Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Pralinenschachtel griffen.
»Ich bin Chefinquisitor Donatien«, erklärte der seltsame Mensch, »von CitiZen Robespierre damit beauftragt, Sie auf das Martyrium einer Befragung vorzubereiten.«
»Befragung?«
»Nun ja, CitiZen Robespierre hat mich angewiesen, in die verborgensten Winkel Ihres Bewusstseins einzudringen und alle Ihre Geheimnisse zu erforschen, vor allem jene, die mit Ihren Wundern zu tun haben.« Donatien schwenkte lässig seine Zigarette und schlürfte Flüssigkeit aus seinem Glas. »Sie dürfen sich geschmeichelt fühlen, Mylady. Sie sind die Erste in der Geschichte des Quartier Chaud, an der die Wunder der GalvanischenEnergie getestet werden, um Ihre tiefsten Geheimnisse zutage zu fördern. Es wird natürlich auch das erste Mal sein, dass wir eine lebendige, atmende Dämonin einer Befragung unterwerfen. Sie können mir glauben, ich freue mich außerordentlich darauf, mit Ihnen arbeiten zu dürfen – oder sollte ich lieber sagen, an Ihnen? In wenigen Tagen werde ich wissen, ob sich die Prinzipien, die bislang mein Leben und meine Überzeugungen geleitet haben, bestätigen lassen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Wie enttäuschend. Ich bin davon ausgegangen, dass Lady IMmanual – der Messias – allwissend sei, aber egal. Woraus besteht das Leben, wenn nicht aus einem Haufen von Enttäuschungen, nicht wahr? Ich will es Ihnen erklären: Mein Leben lang habe ich daran gezweifelt, dass es ABBA gibt, dass so etwas wie das Höchste Wesen existiert und folglich auch so etwas wie der Messias existieren kann. Und jetzt erhalte ich endlich die Möglichkeit, diesen Glauben – oder Unglauben – einem Test zu unterziehen.«
Ella schüttelte den Kopf, als wollte sie protestieren, doch alles, was dabei herauskam, war ein stechender Schmerz in den Schläfen. Sie stöhnte und schloss erneut die Augen.
»Ich glaube, dass Ihre Schmerzen schneller abklingen, wenn Sie still liegen, Mylady. Sie haben einen heftigen Schlag am Kopf abbekommen. Ihre Jünger haben Sie tapfer verteidigt, aber sehr ungenau gezielt.«
»Sie halten mich also für den Messias?«
»Nun ja, als solcher sind Sie von Ihren Jüngern, den IMmanualisten, verkauft worden. Natürlich wimmelt es von Menschen, die sich für den Messias halten, aber durch Ihr Wunder der Grenzschicht heben Sie sich von der großen Herde ab.« Donatien zog kräftig an seiner Zigarette. Dass ein Mann, der wie ein Mönch gekleidet war, rauchte und trank, war ein Zeichen dafür, dass irgendwas faul an ihm war. »Wunder trennen die Spreu vom Weizen, wenn es darum geht zu prüfen, ob jemand göttlichen Ursprungs ist, und da dummerweise alle Wunder dazu tendieren, sich in Luft aufzulösen, wenn man sie einer näheren wissenschaftlichen Untersuchung unterzieht, musste ich notwendigerweise zu dem Schluss gelangen, dass so etwas wie ABBA nicht existiert.«
»Sie sind doch ein Gottesmann … ich meine ein Mann ABBA s.« Ella zeigte mit dem Kopf auf das Valknut-Abzeichen an Donatiens Robe, das ihn als UnFunDaMentalisten auswies.
»Das Abzeichen?«, sagte Donatien und rümpfte verächtlich die Nase. »Reine Zweckmäßigkeit, Mylady, nichts weiter. Der UnFunDaMentalismus ist die Religion der Heuchelei, notwendigerweise, da sie lehrt, dass Tugend mit Keuschheit zu tun hat. Doch die Mächte hier im Medi erfordern ein gewisses Maß an kosmetischer Loyalität, und um meinen Kopf zu retten, bin ich durchaus gewillt, mich an dem Affentheater zu beteiligen. Tatsache ist, dass ich alles andere bin als ein Anhänger des Theismus. Eher das Gegenteil.«
»Sind Sie ein RaTionalist?« Wegen des ausgetrockneten Mundes und der bleiernen Zunge klang die Frage verzerrt. Ella schluckte, um den Geschmack nach Galle loszuwerden.
»Pah, das wäre viel zu banal. Ich bin ein Libertin. Ein Libertin im ursprünglichen Sinne, nicht das, was man heutzutage darunter versteht. Ich betrachte mich als Freidenker und infolgedessen als Befreier. Ein Libertin ist jemand, der seinen Instinkten folgt … jemand, der nur sich selbst und seinen Bedürfnissen gegenüber loyal ist.«
»Sie sind also ein Libertin, der trotzdem großen Wert auf Wunder legt.«
»Weil ich so gerne glauben möchte, Mylady. Die Menschheit ist süchtig nach den Freuden des Wunderns und Staunens, die vom Glauben an ABBA herrühren, und Wunder sind der Beweis dafür, dass es ABBA tatsächlich gibt. Deshalb wäre ein waschechtes Wunder, das unwiderlegbar Seine Existenz beweist, eine ungemeine Erleichterung. Aus diesem Grund ist Ihr Wunder so
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