen

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