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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Das Muster ähnelt einem Auge ‐
    außerordentlich passend für einen Blick in die Zukunft.
    »Ich heiße Madame Flutterbye und bin die beste Kartenleserin im Sprawl. Ich kann in den Karten Ihre Vergangenheit, Ihre Zukunft und Ihre Blutgruppe erkennen.
    Sie dürfen mich übrigens Flut nennen, wenn Sie kein Spinner sind.« Ich würzte mein Geplauder mit einem netten Lächeln, um ihm zu zeigen, daß er es nicht ernst nehmen, sondern einfach genießen sollte. »Und da wir Freunde sind: Wie lautet Ihr werter Name? Ich könnte Sie natürlich ›Hey‐Sie‹ nennen, aber das wär total unfein ‐ die Hälfte aller Kerle in der Stadt hört bereits darauf.«
    »Jaxxon«, platzte er heraus, ehe ich mit meiner nächsten Ansprache beginnen konnte.

    »Uuuh!  Wie Action Jackson?« quietschte das Knabenspielzeug auf der anderen Seite des Ladens. Damit brachte sie uns alle zum Lachen, und das Eis brach.
    Als das Kichern wieder nachließ, sagte der Fremde: »Jaxxon mit zwei X, und ich bin auch kein Simporn‐Star, aber ich könnte dir ein bißchen Action zeigen, wenn du möchtest.«
    »Bloß nicht!« rief Denton. »Nicht in meinem Laden!«
    Zurück zum Geschäft. »Denken Sie an das, was Sie sind, und ziehen Sie eine Karte, die es uns zeigt«, wies ich Jaxxon an.
    Er runzelte die Stirn, und ich konnte eine Spur seiner oberflächlichen Gedanken aufschnappen ‐ ein Flüchtling, ein Kämpfer … Seine Hand schwebte über den Karten und bewegte sich nach rechts, von mir aus gesehen. Er zog eine Karte und schnippte sie um und es war der Narr!
    Ich konnte nicht verhindern, daß sich mein Erschrecken im Gesicht widerspiegelte. Wenn ein Großes Arkanum als Signifikator erscheint, verläuft die Deutung immer sehr ernst und prompt. Soviel zu meiner Absicht, alles locker zu halten.
    »Wir können aufhören, wenn Sie wollen, Mista Jaxxon«, sagte ich mit schwankender Stimme. »Keine Kosten, wenn wir jetzt abbrechen.«
    Jetzt war es an ihm, zu lächeln, und es sah sehr nett aus, wenn man bedachte, wie hager seine Züge waren. Das Lächeln eines Wolfes, aber keines hungrigen. »Meine Freunde nennen mich Turtle«, erzählte er, »und ich möchte weitermachen. Der Narr ist schon okay. Ich bin auf einer gefährlichen Reise, kein Scheiß, und die Torheit hat mich hergeführt.«
    Ich mußte fortfahren. »Welche Anordnung ziehst du vor?
    Die Pyramide, das magische Quadrat, den Kreis des Lebens?«
    »Die traditionelle elfische wird es tun.«
    »Super! Meine liebste! Nur wenige Weltliche wissen davon!«

    Während ich dahinplauderte, sammelte ich die Karten auf und mischte sie im Vegas‐Stil. Ich verbog den alten Karton nicht sehr stark, mischte aber gründlich. Dann plazierte ich den Stapel vor Turtle und sagte: »Heb ab, Turtle!«
    »Warte einen Moment«, unterbrach er mich. »Ich möchte eine Zwölferanordnung mit dem Fächer der Möglichkeiten an der Spitze. Gib die vierte und fünfte Karte verdeckt aus.
    Niemand in diesem Raum braucht etwas von meiner Vergangenheit zu erfahren. Und es wäre sicherer für uns alle, wenn du es auch nicht tust.«
    Diese ungewöhnlichen Instruktionen brachten uns die Aufmerksamkeit aller ein. Denton und die Gang‐Mitglieder kamen herüber, um uns zuzuschauen, aber Jaxxon deckte den Stapel mit der Hand ab, funkelte sie an und sagte: »Es macht euch doch nichts aus, wenn wir unter uns bleiben?«
    Wenn ich eine gute Sitzung habe, eine echt heiße Sitzung, wo ich das Gefühl bekomme, daß mir die Karten die Hände verbrennen und vor meinen Augen flammen wie Türen in ein anderes Universum, dann fange ich nicht nur vage Eindrücke auf oder übe meine psychologischen Fertigkeiten präzise aus.
    Jede aufgedeckte Karte beschwört einen Satz geistiger Bilder herauf, die ich deutlicher wahrnehme als meine Umgebung.
    Man hat mir gesagt, daß ich in Trance versinke. Diese Visionen zucken mit solcher Geschwindigkeit an mir vorbei, daß ich kaum jemals alles artikulieren kann, was sie enthalten. Aber ich tue mein Bestes.
    Jaxxon hob ab und verteilte die Karten auf sechs ungleiche Stapel. Ich drehte die erste Karte um und stimmte dabei das traditionelle Lied an. »Das umgibt dich.« Es war der Tod, das alte Skelett mit der Sense, das in schwarzer Rüstung in die Zukunft ritt, während reich gekleidete Menschen vor ihm durcheinander stolperten. »Ein Wandel, ein tiefgehender Wandel«, intonierte ich, während ich in meinem Kopf Bilder von Jaxxon in einem seidenen Anzug sah, umgeben von einem Rudel Kojoten, die Aktentaschen,

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