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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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regenbogenfarbener Namensstrom scrollte an ihnen vorbei.
    »Nein, der nicht … der auch nicht … wow, das macht Spaß
    …« Ein Name tauchte schillernd auf, und die Lichter krümmten sich wie zerrissene Glasfasern. »Samuel Angus Cortez! Erwischt!« Wie bei einer Lichtskulptur ordnete Porky die Bytes in ein veränderliches, doch zyklisches Muster um, das sich von dem ursprünglich auf dem Streifen erschienenen Muster unterschied. Voller Bewunderung für sein Werk trat er ein paar Schritte zurück.
    »Fertig. Es ist stabil. Und es wirkt völlig unverändert.« Porky lächelte selbstzufrieden. »Nicht daß unser Sonderfonds groß ins Gewicht fallen würde.«
    Will wurde in der gefühllosen Matrix kalt. »Wovon redest du?«
    Die rundlichen Schultern des Stachelschweins hoben und senkten sich. »All die vielen umfangreichen Zahlungen, die kürzlich eingegangen sind ‐ wenn wir uns nur ein Zehntel davon nehmen, verdoppeln wir unseren Ertrag. Ich habe soviel für uns abgezweigt.«
    »Nein!« Will konnte das Medizinrad nicht sehen, aber er spürte es in seinen Eingeweiden rumoren. »Rühr dieses Geld nicht an! Sein Konto wäscht unser Geld, das ist alles. Mach das andere wieder rückgängig!«
    Grey sah die Bewegung nicht, spürte aber, daß Porky Veränderungen vornahm. Verblüfft und verärgert zugleich brummte der Fette vor sich hin. »Du glaubst wohl nicht, daß ich das hinbekommen habe, was? Du hast mich angelogen.
    Hast mir die ganze Zeit erzählt, wie gut ich bin. Aber das andere hab ich auch geschafft, oder? Und hier bin ich auch reingekommen. Schätze, ich bin besser, als du gedacht hast, was? Besser, als du dir vorstellen konntest.«
    Will wollte schreien. Statt dessen stöpselte er sich aus.
    Will Grey holte tief Luft, als er sich in den simplen drei Dimensionen von Yoshimuras Büro neu orientierte. Das Medizinrad, das sich immer noch drehte, tanzte wie ein Irrlicht vor seinen Augen, und er bemühte sich mit durchwachsenem Erfolg, den Cyberspace‐Input von den Empfindungen aus den Tiefen seiner Seele zu trennen.
    Im Zentrum des Medizinrades ritt ein Sonnengeist in einer karmesinroten Flamme, und überall dort, wo seine Gliedmaßen nicht mit Nuyen eingewickelt waren, sah er Tätowierungen. Augenlos suchte er blind nach etwas, aber die Speichen des Rades schirmten Will ab, beschützten ihn. Will durchfuhr eine Woge der Erleichterung, daß die verdächtig hohen Beträge auf Cortez’ Konto unangetastet geblieben waren. Um das Rad herum tanzten andere Gestalten, von denen ihm manche bekannt vorkamen, andere wiederum völlig fremd waren: Ein behelmter Krieger ging der Vision einer Nymphe auf einer Libelle voraus, dann tanzte eine zerlumpte Gestalt mit einem viktorianischen Gespenst Walzer. In seinem Kopf explodierendes himmelblaues Feuer riß Will aus der Trance, und er schlug die Augen auf.
    Die Bürotür öffnete sich langsam, und Samuel Cortez, der immer noch in das Buch mit den Farbmustern vertieft war, schlenderte herein. Er blinzelte verwirrt und sah vom Buch zu Will Grey, dann wieder ins Buch.
    »Mir ist eine Entscheidung noch nie so schwergefallen.«
    Cortez kratzte sich am Ohr. »Boeskys Blau ist ja im Moment ziemlich angesagt, aber hat die Farbe auch Stehvermögen? Ich meine, es hätte doch keinen Sinn, eine Farbe zu nehmen, mit der wir es nicht zumindest eine kleine Weile aushalten könnten. Andererseits gefällt mir dieses Pink sehr gut. Es hat so etwas subtil Neonmäßiges.«
    »Es paßt gut zu Ihrem Hemd.« Will unterdrückte ein Grinsen und öffnete einen Eimer grauweißer Farbe. Er holte einen Beutel mit Farbkonzentraten aus einer Oberschenkeltasche, drehte den Deckel von einer Tube ab und gab drei Maß Blutrot in den Eimer. Mit einem Druck auf den Knopf in der Eimerwandung setzte Grey den Rührer in Gang, wonach sich in dem Weiß zunächst rötliche Schlieren bildeten, bis die Farbe schließlich ein gleichmäßig rosiges Pink angenommen hatte.
    »Das ist’s, was, Mr. Cortez?« Will Grey wählte einen breiten Pinsel aus dem Beutel und drückte die Borsten auf dem Fußboden aus, bis sie wieder zu gebrauchen waren. Als würde er die Wand schlagen wollen, klatschte er einen Streifen Farbe neben den Türrahmen und verteilte sie mit dem Pinsel, bis sie eine ungefähr einen Quadratmeter große Fläche bedeckte.
    Cortez leckte sich die Lippen. »Ich bin nicht sicher. Es muß einfach  ganz genau  stimmen.« Will hörte ein Quengeln aus der Stimme des Mannes heraus und zuckte zusammen. Der Zauber, mit

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