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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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trug den in den Vereinigten Staaten für Wettbescheinigungen gebräuchlichen Vordruck, aber er unterschied sich doch recht wesentlich von den für die Wetten bei Pferderennen oder Boxkämpfen üblichen Formularen.
    „Sie gestatten, Mr. Tredjakoff“, er hielt den Zettel John Sharp hin. Der las und war nicht minder überrascht. Da stand:
    Harrow & Bradley, Buchmacher, bestätigen erhalten zu haben, Dollar zehn von Mr. — der Name war mit Tintenstift ausgefüllt — Tredjakoff, für eine Wette auf 43 Stunden als die offizielle Zeit des Siegers beim Reading-Rennen. Über die reine Stundenzahl hinausgehende Minuten und Sekunden sind nicht gewettet und bleiben unberücksichtigt. Harrow & Bradley verpflichten sich, dem Inhaber dieses Scheins den Betrag von Dollar 300 am Tage nach Beendigung des Rennens auszuzahlen, wenn die offizielle Zeit des Siegers mit 45 Stunden beginnt.
    John Sharp rieb sich die Stirn. „Ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Wir Reading-Leute haben noch keine blasse Ahnung, in welcher Zeit der Sieger das Rennen machen wird, und hier wird schon auf die Stundenzahl gewettet
    — und offenbar in größtem Maßstabe.“
    Kelly machte den Russen mit Sharp und Juve bekannt. „Ich bin überzeugt, Mr. Sharp, daß Herr Tredjakoff uns gerne seine Erfahrungen mitteilen wird. Wie wär's, wenn wir zusammen zum Lunch gingen?“
    „Sehr liebenswürdig, Herr Direktor, aber ich habe meinen Freund Bunnin hier, er muß jeden Augenblick da drüben herauskommen.“
    „All right, Mr. Tredjakoff“, unterbrach ihn Sharp, „wir nehmen Ihren Freund auch mit.“ Noch während et sprach, kam Bunnin über den Fahrdamm. In der Hand hielt er mehrere Zettel verschiedener Farbe. Mit Vergnügen nahm er die Einladung von John Sharp an.
    „Um so besser“, lachte Sharp mit einem Blick auf die Zettel in Bunnins Hand, „da werden wir ja gute Informationen über den Betrieb der Herren Harrow & Bradley bekommen.“ Henrik Juve empfahl sich, er hatte noch an der Börse zu tun. Die anderen Herren gingen ein paar Straßenblocks weiter zu einem kleinen, aber exquisiten Restaurant. In einer gemütlichen Nische fanden sie Platz und machten ihre Bestellungen, John Sharp studierte inzwischen die anderen Zettel, die ihm
    Bunnin bereitwillig überlassen hatte.
    „Nun schießen Sie los!“ sagte er, als der Kellner die ersten Gerichte auf den Tisch gestellt hatte, „ich verstehe diesen ganzen Wettschwindel nicht. Ich begreife vor allen Dingen nicht, wie die Herren Harrow & Bradley die Wetten zu dem Satz von 1 : 30 annehmen können. Ich habe überhaupt nur eine Erklärung, die Herrschaften werden mit den kassierten Einsätzen nach Kanada verduften, bevor es zum Auszahlen der Wetten kommt.“
    Tredjakoff schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht, Mr. Sharp. Harrow & Bradley sind erfahrene und solide Buchmacher. Sie werden die Gewinne zur gegebenen Zeit auszahlen und dabei ein großes Geschäft machen.“
    Sharp zuckte die Schultern. „Das geht über meinen Verstand.“
    „Jeder Buchmacher gewinnt schließlich, wenn er es versteht, sein Buch rundzumachen“, warf Tredjakoff ein.
    „Ist mir erst recht unverständlich“, brummte Sharp, „was heißt rundes Buch? Ich kenne nur Bücher mit vier Ecken.“ „Erlauben Sie mir, Ihnen die Sache mathematisch-wissenschaftlich zu erklären“, mischte sich Bunnin ins Gespräch.
    „Also her mit der Mathematik und Wissenschaft“, seufzte Sharp.
    „Wir müssen da zunächst die Frage stellen“, fuhr der Russe fort, „innerhalb welcher Grenzen man die Zeit des Siegers vernünftigerweise suchen darf ...“
    „Sehr richtig!“ entfuhr es Kelly und Sharp fast gleichzeitig. „Nehmen wir als denkbare Höchstleistung an, daß ein Monster-Flugzeug, die 40.000 Kilometer mit 1.300 Kilometer Stundengeschwindigkeit bewältigt, so kommen wir auf 30 Stunden Rennzeit. Das würde wohl die unterste Grenze sein. Selbstverständlich — ich möchte das gleich nebenbei bemerken — sind die Herren Harrow & Bradley auch mit Vergnügen bereit, gegen jede kürzere Zeit zu wetten.“
    „Kann ich mir denken“, warf Kelly ein, „da kommen sie bestimmt nicht in die Verlegenheit, auszahlen zu müssen.“
    „Es bleibt nun die zweite Frage“, setzte Bunnin seine Erklärungen fort, „wie lange sich das Rennen bei ungünstigeren Verhältnissen hinziehen kann. Man muß dabei berücksichtigen, daß doch eine große Anzahl erstklassiger Flugzeuge und Piloten konkurrieren werden. Mögen auch viele davon während des

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