Der weiße Bikini
in dem engen Raum zwischen Furcht und nacktem Schrecken bewegen. Da Sie
vermutlich nicht blöde sind, muß es wohl daran liegen, daß Sie nicht so leicht
einzuschüchtern sind. Ich nehme an, das Honorar ist angemessen ?«
»Angemessen wofür ?« erkundigte ich mich.
»Mr. Monteigne wird alle diese
Details erklären«, sagte sie in knappem Ton. »Die Tür direkt vor Ihnen, Mr.
Holman. Und werden Sie nur ja nicht nervös .«
»Miss Peel«, sagte ich mit
leichtem Seufzen, »das letztemal , an das ich mich
entsinne nervös geworden zu sein, war im Sommer fünfundfünfzig .«
In scharfem Kontrast zu der
Pracht von Miss Peels Büro war das innere Heiligtum, was sowohl die Größe als
auch die Ausstattung anbelangte, beinahe spartanisch. Das Flair der Einrichtung
war eindeutig männlich, angefangen von der ledernen Couch über die Sessel zu
dem Zedernholzschreibtisch. Der Mann, der persönlich die Geschicke des größten
überlebenden Filmimperiums an der Westküste leitete, saß auf einem Sims in dem
verglasten Alkoven. Er war offensichtlich in eine Einmannpartie mit
handgeschnitzten Schachfiguren aus Elfenbein vertieft.
Axel Monteigne war eine lebende
Legende seiner Zeit. Selbst seine Feinde mußten zugeben, daß nur Irving
Thalbergs durch seinen vorzeitigen Tod in seiner Entfaltung abrupt verhinderter
Genius Axel Monteignes Leistungen übertroffen haben würde. Aber das war nur
eine Mutmaßung — ein schriller Pfiff in den Wind von jenen, die bei dem
Versuch, dem Schatten des Kolosses aus dem Filmreich, der fast über die gesamte
Industrie fiel, zu entgehen, Schutz in dunklen Ecken suchten.
Er war ein großer Mann, und er
besaß noch immer eine athletische Figur. Sein Haar war dicht, gelockt und von
der Farbe eines Gewehr- oder Pistolenlaufs, und seine Augen waren noch einige
Grade dunkler. Ein gepflegter weißer Schnurrbart krönte die arrogante Kurve
seiner vollen Lippen und hob sich dabei lebhaft gegen die mahagonifarbene
Bräunung seiner Haut ab. Er trug einen untadeligen, nüchternen dunklen Anzug,
mit einem Sitz von geradezu subtiler Perfektion, wie es sich für einen
Industriekapitän gehörte.
»Bitte setzen Sie sich, Mr.
Holman«, sagte er ruhig.
Als er mir den Kopf zuwandte,
sah ich, daß der Ausdruck in seinen Augen der frostigen Humorlosigkeit seiner
Stimme entsprach. Einen Augenblick lang hatte ich das Empfinden, daß Axel Monteigne alle menschlichen Begungen und Gefühle vor langer Zeit in einem arktischen Labyrinth tief in seinem Innern
begraben hätte. Ich sank in einen der Sessel und blickte ihn aufmerksam an.
»Ich nehme an, daß Miss Peel
sich um alle notwendigen Details gekümmert hat«, sagte er.
»Mit Ausnahme einiger
Kleinigkeiten«, antwortete ich.
»Sind sie von Wichtigkeit ?«
»Um was für einen Auftrag
handelt es sich? Und werde ich ihn überhaupt übernehmen ?« Ich zuckte sachte die Schultern. »Ich halte beides für wichtig, Mr. Monteigne .«
»Sie werden sogleich etwas über
den Auftrag erfahren .« Schneidende Ungeduld hackte
jedes seiner Worte ab. »Ablehnung kommt nicht in Frage, Holman — jedenfalls
nicht, wenn Sie Wert darauf legen, weiter in der Branche zu arbeiten. Die
Unterhaltungsbranche ist Ihre Spezialität, wie ich höre .«
»Das war doch eben nicht Ihr
Ernst, Mr. Monteigne«, sagte ich strahlend. »Daß Sie mir drohen, mich in der
gesamten Industrie auf die schwarze Liste zu setzen, wenn ich es ablehne, für
Sie zu arbeiten ?«
»Glauben Sie bloß nicht, ich
könnte das nicht«, fuhr er mich an.
»Nicht einen Augenblick lang«,
pflichtete ich bei. »Ich habe die letzten drei Jahre damit verbracht, mir ein
Nest als eine besondere Art von Industrieberater für Leute von Film und
Fernsehen zu zimmern, und ich denke nicht daran, das Erreichte durch das
billige Vergnügen, zu Axel Monteigne >nein< zu sagen, in die Luft zu
jagen.«
»Selbstverständlich«, schnauzte
er. »Sie sind doch kein Idiot, Holman! Ich frage mich, wieso Sie mir überhaupt
eine so blödsinnige Frage stellen konnten .«
Er stand von seinem Sitz im
Alkoven auf, ging zu seinem Schreibtisch hinüber und betätigte einen
verborgenen Schalter. Die plötzlich strahlende Helle von Leuchtröhren brachte
das Bild hinter ihm scharf ins Gesichtsfeld. Es war das Porträt eines jungen
Mädchens mit pechschwarzem Haar und tiefliegenden dunklen Augen, die zugleich
begierig und unsicher blickten. Die anmutige Schädelstruktur, zusammen mit der leuchtenden
Beschaffenheit ihrer Haut, gab ihrem Gesicht etwas
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