Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
spannend.«
Obwohl der Nebel, der Ellas Denkvermögen trübte, sich allmählich auflöste, wurde sie immer noch von einem unangenehmen Gefühl von Unwirklichkeit geplagt, als wäre sie in irgendeiner dunklen, abstrakten Farce gefangen. Nichts schien einen Sinn zu ergeben. »Wasser?«, sagte sie, in der Hoffnung, es könnte den Mief aus ihrem Kopf und den Geschmack nach Galle aus ihrem Mund vertreiben. Dann könnte sie vielleicht auch einen Sinn in Donatiens Worten erkennen.
»Oh, wie nachlässig von mir.« Donatien stand auf, schenkte Wasser aus einem Krug, der auf einem Regal stand, in ein Glas und reichte es Ella. Als sie das Glas in Empfang nehmen wollte, merkte sie, dass ihre rechte Hand mit Handschellen an einen stählernen Ring in der Wand gefesselt war. Ungläubig zog sie an der unnachgiebigen, rasselnden Kette, in dem Versuch, sich loszureißen. Vergebens: die Kette, die Handschellen und die Wand waren schwer und fest.
»Warum das?«, fragte sie.
»Warum Sie gefesselt sind? Liegt das nicht auf der Hand? Um mich vor Ihnen zu schützen und um sicherzustellen, dass Sie nicht fliehen. Reinhard Heydrich ist der Meinung, dass man Sie auf keinen Fall entkommen lassen darf, und Robespierre ist stets derselben Meinung wie Heydrich.«
Achselzuckend streckte Ella die linke Hand aus und nahm das Glas Wasser entgegen. Sie trank es in einem Zug leer und merkte erst jetzt, wie ausgetrocknet sie war. Einigermaßen wiederbelebt, schwang sie ihre Beine von der Pritsche und richtete sich langsam auf.
»Sie finden mich gefährlich? Das verstehe ich nicht.«
»Dann sind Sie ein ziemlich naiver Messias. Man hält Sie für hochgefährlich, eine ernste Bedrohung für die Gewissheit. Heydrich und Robespierre legen größten Wert darauf zu proklamieren, dass der UnFunDaMentalismus die einzig wahre Religion der Demi-Monde darstellt. Sie haben sich zu Verfechtern des Glaubens aufgebläht und behaupten, von ABBA gesegnet zu sein. So sind sie in der Lage, den strohdummen Plebs zu täuschen, damit er ihre Befehle blindlings befolgt, egal, wie hirnrissig sie sind. Doch um dabei effektiv zu sein, müssen sie eine Gewissheit propagieren, die alle Zweifel beseitigt – und Sie und ihre Wunder sind eine Herausforderung für diese Gewissheit.«
»Das ist eine sehr zynische Sichtweise.«
»Oh, vielen Dank. Ich bin entzückt, dass Sie mich als Zyniker bezeichnen. Zynismus bezeichnet eine Geisteshaltung, die jeglichen Moralvorstellungen und Prinzipien im Leben spottet. Und genau das habe ich ein Leben lang angestrebt. Doch genug des Plauderns. Ich werde Sie nun allein lassen, damit Sie über den Schmerz und die Qualen nachdenken können, die Ihnen bevorstehen.« Er streckte die Hand nach Ellas Glas aus, und als er dies tat, berührten sich ihre Hände. Diese kleinste Berührung genügte, damit PINC Ella sagen konnte, wer dieser Mann war.
»Sie sind der Marquis de Sade«, hauchte sie.
Donatien verbeugte sich. »Ein ziemlich überholter Titel, jetzt, da ich in Venedig zur persona non grata erklärt worden bin, aber die Antwort lautet Ja, ich bin in der Tat Donatien-Alphonse-François, der Marquis de Sade.«
7
Das Propagandaministerium des ForthRight: Rookeries
Demi-Monde:
4. Tag im Frühling des Jahres 1005
O ja, der Frühling kommt in das Quartier Chaud, wenn der Saft aufsteigt, die ImPuritaner die Lenden gürten und sich der Frage zuwenden, was man in diesem Jahr zum MummenSchanz tragen soll. Meine Empfehlung? Für die Herren: Streifen, Streifen und nochmals Streifen! Hautenge, gestreifte Hosen mit einem kontrastierenden Hosenbeutel in glänzendem Schellack (vorzugsweise rot oder gelb). Hüte drei Zoll höher als momentan en vogue und mit Tupfen dekoriert. Was die Damen angeht, so steht in dieser Saison der Nippel im Vordergrund. Die Brüste sollten mit Voile bedeckt sein – oder wäre das eher unbedeckt, meine Damen? – und die Nippel passend zum Kleid gefärbt. Was die Masken angeht: Weißes Leder, aufgelockert von einem Paillettenschleier, bleibt de rigueur für beide Geschlechter in der Stadt.
Frederick Worth: ImPuritanische Trends, UnVague Vogues Monthly, Frühling 1005
Kamerad Stellvertretender Führer Laurentii Beria hatte das Gefühl, dass ihm das Glück hold war. Von seinem Agenten in Paris hatte er erfahren, dass Lady IMmanual jetzt absolut sicher in der Bastille untergebracht worden war, woraufhin er seinen ausgekochtesten Fachmann in Sachen galvanischeEnergie – zusammen mit einer seiner wertvollen
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