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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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antwortete sie. »Und ich denke, du bist klüger, als Durzo dir zutraut. Ich erzähle es dir, weil wir dich auf unserer Seite brauchen. Azoth war dumm genug, neulich durch die Straßen zu ziehen, und es könnte dich oder Durzo das Leben kosten. Aber wenn du gewusst hättest, was geschehen würde, wärst du nicht dorthin gegangen. Du hast das Falsche getan, aber Durzo hätte dich nicht dafür schlagen sollen, dass du Initiative gezeigt hast. Tatsächlich bin ich mir sicher, dass es ihm inzwischen leidtut, dich geschlagen zu haben, obwohl er sich niemals entschuldigen wird. Er ist nicht der Mann, einzugestehen, dass er im Unrecht war. Wir brauchen dich nicht nur als Lehrling, Kylar. Wir brauchen dich als Verbündeten. Bist du dafür bereit?«
    Azoth - Kylar - nickte langsam. »Was soll ich tun?«

17
    Kylar versuchte, die richtigen Dinge anzugaffen, während er durch das Haus der Gyres geführt wurde. Azoth, so hatte Momma K ihm erklärt, würde alles angaffen, was groß oder aus Gold war. Baronet Kylar Stern würde nur Dinge angaffen, die beides waren - und die Kunstwerke. Logan hatte ihn zu Besuch eingeladen, um wiedergutzumachen, dass er ihn geschlagen
hatte, und Kylars erste Aufgabe für die Sa’kagé bestand darin, dafür zu sorgen, dass sie Freunde wurden.
    Der Türsteher geleitete ihn zu einem anderen, besser gekleideten Mann - Kylar hätte ihn um ein Haar als Herzog Gyre begrüßt, bevor ihm bewusst wurde, dass der Mann der Haushofmeister des Gyre sein musste. Der Haushofmeister führte ihn durch eine riesige Eingangshalle mit einer Doppeltreppe, die drei Stockwerke emporführte und eine gewaltige Marmorskulptur von zwei Männern flankierte, Zwillingen, die einander im Kampf gegenüberstanden; beide sahen dieselbe Bresche in der Verteidigung des anderen, und beide stürzten vorwärts. Es war eine der berühmtesten Skulpturen auf der Welt, hatte Momma K Kylar gesagt: der Untergang der Grasq-Zwillinge. In der Geschichte, so hatte Momma K hinzugefügt, hatten die Zwillinge eine schwere Rüstung getragen, und während einer langen Schlacht hatten beide die dünnen Waffenröcke verloren, die zu jener Zeit alle Männer über dem Kettenpanzer trugen und die alles waren, was sie identifizierte, wenn sie von ihren Standartenträgern getrennt waren. Sie hatten einander tatsächlich getötet, obwohl beide in früheren Schlachten einander aus dem Weg gegangen waren. Hier waren die Männer nackt, bis auf einen Schild und ein Schwert. Wegen der Platzierung der Schilde sah jeder das Gesicht seines Zwillings zum ersten Mal, während er den Todesschlag führte.
    Der Haushofmeister geleitete Kylar die Treppe hinauf und durch einen langgestreckten Flügel des Hauses. Der Flur war breiter als die meisten Gassen im Labyrinth. Auf beiden Seiten drängten sich marmorne Büsten und Gemälde von Männern, die sprachen oder kämpften oder Frauen ergriffen; andere Kunstwerke zeigten Familien, trauernde Frauen, die Nachwehen von Schlachten und schreckliche Ungeheuer, die aus Rissen im
Boden aufstiegen. Jedes Bild war mit schwerem Goldblatt gerahmt. Die meisten waren groß. Kylar, der hinter dem Haushofmeister herging, konnte nach Herzenslust gaffen, und das tat er auch. Dann blieben sie vor einer riesigen Tür stehen. Der Haushofmeister klopfte mit dem Stab, den er bei sich trug, an und öffnete die Tür zu einer Bibliothek mit Dutzenden von Regalen in wohlgeordneten Reihen und Wänden, die zwei Stockwerke hoch gesäumt waren von Büchern und Schriftrollen.
    »Mylord, Baronet Kylar Stern.«
    Logan Gyre erhob sich von einem Tisch, auf dem eine offene Schriftrolle lag. »Kylar! Ich bin gerade fertig geworden - ich habe mir diese Schriftrolle von jemandem geliehen - oh, vergesst es. Willkommen!«
    »Danke für die Einladung, Herzog Gyre; Euer Haus ist wunderschön. Die Skulptur der Grasq-Zwillinge ist atemberaubend.« Er spulte es herunter, wie Momma K es ihn gelehrt hatte, aber jetzt war es ihm ernst mit seinen Worten.
    »Bitte, nennt mich Logan. Ihr seid sehr freundlich. Gefällt es Euch wirklich?«, fragte Logan.
    Das »Ihr seid sehr freundlich« verriet ihn. Logan gab sich genauso große Mühe wie Kylar, erwachsen zu wirken. Kylar war nervös, weil er ein Betrüger war, aber »Herzog« Logan fühlte sich ebenfalls wie ein Betrüger. Der Titel war zu groß und zu neu für ihn, als dass er überzeugend Selbstsicherheit hätte vortäuschen können. Also antwortete Kylar aufrichtig: »Tatsächlich finde ich die Skulptur umwerfend. Ich

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