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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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früheren Kolonie Tripolis unter 19 Grad östlicher Länge und 27 Grad nördlicher Breite etwa zweihundert Kilometer westlich von der großen Oase Audjila wählte. Die genannte Stelle lag unmittelbar neben der kleinen Oase Abunaim. Einige Palmengruppen und eine ergiebige Frischwasserquelle machten den Aufenthalt hier erträglich. Freilich mußten alle Materialien und Betriebsstoffe auf Raupenschleppern durch die Wüste angefahren werden.
    Die Ortsbestimmung des italienischen Startpunktes mußte sehr genau erfolgen, denn den Gegenpunkt bildeten die Haymetklippen in der Südsee, weltverlassene öde Felsenriffe von nur geringer Ausdehnung. Man konnte dort zwar die Kontrollstation entsprechend den Bedingungen Morgan Readings auf festem Land errichten, den Flugzeugen bot sich jedoch nur Gelegenheit zum Wassern.
    „Gott sei Dank und Lob, daß wir mit den zähen Dagos endlich einig sind“, seufzte John Sharp, als er die Annahme des italienischen Vorschlags durch das Reading-Kuratorium nach Rom funken ließ. „Bin nur neugierig, was uns die Japaner jetzt noch für Schwierigkeiten machen werden.“
    Aber seine Befürchtungen, daß es auch mit dem Reich im fernen Osten Auseinandersetzungen geben würde, erwiesen sich als grundlos. Selbstverständlich wollten auch die Japaner zuerst Start und Ziel im eigenen Lande haben. In Ermangelung eines trockenen Gegenpunktes zu ihren japanischen Inseln verlegten sie dann ihren Start nach der Insel Jap in der Südsee. Als Gegenpunkt ergab sich dafür die Doppelstadt Petrolina-Joazeiro am Rio San Francisco in Brasilien.
    Der Vorschlag war so klar und einwandfrei, daß das Kuratorium ihn ohne jede Debatte annahm. Nur John Sharp schüttelte den Kopf.
    „Merkwürdig, höchst merkwürdig“, brummte er vor sich hin, als er die Bestätigungsdepesche aufsetzte. „Das geht mir zu glatt. Ich fürchte, wir werden später um so mehr Scherereien mit ihnen haben.“
    Es darf nicht verschwiegen werden, daß diese Ahnung John Sharps sich leider als richtig erweisen sollte.
    Es ging in die zweite Februarwoche. Einer der in New York nicht seltenen lauen Vorfrühlingstage erfüllte die tiefen Straßenschluchten zwischen den Wolkenkratzern mit ein wenig Sonnenlicht und Wärme.
    In Begleitung von Frank Kelly und Henrik Juve trat John Sharp durch das Porta] des Reading-Hauses auf die Straße. Auf dem Bürgersteig blieb er stehen und sog in tiefen Zügen die frische Luft ein.
    „Es riecht nach Frühling, Juve. Wollte Gott, daß wir ein paar Monate weiter wären! Mir brummt der Schädel. Freund Reading hat uns mit dem Testament eine verdammt harte Nuß zum Knacken hinterlassen.“
    Sie gingen die Straße entlang. Nach etwa fünfzig Schritt blieb er stehen.
    „Was ist denn da drüben los, Kelly? Eine neue Sache wie's scheint.“ Er deutete auf einen Wolkenkratzer auf der anderen Straßenseite. „Die Buchstaben sehen so frisch aus, als wären sie erst kürzlich angebracht worden.“
    In riesigen goldenen Lettern zog sich dort drüben in der
    Höhe des dritten Stockwerkes eine Firmeninschrift über die ganze Hausbreite hin: Harrow & Bradley, Bookmakers. Henrik Juve schüttelte den Kopf.
    „Merkwürdige Idee von den Leuten, auf dem teuersten Pflaster von New York eine ganze Etage für ein Wettbüro zu mieten. Zweifle stark, ob die Leute mit ihrer Spekulation auf die Kosten kommen.“
    Frank Kelly hatte inzwischen die Vorgänge vor dem Gebäude beobachtet. In dichten Scharen strömte das Publikum in das Haus hinein. Zu anderen Türen strömte es wieder in hellen Scharen hinaus, und es war auffällig, wie viele von ihnen Zettel in den Händen hielten, die sie auf der Straße erst noch einmal durchlasen, bevor sie sie sorgfältig in ihre Taschen steckten. Die meisten dieser Papiere waren weiß, aber auch lichtgrüne, grellrote und blaue Scheine waren dazwischen.
    „Das Geschäft da drüben scheint ja blendend zu gehen“, wandte Kelly sich an Sharp, „ich wette mit Ihnen 1 : 1oo, daß das alles Wettzettel sind, weiß der Teufel, was in das Volk gefahren ist!“
    Von der gegenüberliegenden Straßenseite schlängelte sich ein Mensch geschickt durch die Kraftwagen hindurch und erreichte den Bürgersteig dicht neben Kelly. In der Hand hielt er einen roten Zettel.
    „Hallo, Mr. Tredjakoff“, rief Kelly ihn an, „vermute, Sie waren drüben bei Harrow & Bradley. Darf man wissen, was Sie gewertet haben?“
    „Gern, Herr Direktor“, der Russe reichte Kelly das Papier. Der überflog es und staunte.
    Der Schein

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