Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

habe ich Sie in der Hoffnung hergebeten, dass Sie Norma vielleicht helfen können.«
    Bole seufzte und breitete die Arme aus, als wollte er zeigen, wie hilflos er war. »Es gehört zur standardisierten Vorgehensweise, dass alle neoFights ihre Erinnerungen vor ihrer Entsendung mit Hilfe der PINC -Technologie speichern.«
    Die First Lady schnappte nach Luft. »Sind denn PINC s in den USA nicht illegal?«
    »Das ja«, sagte Bole sorglos, »aber wenn das US -Militär die Demi-Monde nutzen will, ist ihr Einsatz lebenswichtig.«
    Der Präsident rutschte verlegen auf seinem Sessel hin und her. »Ich habe den Einsatz genehmigt.« Er sah seine Frau nervös an. »Diese Information ist streng vertraulich, Mary, und geht niemanden außerhalb dieses Raumes etwas an.«
    Mary Williams wirkte äußerst unglücklich über diese Nachricht, was Bole keineswegs überraschend fand. Nachdem die meisten Amerikaner in den letzten sechzig Jahren von der religiösen Propaganda der Kenton-Anhänger konditioniert worden waren, glaubten sie in Anlehnung an die Offenbarung 13 (16-18), dass PINC das Malzeichen des Tieres war. Dass der Antichrist vor dem Tag der Offenbarung jedermann zwingen würde – die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven –, auf ihrer rechten Hand oder der Stirn ein Malzeichen anzubringen. Kaufen oder verkaufen durfte nur, wer das Malzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Da die meisten Amerikaner überzeugt waren, dass ABBA das Tier sei, war die Angst der First Lady verständlich … lächerlich, aber verständlich.
    »Im Fall einer durch ein posttraumatisches Syndrom ausgelösten Amnesie benutzen wir die gespeicherten Daten, um Erinnerungsdefizite auszugleichen«, fuhr Bole fort. »Es ist eine Technik, die sich in ähnlichen Fällen wie dem ihrer Tochter als sehr nützlich erwiesen hat. Norma hingegen ist auf ungewöhnliche Art in die Demi-Monde gelangt, daher verfügt PINC nicht über derartige Daten.«
    »Ja, aber wie konnte das passieren?«, fuhr Nathaniel Armstrong ihn an. »Wie ist Norma überhaupt in Ihre Cyber-Jauchegrube hineingeraten, Professor?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Nun, ich denke, das sollten Sie aber. Ohne Ihren gottverdammten ABBA wäre die Tochter des Präsidenten niemals in diesem Zustand.«
    Bole ließ sich von dem Pitbull des Präsidenten nicht einschüchtern. Seiner Meinung nach besaß er nicht mehr intellektuelle Fähigkeiten als ein Kopfsalat. »Als Politiker tendieren Sie von Natur aus dazu, übereilte Schlussfolgerungen zu ziehen, daher will ich Ihren Gefühlsausbruch nicht zur Kenntnis nehmen, Mr Armstrong. Zu Ihrer Information, ABBA ist nur eine Maschine – eine besonders leistungsfähige Maschine, zugegeben –, aber wie bei allen Maschinen liegt es allein an der Unzulänglichkeit oder der Boshaftigkeit der Menschen, wenn sie schlecht funktionieren.«
    Armstrong warf Bole einen bösen Blick zu. »O ja, und ich kann mir auch denken, wer da unzulänglich war.«
    »Meine Herren, ich bitte Sie«, mischte sich der Präsident ein. »Das Wie oder Wer interessiert mich nicht. Mir geht es nur um meine Tochter. Also lautet meine Frage an Sie, Mr Bole, können Sie Norma helfen, ihr Gedächtnis wiederzufinden?«
    »Möglicherweise.«
    Das Gesicht der First Lady erhellte sich.
    »Seit Unterzeichnung des anglo-amerikanischen Abkommens zur Kontrolle politischer Straftäter hat die USA das PanOptika Programm von ParaDigm übernommen, um seine Bürger zu überwachen. PanOptika – das auf dem ABBA -Betriebssystem läuft – erlaubt die Zusammenführung von Daten, die von allen Geheimdiensten der USA gesammelt werden, und gleicht sie mit den Ergebnissen des Data-Mining-Programms Ba QT raQ von ParaDigm ab.«
    Bole hielt kurz inne, um den trägen Gehirnen seiner Gesprächspartner die Möglichkeit zu geben, diese Informationen aufzunehmen. »Infolgedessen besitzt die US -Regierung ungehinderten Zugang zu allen Informationen, die Aktionen und Bewegungen ihrer Bürger betreffen, sowie zu all ihren Gesprächen. Es handelt sich um eine detaillierte Analyse ihrer körperlichen und geistigen Charakteristiken und ihrer persönlichen Merkmale und Vorlieben. Wir haben ihr damit ein 360-Grad–Cyberporträt jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes in diesem Land ermöglicht, einschließlich Ihrer Tochter, Mr President.«
    »Auch wenn das alles sehr interessant ist, Professor …«
    Bole ignorierte Armstrong. Er hasste es, von einem