Der Weg ins Dunkel
folgende Schweigen wurde nur von Kais rasselndem Atem unterbrochen.
«Nun, wir werden ja sehen», sagte Kai schließlich und signalisierte, dass er an den Tisch geschoben werden wollte.
Im selben Moment trat der Kommandant der Einsatztruppe einen Schritt vor und starrte an Jian vorbei auf den See hinaus. In der Dunkelheit war nichts zu sehen, aber das Knattern von Hubschrauberrotoren war zu hören, zuerst nur leise und entfernt, dann aber lauter und näher. Auch die anderen sahen nun in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Irritiert blickte der schwerhörige Kai von einem zum anderen und fragte: «Was ist los?»
«Hubschrauber», erklärte der Kommandant. «Wir befinden uns hier zwar in der Nähe des Flughafens, und vielleicht hat es nichts zu bedeuten, aber ich rate Ihnen, sich ins Haus zurückzuziehen.»
Während er sprach, wurde das Geknatter immer lauter, und bald war das Blinken eines weißen Landescheinwerfers am Nachthimmel zu sehen. In geringer Höhe flog die Maschine über den See und direkt auf das Haus zu.
Die Bodyguards rückten näher an Kai heran und stellten sich vor ihn. Sie gingen davon aus, dass der Hubschrauber gleich über sie hinwegfliegen würde, aber als er langsamer wurde und über dem Rasen schwebte, zogen sie ihre Pistolen und schoben Kai in den Hausflur zurück.
«Erwarten Sie jemanden, General?», fragte der Kommandant.
Jian schüttelte den Kopf, aber als er den Hubschrauber näher betrachtete, erkannte er ihn als einen der Oryxe, die ihn zur Mine gebracht hatten. «Warten Sie!», sagte er zu den schussbereiten Soldaten und hob eine Hand. «Das ist einer der Transporthubschrauber, die für uns gearbeitet haben.»
Die Maschine setzte auf dem Rasen auf, und drei Personen kletterten heraus. Sie überquerten den Rasen und kamen auf die Veranda. Als sie die chinesischen Soldaten sahen, hoben sie die Hände. Es waren zwei Männer und eine Frau, und alle waren schmutzig und zerlumpt. Die Männer starrten vor schwarzem Schlamm, und einer war so dünn, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
«Wer sind Sie?», rief Jian auf Englisch.
«Wir kommen von der Mine», rief Luca. «Von Mordecais Mine im Ituriwald.»
Jian blickte von einem zum anderen und fixierte schließlich die Frau. Sie war groß, hatte langes, ungepflegtes Haar, und ihre Kleidung war völlig verdreckt. Ihr Blick war mit unverhohlener Feindseligkeit auf ihn gerichtet.
«Hat Mordecai Sie geschickt?», fragte Jian schließlich.
«Nein, wir sind ihm und der Mine entkommen», sagte Luca und sah ebenfalls Jian an. «Wir wollen mit den Leuten sprechen, die das Feuer-Coltan gekauft haben. Wir wissen, dass ein chinesischer General vor wenigen Tagen in diesem Haus war. Sie sind dieser Mann, nicht wahr?»
Jian antwortete nicht.
«Ja, Sie sind es», sagte Luca, nachdem er Jian eingehend gemustert hatte. «Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Mordecai Sie betrogen hat. Alle hat er betrogen.»
Jians Mund wurde trocken, und kalter Schweiß bildete sich auf seinem Rücken.
«Die Mine ist erschöpft», fuhr Luca fort. «Mordecai hat die Zugänge verschüttet und wollte alle töten, die sich noch darin befanden.»
«Das ist eine Lüge», brüllte Jian und drehte sich zu Kai um. «Noch vor zwei Tagen war ich selbst in der Mine und habe eine große Lieferung abgeholt.»
Jetzt trat Joshua vor. «Diese Lieferung bestand aus den letzten Coltanresten, die aus dem Gestein gekratzt werden konnten. Sie können mir glauben, dass ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin einer von denen, die diese Arbeit gemacht haben.»
Jian schüttelte den Kopf. Sein Puls beschleunigte sich von Sekunde zu Sekunde und jagte Schmerzstöße durch seine Schläfen. «Ich weiß nicht, was Sie hier wollen», begann er, doch Joshua kam weiter auf ihn zu, sodass die Bodyguards ganz nervös wurden.
«Wir haben Ihnen noch mehr zu sagen», fuhr er fort und sah den alten Chinesen im Rollstuhl an, der aufmerksam zuhörte. «Sie müssen etwas über das Feuer-Coltan erfahren, das Sie in großem Stil gekauft haben. Es reagiert mit Hitze und ist hochgradig karzinogen, wenn es heiß wird.»
Jian sah ihn verwirrt an. «Was bedeutet karzigen?»
«Karzinogen», korrigierte Joshua. «Das bedeutet, es verursacht Krebs. Sobald es erhitzt wird, bekommen Menschen, die es berühren, einen Gehirntumor, der sehr schnell wächst. Kein Minenarbeiter ist davon verschont geblieben. Hunderte sind schon daran gestorben.»
Schockiert starrte Jian ihn an, aber es dauerte einige
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