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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bist. Er hat gesagt, er fährt zur Arbeit.«
    »Okay, und sein Bewährungshelfer? Wurde er gestern Abend informiert?«
    »Gestern Abend noch nicht. Ich habe ihn gerade angerufen, und er hat gesagt, er hätte nichts von ihm gehört, würde sich aber umhören. Daraufhin habe ich sofort dich angerufen.«
    »Warum hast du damit bis heute Morgen gewartet? Er ist jetzt fast vierundzwanzig Stunden untergetaucht.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich es erst jetzt erfahren habe. Und außerdem, die Teilnahme an unserem Programm ist freiwillig. Wir haben zwar feste Regeln, und wenn sie hier sind, müssen sie sich an sie halten, aber wenn jemand einfach verschwindet, können wir nichts dagegen tun. Wir warten einfach, ob der Betreffende zurückkommt, und dann verständigen wir seinen Bewährungshelfer, dass er ausgestiegen ist. Aber nach allem, was diese Woche passiert ist, und weil er in deinem Fall ein Zeuge ist, hielt ich es für besser, dir Bescheid zu sagen.«
    »Okay, verstehe. Irgendeine Idee, wo er sein könnte? Hat er irgendwo in der Nähe Freunde oder Familienangehörige?«
    »Nein, niemanden.«
    »Okay, dann werde ich mich gleich mal ans Telefon hängen. Und wenn es irgendwas Neues gibt, sag mir Bescheid.«
    Bosch klappte das Handy zu und sah Chu an. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Er glaubte zu wissen, wo Pell war.
    »Clayton Pell ist verschwunden. Anscheinend ist er sofort abgetaucht, nachdem wir gestern mit ihm geredet haben.«
    »Wahrscheinlich ist er …«
    Aber weil Chu keine gute Antwort hatte, sprach er nicht weiter.
    Bosch glaubte, eine zu haben. Er rief in der Kommunikationszentrale an und bat die Telefonistin, den Namen Clayton Pell in den Computer einzugeben und nachzusehen, ob er vor kurzem mit dem Gesetz in Konflikt geraten war.
    »Okay«, sagte die Telefonistin. »Wir haben einen Clayton Pell, der gestern wegen eines 243 festgenommen wurde.«
    Bosch musste sich nicht erklären lassen, was der Paragraph 243 des kalifornischen Strafgesetzbuchs besagte. Das wusste jeder Polizist. Körperverletzung eines Gesetzeshüters.
    »Wen hat es erwischt?«
    »Einen unserer Leute. Genaueres habe ich hier aber nicht stehen. Nur, dass er ins PAB gebracht wurde.«
    Bosch war zwar fast den ganzen Dienstag nicht im PAB gewesen, aber als er kurz vor Dienstschluss dorthin zurückgekehrt war, hatte er mitbekommen, wie im Bereitschaftsraum darüber gesprochen wurde, dass auf dem Platz vor dem Gebäude ein Polizist angegriffen worden war. Die Attacke war ohne erkennbaren Anlass erfolgt. Der Polizist erlitt einen Nasenbeinbruch, als sich ihm der Angreifer näherte, um ihm scheinbar eine Frage zu stellen, ihm dann aber aus unerfindlichen Gründen einen Kopfstoß verpasste. In den Gesprächen über den Vorfall war der Angreifer als ein Verrückter abgetan worden, und sein Name war nie gefallen.
    Jetzt wusste Bosch, was passiert war. Pell war in der Absicht, sich verhaften zu lassen, nach Downtown zum PAB gefahren. Denn hier konnte er damit rechnen, ins Metropolitan Detention Center eingeliefert zu werden, wo Hardy festgehalten wurde. Jeder, der in Downtown verhaftet wurde, kam grundsätzlich ins MDC und nicht in eine der anderen Haftanstalten der Stadt und des County.
    Bosch beendete das Gespräch, rief die Liste seiner letzten Anrufe auf und wählte die Nummer des MDC aus, wo er wenige Stunden zuvor angerufen hatte, um sich nach Hardys Terminplan zu erkundigen.
    »Was gibt’s, Harry?«, fragte Chu.
    »Ärger«, antwortete Bosch.
    »Metro Detention, Sergeant Carlyle«, kam eine Stimme aus seinem Handy. »Kann ich Sie kurz …«
    »Nein, legen Sie mich nicht auf die Warteschleife. Hier ist Bosch, LAPD , wir haben heute bereits miteinander telefoniert.«
    »Bosch, hier ist gerade der Teufel los. Ich brauche …«
    »Hören Sie, ich glaube, dass jemand einen Mordanschlag auf Chilton Hardy unternehmen will. Der Typ, wegen dem ich vorhin angerufen habe.«
    »Er ist schon weg, Bosch.«
    »Was heißt hier ›weg‹?«
    »Wir haben ihn in den Bus gesetzt. Er wird gerade zur Anklageerhebung ins Gericht gebracht.«
    »Wer ist sonst noch in dem Bus? Können Sie einen Namen nachsehen? Clayton Pell. Paul-Edward-Lincoln-Lincoln.«
    »Augenblick.«
    Bosch sah Chu an und wollte ihm gerade alles erzählen, als der Sergeant ans Telefon zurückkam. Die Aufregung in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Pell ist im selben Bus wie Hardy. Wer ist der Typ, und warum hat man uns nicht informiert, dass die beiden eine Rechnung offen

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