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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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wollen. Jetzt wollte sie es. Manchmal war es einfach unerträglich, bequem und sicher zu Hause zu sitzen und abzuwarten.
    Der Mond trat triumphierend hinter einer besonders dunklen Wolke hervor und Silberglanz und Schatten jagten einander wie Wellen am Himmel über Gien. Rilla musste daran denken, wie sie einmal als Kind an einem Mondscheinabend zu ihrer Mutter gesagt hatte: »Der Mond sieht aus wie ein ganz, ganz trauriges Gesicht.« Genauso sah er jetzt aus - ein gequältes, gramerfülltes Gesicht, das auf lauter schreckliche Dinge herabsah. Was er wohl an der Westfront sah? Im zerstörten Serbien? Im Kugelhagel von Gallipoli?
    »Ich habe es satt«, hatte Miss Oliver am selben Tag voller Ungeduld gesagt. »Es ist so entsetzlich nervenaufreibend, wenn täglich neue Schreckensmeldungen kommen oder wir damit rechnen müssen. Nein, sehen Sie mich nicht so vorwurfsvoll an, Mrs Blythe. Ich habe heute gar nichts Heldenhaftes an mir. Ich habe einfach keinen Mut mehr. Ich wünschte, England hätte Belgien seinem Schicksal überlassen - ich wünschte, Kanada hätte nie einen Mann losgeschickt - ich wünschte, wir hätten unsere Jungen an unseren Schürzenbändern festgebunden und keinen einzigen fortgelassen. Oh, bestimmt schäme ich mich in einer halben Stunde dafür, aber jetzt meine ich jedes Wort ernst. Werden denn die Alliierten niemals zuschlagen?«
    »Geduld ist wie ein müder Gaul, aber er trottet immer noch weiter«, sagte Susan.
    »Während die Schlachtrösser des Armageddon herbeitosen und über unsere Herzen hinwegtrampeln«, erwiderte Miss Oliver. »Serbien wird erstickt, und die Alliierten an der Westfront scheinen zu nichts anderem fähig zu sein, als jeden Tag ein paar Meter Stoff für diese elenden Grabenmäntel zu kaufen. Susan, sag mir, hast du nie das Gefühl, schreien zu müssen oder zu fluchen oder etwas zu zertrümmern, einfach weil du diese Tortur nicht mehr ertragen kannst?«
    »Geflucht habe ich noch nie, liebe Miss Oliver, aber ich gebe zu«, sagte Susan und holte tief Luft vor ihrem Geständnis, »dass es vorgekommen ist, dass ich zu meiner Erleichterung die Tür zugeknallt habe.«
    »Aber meinst du nicht, dass das genauso ist wie fluchen, Susan? Was ist denn der Unterschied, ob ich nun eine Tür mit aller Gewalt zuschlage oder ob ich sage »verda . . .««
    »Liebe Miss Oliver«, fiel Susan ihr ins Wort, ehe diese womöglich völlig aus der Fassung geriet, »Sie sind einfach übermüdet und abgespannt. Kein Wunder, wenn man tagtäglich so eine wilde Horde Kinder unterrichten muss und dann zu Hause die schlimmen Kriegsnachrichten erfährt. So, und jetzt gehen Sie nach oben und ruhen sich aus, und ich bringe Ihnen eine Tasse heißen Tee und eine Scheibe Toast, und dann werden Ihnen das Türenknallen und das Fluchen ganz schnell vergehen.«
    »Susan, du bist wirklich eine gute Seele - eine richtige Perle! Trotzdem, Susan, es wäre so eine Erleichterung für mich, wenn ich nur ein einziges Mal ganz leise sagen könnte »ver-da .. ,««
    »Und eine heiße Wärmflasche für die Füße kriegen Sie auch noch«, fuhr Susan entschlossen dazwischen, »und außerdem wäre es mit Sicherheit keine Erleichterung flir Sie, wenn Sie das Wort, das Ihnen auf der Zunge liegt, aussprechen, Miss Oliver, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Na gut, dann werde ich es eben erst mal mit der heißen Wärmflasche versuchen«, sagte Miss Oliver und entschwand zu Susans großer Erleichterung reumütig nach oben. Susan schüttelte bedächtig den Kopf und füllte die Wärmflasche auf. Der Krieg machte es einem aber auch wirklich schwer, sich noch normal zu verhalten. Viel hätte nicht gefehlt und Miss Oliver hätte geflucht.
    »Diesen Hitzkopf muss man lindern«, sagte sich Susan, »und wenn die Wärmflasche nichts bewirkt, dann werde ich es mit einem Senfpflaster versuchen.«
    Gertrude beruhigte sich und sammelte wieder Kraft. Lord Kitchener begab sich nach Griechenland, was Susan zu der Vorhersage veranlasste, Konstantin werde bald einen Sinneswandel erleben. Lloyd George drangsalierte die Alliierten in Bezug auf Kriegsausrüstung und Waffen, und Susan sagte, von diesem Lloyd George würde man sicher noch öfter hören. Der tapfere Anzacs zog sich aus Gallipoli zurück und Susan billigte diesen Schritt nur mit Zurückhaltung. Die Belagerung von Kut El-Amara begann und Susan brütete über Landkarten von Mesopotamien und schimpfte über die Türken. Henry Ford machte sich nach Europa auf, und Susan wetterte über ihn, dass

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