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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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anvertrauen, denn dieser könnte in die Vergangenheit gehen, Mingus töten und sich selbst zum Imperator aufbauen.
    Aber trotz dieser Einschränkungen gibt die Maschine Mingus eine absolute und unheimliche Macht. Interessanterweise existiert tatsächlich noch immer eine Widerstandsbewegung; nicht jeder kann so genau lokalisiert werden, dass er über die Zeitmaschine auszuschalten ist. Die leicht verwundbaren Gegner jedoch sind längst eliminiert. Mingus’ ganzer Staatsapparat widmet sich der Aufgabe, all jene ausfindig zu machen und zu vernichten, die Mingus nicht selbst mit der Maschine beseitigen kann.
    Die Leute haben mir erzählt, diese Zeitmaschine sähe aus wie ein Schuhkarton aus weißem Plastik. Wenn sie sich unbeobachtet fühlen, verfluchen die Menschen Gleister, den verdammten Schurken, der die Zeitmaschine erfunden hat. Das Wort »gleistern« gibt es inzwischen in allen Sprachen der Welt. »Dich werde ich gleistern!« ist die schlimmste Drohung und »Du verdammter Gleister!« ist die furchtbarste Beleidigung.
    Es gibt noch eine Menge mehr über diese Welt herauszufinden, aber ich werde mich in Geduld fassen müssen. Ich habe soeben erfahren, dass ich der absolut widerliche
Gleister bin und dass ich die ganze menschliche Rasse auf das Gemeinste begleistert habe. Dagegen muss ich etwas unternehmen.

Hauptzeitlinie Gleister, Zeitspur eins, Variation A in der zwölften Dauer + Hauptzeitlinie Gleister, Zeitspur fünf + Nebenlinie Gleister zweiunddreißig:
    Gleister setzte sich auf eine Bank im Mingus-Gedächtnis-Park, um sich die ganze Geschichte noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Was sollte er tun? Sein erster Gedanke war, in der Zeit zurückzuspringen bis kurz vor den Zeitpunkt, an dem er die Zeitmaschine erfunden hatte und sie einfach nicht zu erfinden. Aber das würde nicht funktionieren, wenn man den Worten des anderen Gleister Glauben schenkte. Nicht nur, dass man in dasselbe Wasser eines Flusses nicht zweimal steigen kann – man selbst ist auch nicht mehr derselbe beim zweiten Mal. Alles verändert alles. Es gab keine Zeitnische in der Vergangenheit, die auf ihn wartete, damit er von dort aus wieder von vorn beginnen konnte. Die Natur ist bereit, ein Paradoxon zu tolerieren, aber sie verträgt kein Vakuum. Es schien keinen Sinn zu ergeben, wenn er zurückging und einen anderen Gleister überredete, keine Zeitmaschine zu erfinden. Er würde ihn nicht überzeugen können, das war ja schon bewiesen. Es war auch nicht nur ein Gleister zu überzeugen; es gab eine Vielzahl von potenziellen Gleistern, jeder mit ihm selbst identisch bis zu dem Moment des Kontaktes und jeder von diesem Moment an von ihm selbst verschieden. Auch diese Erkenntnis ergab sich unausweichlich: Genauso wie das Universum, ist der menschliche Geist ein ausgefüllter Raum, der seinen Inhalt ständig umwälzt. Eine Ergänzung des Inhalts führte zu einer Neuverteilung
und zu einer Veränderung der Umwälzungsgeschwindigkeit. Gleister konnte nur er selbst bleiben, wenn er sich nicht selbst ins Handwerk pfuschte.
    Aber die Lage, in die er die Welt gebracht hatte, war absolut unerträglich. Er war wild entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Nur was?
    Er saß da und dachte nach, während ihm auf unangenehme Art immer wieder zu Bewusstsein kam, dass zumindest noch ein anderer Gleister schon das Gleiche getan hatte. Wie viele andere Gleister würden noch hier sitzen und sich verzweifelt Lösungen überlegen?
    Doch das waren Überlegungen, die zu nichts führten. Aus einer bestimmten Sichtweise gab es eine – denkbare – Vielzahl von Gleistern; aber aus einer anderen gab es nur einen, und dieser eine war er. Letzten Endes tat es nichts zur Sache, wie diese anderen sich nannten und woher sie kamen. Er war nur die Person, die sich im Augenblick hier in der Gegenwart befand, die Person, die er an sich selbst erlebte. Die Realität ist eine Frage des Standortes, das Ego eine des kausalen Erlebniszusammenhanges und die Natur gibt sich nicht mit Denkmodellen ab.
    Welche ganz praktischen Möglichkeiten hatte er also hier und jetzt? Er konnte hier in der Zukunft bleiben, die nun seine Gegenwart war, sich verkleiden und auf eine Chance warten, den Imperator auszuschalten.
    Er konnte fünfzig oder hundert Jahre in die Vergangenheit zurückgehen, in eine Zeit, bevor Mingus an die Macht kam, den zukünftigen Imperator ausfindig machen, wie dieser es mit seinen Gegnern tat, und ihn töten.
    Oder, falls Mingus in der Lage war, sich

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