Der Weg in die Verbannung
Hais wohler befinden werden oder auf der weiteren Flucht vor ihm. Das ist also die entscheidende Frage.«
»Ich bin nicht beteiligt«, sagte Ellis abweisend, »ich bin Angestellter. Was fragen Sie mich!«
»Ellis, Sie sind immer meine rechte Hand gewesen, Personalchef, Regisseur und Inspizient …«
»… genannt Inspizient, bezahlt als Inspizient, und mit zwei Monatsgehältern ist die Kasse im Rückstand.«
»Ellis, reden Sie doch keinen Unsinn. Wer kennt unsere Lage besser als Sie! Ich bin dafür, daß wir uns fressen lassen, möglichst rasch und mit wenig Schaden in den Rachen hineinschlüpfen. Die Selbständigkeit war schön, aber wir halten sie nicht mehr durch. B & B wird sicher bereit sein, auch Sie irgendwie zu übernehmen. Die Kontrakte mit Ronald und Old Bob sind schon gesichert, und wenn wir nicht zugreifen, engagiert B & B uns einfach die tragenden Nummern weg, und wir beide sitzen da und falten die Hände.«
»Wie kann B & B diesen unfähigen Dompteur, eine derartige Verbrechertype engagieren wie Ronald. Der Mann ist doch einfach gemeingefährlich! Ich verlange, daß Sie diese Sache zur Sprache bringen. Er gehört auf die schwarze Liste! Harry übrigens auch. Dieser freche Bursche sagt ganz einfach, er sei nicht der Sohn Sitting Bulls, und blamiert uns bis auf die Knochen!«
»Ellis, was haben Sie denn, nun fangen Sie doch nicht an, irre zu reden. Sie sind heute einfach unvernünftig. Nervenklaps oder so was Ähnliches. Legen Sie sich schlafen. Gute Nacht, ich muß sofort zurück; es beginnt der letzte Akt, Der Überfall auf die Postkutsche. Ich muß hören, was die Herren in der Loge dazu sagen werden.«
Der Direktor stürzte hinaus, und Ellis blieb wieder allein. »Blöder Alter!« murmelte er vor sich hin, öffnete sein Versteck und trank einen Brandy. Dann rückte er den Sessel, den er für Smith vorgesehen hatte, wieder in die Ecke und warf sich hinein.
Als ob ich mir das gefallen ließe, dachte er. Diese Bestie mit zwei Beinen, dieser Ronald, dieser hundsgemeine Nichtskönner. Mich an den Marterpfahl stellen und mir vorquatschen! Dann soll er noch von B & B übernommen werden, Stargage vielleicht auch noch, und ich bettle hinterher, ob man vielleicht einen Inspizienten brauchen könnte. Weil man mir heute überhaupt keine Gelegenheit gibt, meine genialen Fähigkeiten zu demonstrieren! Na wartet nur. Ellis ist auch noch da.
Er ging an ein anderes Schränkchen, suchte ein Päckchen hervor und las die Aufschrift: »Gift«. Das wirkt nicht nur bei Ratten, mein Herr! Im Zirkuszelt war die Spannung der Zuschauer auf den Schlußakt: »Überfall auf die Postkutsche« sehr groß. Viele der Anwesenden hatten selbst Grenzerkämpfe mitgemacht oder besaßen Verwandte, die davon erzählten, oder hatten Freunde, die aus dem Mittelwesten nach dem fernen Westen unterwegs waren, wo jetzt die erste Eisenbahn quer durch das ganze große Land mit dem letzten Abschnitt in Angriff genommen werden sollte. Ein Ansager kündigte an, daß die Cowboynummer ganz neu einstudiert sei und noch nie erhörte Sensationen bringen werde. Die Mitwirkenden seien samt und sonders grenzerfahrene Cowboys und berühmte Indianerhäuptlinge. Es werde gebeten, über Schüsse nicht zu erschrecken; die Sicherheit des verehrlichen Publikums sei in jeder Weise gewährleistet.
Dann blies die Musik einen Tusch und begann wieder mit wildbewegten Rhythmen. Die Indianer zogen mit ihren Frauen und Kindern in einer langen Reihe ein. An der Spitze ritt Mattotaupa auf seinem Fuchs, ihm zur Seite der Älteste der Dakotatruppe, der sich heute zum erstenmal hatte bewegen lassen, die Manege zu betreten. In einer Reihe folgten dann, einer hinter dem anderen, der Große Wolf mit seinem Bruder, der Singende Pfeil und die übrigen Männer; in einer zweiten, von den Kriegern gleichsam abgeschirmt, die Frauen und Kinder. Sie hatten sich zwei Rutschen gebaut und auch zwei Kinder in Fellsäcken verstaut, die je rechts und links am Pferde hingen, über den Pferderücken verbunden. Bei der Bewegung des Pferdes wippten sie, so daß bald das eine Kind über den Pferderücken hinwegschauen konnte, bald das andere. Daraus entstand eine Art stillen Versteckspiels, mit dem sich Indianerkinder auf weiten Wanderungen stundenlang vergnügten. Eine der Frauen trug ein Kind auf dem Rücken.
Das Publikum schwieg und beobachtete interessiert. Die kleine Cate war sehr aufgeregt, als die Indianer kamen. Ihre Handflächen wurden naß von kaltem Schweiß.
Die Truppe ließ
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