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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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herum. Explosivgeschosse rissen donnernd riesige Löcher in Wände und Fundament. Jemand traf einen Benzinvorrat im Innern, und das Dach stieg auf einem Feuerball wie eine Rakete gen Himmel und verfehlte George Van Housens Helikopter nur knapp.
    Dicht hinter dem verchromten Wachhündchen, das sein Territorium feige im Stich gelassen hatte, rannte ich die Gasse hinunter. Ich erreichte den dunklen Eingang eines Gebäudes auf der Südseite und flog zwei Treppenfluchten in den Keller hinunter. Dort fand ich Stealth, der hier geduldig mit Zick und Zack wartete. Mit dem Daumen deutete ich auf die gegenüberliegende Wand und fragte Stealth: »Hast du Tark bereits wachgerüttelt?«
    Der Mann, den der Alte als Mordmaschine bezeichnete, schüttelte den Kopf. »Nicht mal Rauschen zu hören. Ich glaube nicht, daß er sein Funkgerät eingeschaltet hat.«
    »Wahrscheinlich überwacht er den LoneStar‐Funk.« Ich reichte Zick die AK, durchstöberte die Haufen aus Müll und Schrott und fand ein kurzes Stück Leitungsrohr. Ich bahnte mir den Weg zur Rückwand, hämmerte mit dem Rohr zweimal gegen die Hohlziegel, wartete und schlug erneut zweimal zu. Auch ohne ein Signal erhalten zu haben, entfernte sich Stealth schnell von Zick und Zack und brachte seine Kalaschnikow in Anschlag.
    Die Rückwand erzitterte, und ein knirschendes Rascheln drang durch den Keller. Ein Wandstück von etwa zwei Metern im Quadrat mit Zinnenrändern glitt einen halben Meter weit nach innen und anschließend zur Seite. Tark steckte den Kopf durch das Loch, um kurz einen Blick hereinzuwerfen, und gesellte sich zu uns in den Keller. »Zeit ist von äußerster Wichtigkeit, Gentlemen.« Er tippte sich mit einem Finger auf den Funkkopfhörer. »LoneStar nimmt Anstoß am Verlust von Mitarbeitern.«
    Sowohl Zick als auch Zack zögerten, aber nur Zick verlieh ihrem Widerwillen Ausdruck. »Er ist eine Mißgeburt!«
    Ich nickte. »Er ist auch einer von uns. Tark Graogrim, das sind Zick und Zack.«
    Tark, der nicht ganz durchschnittliche Größe erreicht, sieht einem Ork wirklich nicht sehr ähnlich, wenigstens nicht für meine Augen. Er bemüht sich sehr um ein gepflegtes Aussehen und hat erfolgreich Krieg gegen die Warzen geführt, die so viele Orks in so reichhaltiger Zahl bekommen. Er weist nicht den stämmigen Körperbau seiner Rasse auf, ist dafür aber mit einer bilateralen Symmetrie gesegnet, die vielen seines Volkes abgeht. Sicher ragen die unteren Eckhauer über die Oberlippe, aber das schmale, hübsche Gesicht wird durch sie eher betont als deformiert.
    Tark trat vor und reichte den beiden Messerjungs die Hand.
    »Wolf hat die Formlosigkeit zu einer Kunst verfeinert. Ich bin Plutarch Graogrim.«
    Ich hieb ihm auf den Rücken. »Tark hat sich erst spät verändert ‐ mit siebzehn. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seinen Magister in Westlicher Literatur von der Harvard-Universität.« Ich vermied den Begriff ›Goblinisierung‹ bei der Beschreibung seiner Umwandlung von einem unerträglich gescheiten jungen Mann in einen Ork.
    Tark nickte knapp. »Die Bildungserfahrung ermöglichte mir einen philosophischen Ausblick auf mein neues Leben.«

    Zack steigerte den Wert seiner Aktien bei mir, indem er Tarks Hand ergriff. »Ich bin Tiger Jackson, aber Wolf nennt mich Zack.«
    Zick schüttelte den Kopf und drückte dem Ork ebenfalls die Hand. »Herr im Himmel, ein weltkluger Ork! Iron Mike Morrissey, aber für meine Freunde Zick.«
    Tark warf mir einen harten Blick zu. »Ja, Wolfs Mißbrauch der englischen Sprache hat die Kommunikation um ein bis zwei Jahrhunderte zurückgeworfen.«
    Ich rümpfte die Nase und zeigte mit dem Daumen zur Wandöffnung. »Wenn du dir die Ehre geben würdest, Plutarch, dann können wir ja jetzt verschwinden.«
    Tark führte die beiden Straßensamurai durch die Wand.
    Stealth zögerte und blickte zur Treppe zurück. Obwohl das Sirenengeheul nur gedämpft und verzerrt hier ankam, konnten wir es doch unmißverständlich ausmachen, ebenso den Dopplereffekt eines immer wieder über unsere Position hinwegfliegenden Hubschraubers. Ich streckte die Hand aus und berührte den Arm aus Fleisch und Blut. »Verschwinden wir von hier. Es könnten selbst für dich zu viele sein.«
    Er bedachte mich mit einem Ausdruck, als wäre etwas Derartiges vollkommen undenkbar, aber dann duckte er sich doch und trat in die Dunkelheit hinter der Wand. Ich folgte ihm, allerdings nicht so dicht, daß er mich unbeabsichtigt mit den Sporen schneiden konnte. Als ich

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