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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Büro auf der anderen Seite des Flurs stand mit finsterer Miene in der Tür.
    »Was machen Sie hier?« Er reckte den Hals, um zu sehen, was im hinteren Teil des Büros vorging, erblickte aber lediglich graugrüne Abdeckplanen, die über alle Gegenstände gebreitet waren.
    Will sah nach rechts, dann nach links und streckte dem Pinkel langsam die Rolle entgegen. Er lächelte. »Was wohl?«
    Verwirrung und Verdrossenheit spiegelten sich abwechselnd auf den hübschen Zügen des Mannes. »Werden Sie nicht frech, Sie!« Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, und Will fragte sich, ob Porkys Angewohnheiten ansteckend waren.
    »Das ist mein Büro, und ich will wissen, was Sie hier machen!«
    »  Ihr  Büro.« Will schluckte ein paarmal, verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen verstohlenen Bück nach hinten. Hinter der Plane, die von dem Mobile herabhing, war noch ein Stück von Porkys breitem Rücken sichtbar. »Dann sind Sie Mr. Yoshimura, oder?«
    »Nein, aber es wird …«
    »Der Wachmann hat uns zu Mr. Yoshimuras Büro gebracht.«
    Wills Stimme nahm einen selbstbezichtigenden Tonfall an.
    »Okay, okay! Wir hätten schon gestern hier sein sollen. Sie können uns also verklagen! Aber wir sind jetzt hier, und wir werden jetzt die Arbeit machen, mit der uns Mr. Yoshimura beauftragt hat.«
    Der Dunkelhaarige leckte sich voller Erbitterung über die Lippen. »Nun, es tut mir leid, sagen zu müssen, daß Mr.
    Yoshimura gestern gestorben ist. Dieses Büro gehört mir. Oder vielmehr, es wird mir bald gehören.« Er streckte die Brust heraus, und Will dachte, er übte diese Bewegung wahrscheinlich jeden Abend zwanzigmal vor dem Spiegel, bevor er ins Bett ging. »Ich glaube nicht …«
    Wills Augen verengten sich, bis sie wie Topase glitzerten.
    »Und Ihr Name lautet, Sir?«
    »Samuel Cortez, wenn das einer von Ihren …«
    Will holte Notizblock und Schreibstift aus der Brusttasche.
    »Rang? Zweifellos wie bei Mr. Yoshimura. Bei NatVat beschäftigt seit …?«
    »Acht Jahren.« Cortez atmete tief durch und versuchte unnachgiebig auszusehen. Seine Finger, die nervös auf dem mageren Oberschenkel Klavier spielten, machten den Versuch zunichte. »Schauen Sie …«
    Will steckte den Notizblock in die Tasche zurück, nahm das Buch mit den Farbchips und zog Cortez nach draußen.
    »Lassen Sie uns auf den Flur gehen, Mr. Cortez. Die vielen Planen ‐ nun, das Licht sollte einfach besser sein, wenn Sie sich die hier ansehen. Also, Sir, wenn Sie bald in dieses wunderbare Büro übersiedeln, wollen Sie Mr. Yoshimuras Farbauswahl vielleicht noch einmal überdenken. Ich persönlich …« ‐ Will beugte sich vertraulich vor ‐ »würde das nicht unbedingt zu jedem Kunden sagen, aber Traumweiß ist einfach nicht mehr die Superfarbe, eher der Schnee vom letzten Jahr.« Will zupfte an Cortez’ pinkfarbenem Kragen mit Metallspitzen und blinzelte. »Ich sehe, daß Sie wissen, was ich meine.« Er hob vielsagend die Augenbrauen und ließ offene Bewunderung für Cortez’ ordentlichen schwarzen Baumwollanzug erkennen.
    Cortez räusperte sich und versuchte, das selbstgefällige Grinsen zu zügeln, das um seine Mundwinkel spielte. »Ist nicht unbedingt die optimale Wahl, nein.«
    Will zeigte die Zähne und drängte Cortez das Buch mit den Farbmustern auf. »Warum gehen Sie nicht einfach an Ihren Schreibtisch zurück und sehen sich das hier in aller Ruhe an, während ich da drin die Vorbereitungen beende. Wie gut, daß Sie noch reingekommen sind. Ich war fast so weit und wollte gerade mit dem Anstreichen beginnen! Wenn Sie sich entschieden haben, klopfen Sie einfach, und ich werde sehen, ob wir Ihre Farbe mischen können, so daß es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt. Wir haben massenhaft Farbkonzentrat dabei, und letzten Endes läßt sich auf der Grundlage von Traumweiß praktisch jede Farbe mischen. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum die Farbe nicht mehr unbedingt ganz oben auf der Hitliste steht, wissen Sie.«
    Will blinzelte wieder und schob ihn dezent auf seinen Schreibtisch zu. Will holte tief Luft, während er sich auf den Rücken des langsam abziehenden Execs konzentrierte. Er stellte sich Cortez mit ausgebreiteten Armen auf das Medizinrad gespannt vor, während sein Kopf von einem abgestuften Schloß‐und‐Riegel‐Muster umgeben war. Wills linke Hand streckte sich vor seiner Brust, dann ballte er sie zu einer Faust zusammen. Ein kleiner Zauber, ein ganz kleiner nur, um Cortez zu verwirren, so daß er

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