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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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ich nie wieder irgend jemandem weh tun muß.« Es überraschte ihn, daß er kein bißchen gezögert hatte. »Daß ich nie mehr schuldig werde.«
    »Wissen Sie, Nerdenmann – ich habe beschlossen, Sie nicht mehr von Zolmec fernzuhalten. Wenn Sie wollen, dürfen Sie den nächsten Gottesdienst besuchen.«
    »Wir reisen morgen nachmittag ab.«
    »Ja. Trotzdem – Sie sind nun Ehrenquetzalianer.«
    »Ich fühle mich genauso, als wäre ich posthum geehrt worden.«
    »Sie sind nicht tot, Francis Lostwax.«
     
    Bald trennten sie sich, und Francis stieg die Oststufen der großen Pyramidenbibliothek hinab, dachte mit mildem Neid an die Quetzalianer, die morgen und übermorgen und am Tag danach das massive, verschlungene Gehirn erforschen durften, wo all das viele Wissen in zahllosen zusammengerollten Pergamenten und gebundenem Papier lagerte. Er blickte über die Schulter und sah, wie Iztac ihren Tempel liebte. Während sie unterging, küßte sie ihn, bis er sich golden färbte. Auf der Nerde müßte man einen Tempel für UW Canis Majoris bauen. Er würde dafür sorgen.
    Unten auf der Plaza eilten die Quetzalianer fröhlich und geschäftig dahin. Es hatte seit einer halben Opoche nicht mehr geschneit, und die übriggebliebenen, beiseite geschobenen Schneehaufen hatten hängst aufgehört, die Pulsschläge der großen Stadt zu verlangsamen. In Francis’ Phantasie erblühte der Frühling. Er sah bunte Blumen auf dem Damm, mit roten und violetten Blüten. Dahinter boten hundert Ackerterrassen der Welt ihren grünen Überfluß an. Lagunen schimmerten im Licht der verjüngten Sonne. Francis lächelte. Es war eine Ehre, ein Ehrenquetzalianer zu sein.
     
    Der Korkenzieherkäfer saß stumm in seinem Käfig auf dem Kontrolldeck der Darwin, dachte rätselhafte Insektengedanken. Nachdem er seinen Schützling gefüttert hatte, wandte sich Francis zum Holovisionsmonitor und spielte mit den Knöpfen. Der Bildschirm leuchtete weiß und dann gelb, als Burne die Positionslichter einschaltete.
    »Verdammt, es tut gut, wieder Kaffee in der Nähe zu haben.« Obwohl er im Pilotensitz festgeschnallt war, konnte Burne die Maschine erreichen. Er drückte auf den Hebel, und sie reagierte wie eine gequetschte Brustwarze, der busenförmige Krug nahm die Flüssigkeit auf. »Im Hospital haben wir so viel Tee getrunken, daß wir schließlich sogar Tee gepißt haben. Du könntest deine Urinproben bei Damenteepartys servieren. Und wenn du Zitronen statt Zucker hättest, würde es niemand merken.« Mit drei Schlucken trank er die Tasse leer.
    Francis sagte nichts.
    »Diese Phantomschmerzen sind teuflisch«, fuhr Burne fort und füllte die Tasse nach. »Ich frage mich, ob die Eunuchen Phantomeier haben.«
    »Daher kommen die Geister«, murmelte Francis dumpf.
    »Schnall dich jetzt lieber an, Kumpel.«
    Francis trommelte mit einem Stiefel auf den Metallboden. Jetzt muß ich es sagen. Mein Gehirn ist wie erstarrt.
    »Burne – da gibt’s was, das du wissen solltest…«
    »Was?«
    »Ich komme nicht mit.«
    Burne spuckte Kaffee aus. »Gottes heiliges Kanonenrohr!«
    »Ich dachte, daß du so was ähnliches sagen würdest.«
    »Du zerrst an meinem Phantombein.«
    »Ich will Quetzalia zu meiner Heimat machen.«
    »Gibt es dafür begreifliche Gründe?«
    »Ich mag das Klima.«
    Burne zeigte auf den Glasmetallkäfig. »Und was wird aus deinem Poelsig-Preis?«
    »Ich opfere ihn nicht gern – glaub mir das. Aber es gibt auch auf Luta Insekten. Ich kann experimentieren, soviel ich will. Wenn du das nächstemal nach Arete fliegst, laß den Käfer frei. Du wirst sicher das Geld für eine weitere Expedition kriegen. Wenn er hierbliebe – das wäre kein Leben für ihn.«
    »Sie hat dich zu ihrer Religion bekehrt.«
    »Tez war ein Mensch, kein Pronomen.«
    »Tez hat dich bekehrt.«
    »Du warst immer neidisch auf mich und Tez. Deshalb hast du ihren Namen nie benutzt.« Mit einer plötzlichen Harakiri-Bewegung zog Francis den Reißverschluß seines Druckanzugs auf.
    »Wir wollen nicht streiten, Francis.«
    »Schon gut – ja. Sie hat mich bekehrt.« Er ging zum Käfig, hob den Deckel. »Schon am ersten Tag.«
    »Ich dachte, du wärst ein Atheist.«
    »Das bin ich auch. Aber ich glaube an das, was sie hier versuchen.« Er streichelte den Cortexclavus mit einem Zeigefinger.
    Burne zupfte einen Splitter aus einer seiner Krücken. »Es wird nicht einfach sein, das Geheimnis dieses Planeten zu wahren.«
    »Du wirst es schon schaffen.«
    »Vielleicht stellt man Nachforschungen

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