Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
wurde von einem blumigen Duft unterstrichen.
»Donnerwetter, Burlesque, da haste dich aber fein gemacht, und du miefst ja sogar nach Parfühm. Was issen in dich gefahrn? Biste ’n Zadnik geworden oder was?«
Burlesque errötete. »Ach was, hab mich bloß mal gewaschen.«
»Gewaschen?«, schnaufte Rivets. »Junge, Junge, biste krank oder was? Waschen is schlecht für die Haut. Nich, dasse mir tot umfällst oder so.«
Burlesque nickte trostlos. »Meine Rede, aber sag das mal den Franzmännern. Die sind sich ständig am Waschen. Deshalb hab ich mal gebadet und mir’n frischen Zwirn geleistet. Die hätten mich doch sofort als Anglo entlarvt, so sicher wie ’n Ei ’n Ei is.«
Rivets signalisierte kopfschüttelnd Mitgefühl für Burlesques’ Notlage. »Trotzdem siehste gut aus, Burlesque, und der Charlie steht dir.« Rivets zeigte auf seinen spärlichen Ziegenbart. »Du machst dich. So wern die Bullen dich nie erkennen.«
Burlesque nickte und zupfte an seinem Dreitagebart, der Kinn und Oberlippe bedeckte. »Ja, wenn du mich fragst, hat Beria mittlerweile bestimmt all seine Kryptos im Quartier ausschwärmen lassen, um nach mir zu suchen. Hab ihn mächtig reingelegt, und Beria is nich der Kerl, wo sich das gefallen lässt.«
»Willste was trinken?«, fragte Rivets, und noch ehe Burlesque antworten konnte, winkte er der Kellnerin, damit sie ihnen zwei Glas Lösung brachte. Er zeigte mit dem Finger auf das Fleisch, an dem er gekaut hatte. »Würd dir ja ein Stück anbieten, aber es schmeckt ziemlich komisch. Weiß der Teufel, wasses is, scheint mir, als hätt’s miaut, wo’s noch lebte.«
Sobald sie ihre Getränke bekamen, stellte Rivets die Frage, die ihm auf den Nägeln brannte, seit sie nach Paris gekommen waren. »Also, was solln wir machen, Burlesque? Wir können nich den Rest unseres Lebens hier rumhängen. Haste was von Vanka gehört? Der schuldet mir noch ’ne Menge Geld, weißte.«
»Es heißt, dass sie Miss Ella, die schnöselige Kuh von Norma Williams und Vanka, in der Bastille eingelocht ham.«
»Dann sin’se dran, Burlesque. Und ich kann mir mein Geld abschminken.«
Burlesque nickte verständnisvoll. »Ja, jetzt können wir nix mehr für sie tun. Ich dachte, ich befolge Miss Ellas Rat und geh nach Venedig. Könnte da ’ne Bar aufmachen oder so was. Als Beria mich einlochte, hab ich alles verlorn. Aber am Hungertuch nagen tu ich noch nich. Und in Venedig hab ich noch’n Eisen im Feuer von ei’m Job, den ich für Wanker erledigt hab, der könnt mich ’ne Weile über Wasser halten.« Er nahm einen kräftigen Schluck Lösung und schüttelte sich. »Verdammich, schmeckt ja wie Rattenpisse.«
»Das kannste laut sagen. Die mischen das Blut hier nich mit Vodka, sondern mit ’nem Zeug, wo Absinth heißt.«
»Absentia? Der Name passt, wenn du mich fragst. Scheint ja nur aus Alkohol zu bestehn.«
Sie blieben eine Weile stumm und sinnierten über die schreckliche Lösung im Land der Franzmänner. Dann brach Rivets das Schweigen. »Haste was dagegen, wenn ich mit dir nach Venedig komm, Burlesque? Ich hab keine Lust, bei diesen Schneckenfressern zu bleiben, so ganz allein.«
Burlesque antwortete nicht. Und als Rivets aufblickte, sah er, dass Burlesques ganze Aufmerksamkeit vier großen Frauen galt, die gerade die Kneipe betreten hatten. Sie trugen komische Hüte und ziemlich gewagte Kleider.
»Mich laust der Affe!«, sagte Burlesque leise und ehrfürchtig. »Guck dir das an.«
»Meine Güte«, sagte Rivets verblüfft, während er die Frauen musterte »Die ham ja so gut wie nix am Leib!«
»Das muss man den Weibern hier lassen«, entgegnete Burlesque, ohne den Blick von der Großen mit dem langen braunen Haar zu nehmen, die mit entblößter Brust durch den Raum stolzierte, »die verstehn was vom Anziehn. In den Rookeries findest du keine mit halb so viel jessequa wie was die hier ham.«
»Jessequark?«, fragte Rivets.
»Das is Franzmännisch und heißt Bumsfähigkeit«, erklärte Burlesque. »Soll ich dir was sagen? Ich wär geneigt, es bei der Großen da zu probiern. Die mit den großen Möpsen. Hab schon immer ’ne Schwäche für Weiber gehabt, zu denen man hochgucken kann.«
»Kannste nich machen«, erwiderte Rivets. »Bist doch verheiratet.«
»Nee, bin ich nich. Die dumme Kuh hat sich scheiden lassn, als mich die Checkya eingesperrt hat. Scheint so, als wärste auf der Stelle reif für die Scheidung, wenn du als Feind des ForthRight abgestempelt bist. Vermutlich wollt sie sich bloß das
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