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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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etwas vollkommen anderes lehrt.«
    Kylar blickte finster auf den Kalzinator. Sein Meister hatte natürlich recht, und selbst wenn er nicht recht gehabt hätte, so war sein Wort doch Gesetz. Die blaue Mixtur hatte sich inzwischen in ein dunkelblaues Pulver verwandelt. Durzo nahm den Kupferteller mit einem dicken Wolltuch von den Flammen und kratzte das Pulver in den Schweineeimer. Dann nahm er eine andere Kupferschale, goss wiederum etwas von der blauen Mixtur hinein und stellte sie über die Flammen, nachdem er die erste Schale mit einem schweren Fausthandschuh zum Abkühlen beiseitegestellt hatte. »Meister, wisst Ihr, warum Jorsin Alkestes seinen besten Freund beleidigt hat, indem er ihm den Ka’kari nicht gab?«
    »Vielleicht hat er zu viele Fragen gestellt.«
    »Logan sagte, Acaelus Thorne sei der ehrenhafteste von Jorsins Freunden gewesen, aber er habe Jorsin verraten, und das habe zum Sturz der Sieben Königreiche geführt«, sagte Kylar.
    »Die meisten Menschen sind nicht stark genug für unsere Weltanschauung, Kylar, also glauben sie an tröstliche Illusionen wie die Götter oder die Gerechtigkeit oder an das grundlegende Gute im Menschen. Diese Illusionen versagen im Krieg. Er zerbricht die Menschen. Genau das ist wahrscheinlich Acaelus widerfahren.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Kylar. Logans Interpretation war eine so gänzlich andere gewesen.
    »Sicher?«, fragte Blint verächtlich. »Ich bin mir nicht sicher, was die Adligen hier vor sieben Jahren getan haben, als sie der Sklaverei ein Ende machten. Wie sollte sich irgendjemand sicher sein, was in weiter Ferne vor Hunderten von Jahren geschehen ist? Bring das hier dem Schwein.« Kylar griff nach dem Eimer
und brachte ihn zu dem Schwein, das sie vor kurzem für Master Blints Experimente erworben hatten.
    Als er zurückkam, sah er, dass Blint ihn musterte, als wolle er etwas sagen. Dann wurde ein leises Zischen laut, als hinter Master Blint von der Kupferschale eine Flamme aufsprang. Bevor Kylar auch nur mit der Wimper zucken konnte, fuhr Blint herum. Eine Phantomhand streckte sich von seinen Händen aus, nahm die Metallschale direkt vom Feuer und stellte sie auf den Tisch. Dann war die Hand fort. Es ging so schnell, dass Kylar sich nicht sicher war, ob er es sich nur eingebildet hatte.
    Die Schale qualmte, und was blaues Pulver hätte sein sollen, war jetzt eine schwarze Kruste. Eine schwarze Kruste, die Kylar - daran zweifelte er nicht - in Kürze abkratzen würde, bis das Kupfer wieder glänzte.
    Blint fluchte. »Siehst du, du verstrickst dich in die Vergangenheit, und du wirst nutzlos für die Gegenwart. Komm, lass uns sehen, ob dieses stinkende Schwein noch lebt. Dann müssen wir etwas mit deinen Haaren machen.«
    Das Schwein lebte nicht mehr, und nach der Menge an Gift, die es verdaut hatte, konnte man es auch nicht mehr gefahrlos essen, daher verbrachte Kylar den halben Tag damit, es in Stücke zu schneiden und zu vergraben. Danach befahl Master Blint ihm, sich bis zu den Hüften auszuziehen, und rieb ihm eine beißend riechende Paste ins Haar. Sie brannte auf seiner Kopfhaut, und Blint zwang ihn, sie eine Stunde im Haar zu belassen. Als er sie endlich abspülen durfte, hielt Blint ihm einen Spiegel vor, und er erkannte sich selbst kaum wieder. Sein Haar war weißblond.
    »Sei nur dankbar, dass du jung bist, sonst hätte ich es dir auch auf die Augenbrauen schmieren müssen«, bemerkte Blint.
»Jetzt zieh dich an. Die Azoth-Kleider. Die Azoth-Persönlichkeit.«
    »Ich darf mit Euch gehen? Zu einem Auftrag?«
    »Zieh dich an.«
     
    »Ich verstehe, warum ein offensichtlicher Fall von Schwindsucht neunhundert Gunder kostet. Ich bin mir sicher, dass Ihr mehrfach Gift einsetzen müsst, um die Krankheit nachzuahmen«, sagte der Adlige. »Aber fünfzehnhundert für einen offensichtlichen Selbstmord? Lächerlich. Erdolcht Euren Mann und legt ihm das Messer in die Hand.«
    »Wie wär’s, wenn wir noch einmal von vorn anfangen?«, erwiderte Master Blint gelassen. »Ihr sprecht, als sei ich der beste Blutjunge in der Stadt, und ich werde so sprechen, als bestünde diesseits der Hölle die Chance, dass ich den Auftrag übernehme.«
    Die Anspannung lastete schwer über dem im oberen Stockwerk gelegenen Raum des Gasthauses. Lordgeneral Brant Agon war nicht glücklich, aber er holte tief Luft, fuhr sich mit der Hand durch sein graues Haar und sagte: »Warum kostet das Vortäuschen eines Selbstmordes fünfzehnhundert Goldmünzen?«
    »Ein ordentlich

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