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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Mordmaschine recht ‐ es gibt viel zu jagen heute nacht!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diese Nacht wird nicht gejagt, Alter. Selbst Stealth weiß, daß diese Nacht der Pirsch und der Rettung dient. Schenk mir deine Stärke und Schnelligkeit! Ich brauche deinen Kampfsinn, wenn im Moment auch nur, um dem Kampf auszuweichen. Um all das bitte ich dich!«
    Ein tiefes Knurren grollte in seinem Hals und vibrierte in der Dunkelheit. »Ich gewähre es dir, aber sei gewarnt, daß der Kampf nicht an dir vorbeigehen wird, ob du nun das Los des Kriegers auf dich nimmst oder nicht!«
    »Ich habe verstanden, Alter. Danke.«
    Ich öffnete die Augen und erblickte eine andere Welt. Die umherwabernden
    Schatten,
    die
    vom
    Flackern
    des
    Polizeiwagengrills mit Leben erfüllt wurden, waren kein Hindernis mehr für mich. Der Alte hatte meinen Gehör‐ und Geruchssinn dermaßen gesteigert, daß ich Fetzen der LoneStar‐Planungen mithörte und durch den beißenden Gestank brennenden Gummis sogar den Schweißgeruch nervöser Cops wahrnahm.
    Die Gaben des Alten waren vergleichbar mit den Kampfzaubern, wie sie andere Shadowrunner einsetzten, sowie dem Chrom, wie ihn viele Messertypen benutzten, um ihr Tempo und ihre Geschicklichkeit zu erhöhen. Obwohl meine Fähigkeiten nur geliehen waren, konnte ich sie doch mit einer Natürlichkeit nutzen, die andere mit ihren Zaubern oder ihrer mechanischen Aufrüstung nicht immer erfahren. Der Wolfsgeist war ein Teil von mir, nicht aufgepfropft, nicht beschworen, und das Ganze war unendlich viel größer als die Summe seiner Teile.

    Das heißt, wenn wir nicht miteinander stritten.
    Ich ignorierte den Vorschlag des Alten, dem Cop, den ich vorher betäubt hatte, die Kehle durchzubeißen, und machte mich auf den Weg zur Straße. Im Schatten eines geparkten Wagens sank ich auf ein Knie, sah mich rasch um und sprintete dann zur anderen Seite hinüber. Ich sprang auf die Motorhaube des Ford Mardi Gras und über den Zaun des Bergungshofes. Obwohl mein Flug nicht allzu stilvoll verlief und trotz des schlammigen Untergrundes, brachte ich eine ordentliche Landung zustande. Zu meiner Enttäuschung fand ich jedoch keinen olympischen Hochsprungkampfrichter vor, um mir das Lob zu spenden, das ich wahrhaft verdient gehabt hätte.
    Dafür kamen zwei Wachhunde herangefegt, um ihre Meinung über meine Vorführung kundzutun. Beide hatten ihr Leben als Rottweiler begonnen, waren dann jedoch dermaßen technisch
    aufgemotzt
    worden,
    daß
    die
    meisten
    Straßensamurai hätten neidisch werden können. Glühende grüne Balken, die von einer Seite des Kopfes zur anderen verliefen, ersetzten die Augen.
    Messersporen glitzerten an Vorder‐ und Hinterpfoten, und Dornen umringten ihren Hals. Die Sprungfedern entlang der Kiefer verliehen den stummen Ungeheuern in Kombination mit den Titanzähnen genügend Biß, um selbst Gußeisen zu durchdringen und komplette Teile aus mir herauszubeißen, Teile, denen ich nicht nachzutrauern wünschte.
    Ich stellte meine Stimme dem Alten zur Verfügung, der sein herausforderndes Heulen ertönen ließ. Einer der Hunde kam zu dem Entschluß, daß der Wunsch, an den ʹ52er‐Spielen in Tokyo
    teilzunehmen,
    wichtiger
    war,
    als
    an
    dem
    herumzunagen, was, zum Teufel, auch immer ich darstellte.

    Den Stummelschwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, suchte er das Weite, um ein bißchen Angsthaben zu üben. Die Hündin jedoch setzte den Angriff fort. Die Art, wie sie lief, strahlte eine tödliche Bedrohung aus und wirkte gleichzeitig unheimlich durch die völlige Lautlosigkeit, mit der sie heranstürmte.
    Die Viper hustete zweimal, spuckte Silberkugeln nach dem Hund und warf gleichzeitig rauchende Patronenhülsen aus.
    Die ersten beiden Schüsse gingen daneben und schlugen Funken aus dem verbogenen Wrack eines ultrakompakten Honda. Ich zielte richtig und zog zwei weitere Male durch.
    Eine Kugel krachte frontal in die Brust des Tieres, warf es auf den matschigen Boden.
    Die zweite traf das Untier direkt hinter der Schulter, öffnete ein feuchtes Loch in seinem Pelz und streckte es nieder.
    Die Hündin wand sich unter Schmerzen und peitschte mit dem Pfoten. Ich hielt ihr den Schalldämpfer an den Kopf und zog den Abzug noch einmal durch. Mit einem Funkenregen erstarb das Licht in ihrem Augenbalken, und sie lag still.
    Ich suchte mir den Weg zwischen mächtigen Haufen aus rostendem Schrott hindurch und wich dabei rotorangenen Pfützen und schwarzen, schmierigen Chemieklumpen aus, die tief im

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