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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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grunzte. Er kratzte mit dem Fingernagel über die Farbe, die von der stählernen Wand neben ihm abblätterte, und riß einen dicken Fetzen ab, der aus mehreren Farbschichten bestand: Institutionsgrau, Abschaumbraun, Chemierückstände‐gelb und, wahrscheinlich erst vor kurzem aufgetragen, Pillenweiß. Porky warf den Fetzen auf den dreckigen Boden und roch an seinen Fingern. »Ja, das ist wahr.
    Rache an St. Bart.«
    »Es muß getan werden, Chummer!« Will lachte und schlug Porky auf die schweißfeuchte Schulter. »Es schreit geradezu danach! Hör mal … Stimmt es nicht, daß Aztechnology gegen Betty Beggings Nullstreet‐Siedlung vorgegangen ist?« Porky nickte. »Und daß Betty sie überlistet hat?«
    »Das konnte nicht von Dauer sein.«
    »Aber, Mann, sie hat es getan! Sie hat die Leute verteidigt, die für alle anderen nur Nullen sind.« Wills haselnußbraune Augen blitzten golden. »Dann hat Aztech St. Bart und seine Rasierklingen eingesetzt, um die Straße zu räumen, und als es vorbei war, gab es Weaver, Molly und Magda, die alte Mrs.
    Roberts und auch die Eng‐Zwillinge nicht mehr.«
    Will beobachtete Pryne scharf. »Du warst aus vielen guten Gründen einverstanden zu helfen, Porky. Yoshimuras Terminal bringt uns an NatVats Ice vorbei. Und Aztech glaubt dann, wir seien der kleine Vetter. Du spielst ein bißchen mit St.
    Barts Kontostand, und seine Messerklauen werden den Bastard in Stücke reißen, weil er sie betrogen hat.«
    »Und das Geld überweisen wir Betty.« Porkys traurige blaue Augen betrachteten forschend Greys ausdrucksloses Gesicht. Wills Augen verschlossen sich wie ein hochgegangenes Terminal. »Zieh du nur St. Bart die Nuyen ab, und den Nullstreetern wird es besser gehen. Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Der Aufzug verlangsamte sich schließlich und hielt. Mit einem Geräusch, als würde Stahl bersten, öffneten sich die Türen zum Hintereingang der Verwaltungsetage von Natural Vat. Will musterte verstohlen die arbeitenden Execs, während Porky und er dem Wachmann folgten und den Karren mit Farbkanistern und dem großen Northern Sun‐Farbsprüher die Halle entlangschoben. 
    Der Anblick, der sich ihm in den winzigen Arbeitsnischen und schlecht beleuchteten Büros bot, war überall derselbe: Männer mit schmalen Schultern und Frauen mit schmalen Hüften taten ihre Arbeit für den Konzern und ließen die Finger scheinbar achtlos über verschmierte Tastaturen huschen. Sie starrten gebannt auf flache Vidschirme und murmelten dann und wann etwas in das drahtlose Mikro, das jeder von ihnen trug. Die graugrüne Terminalbeleuchtung spiegelte sich im Weiß ihrer Augen und gab allen einen unheiligen, orkischen Glanz. Nur ein einziger Mann, ein dunkelhaariger Exec, sah Will direkt an, als sie vor Yoshimuras Büro stehen blieben.
    Der Wachmann entriegelte die Tür und öffnete sie. »Da wären wir. Jetzt hört mal zu, ihr beiden! Eure Besucherausweise« ‐ er schnippte mit einem abgekauten Fingernagel gegen Wills ‐ »sind im ganzen Haus gültig. Aber lauft nicht herum. Wir haben einen hungrigen Barghest, der nachts patrouilliert, und es würde ihm nichts ausmachen, sich den Bauch mit fetten Jungs vollzuschlagen.« In einem andeutungsweisen Lächeln zeigte er Porky die Zähne. »Du würdest wahrscheinlich eine ganze Mahlzeit abgeben, vielleicht sogar zwei.«
    Will lächelte gewinnend. »Können wir aufs Klo gehen, Mister Blau?«
    Der Wachmann verzog das Gesicht und grinste verächtlich. Er deutete mit dem Kinn in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Die Halle entlang und dann rechts.«
    Will sah ihm nach, als er ging, und unterzog dann Pryne einer kurzen Betrachtung. Der Fette hatte sich gegen die Wand gelehnt und atmete röchelnd. Er schwankte von einer Seite auf die andere, als könnten die Beine sein Gewicht immer nur für kurze Zeit tragen. Der Schweiß rann ihm in Bächen über Schläfen und Wangen, um schließlich im Spalt zwischen Hals und Ansatz des Khakioveralls zu verschwinden. Der Kragen war schwarz vor Nässe.
    Will ergriff Porkys Arm und zog daran, bis er ihm widerspruchslos durch die Tür folgte. »Du siehst schlecht aus, Porky.« Will ging rasch wieder auf den Flur, um den Karren mit ihrem Arbeitsmaterial zu holen. Er bedachte den dunkelhaarigen Pinkel auf der anderen Seite des Flurs, der immer noch angestrengt zu ihnen herüberstarrte, mit einem geschäftsmäßigen Lächeln, bevor er den prüfenden Blick ihres Zuschauers durch das Schließen der Tür

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