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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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aufmüpfige Blumenverkäuferin, und Sophie, die beliebte Sängerin, die im Maison d’Illusion auftrat – sich in aller Frühe trafen, obwohl das Komitee der UnBefleckten ausdrücklich befohlen hatte, dass sie unter keinen Umständen vor neun Uhr dort aufkreuzen sollten. Das Komitee war besorgt, dass die GenDarmen, die vor der Bastille Wache schoben, durch das Auftauchen der Frühaufsteherinnen merken könnten, dass irgendetwas im Gange war.
    Odette fand die Naivität der Mitglieder des Komitees einfach nur atemberaubend. Die Vorstellung, sie könnten eine Demonstration mit mehreren tausend Frauen auf die Beine stellen, ohne dass die GenDarmen davon Wind bekamen, war so wirklichkeitsfremd, dass es nach der typischen Arroganz der Mittelschicht roch. Ihrer Meinung nach war es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass die Quizzies längst wussten, was Sache war. Daher hatte sie dafür gesorgt, dass sie und ihr Regiment gut vorbereitet waren. Wenn es zum Kampf kam, würden Odette und ihre Mädels genauso gut austeilen, wie sie einstecken mussten.
    Trotzdem war es ein Problem, dass sie sich so früh getroffen hatten. Und da sie sich alle als Liberté verkleidet hatten, war es so gut wie sicher, dass sie augenblicklich als UnBefleckte erkannt und von den Quizzies dingfest gemacht wurden, wenn sie mit entblößter Brust durch die Straßen von Paris stolzierten. Da sie noch etwa eine halbe Stunde Zeit totschlagen mussten, hatte Odette dem Vorschlag von Adélaide, unterwegs irgendwo einzukehren und ein Gläschen Lösung zu sich zu nehmen, bereitwillig zugestimmt. Unglücklicherweise gehörte die Bar, die Adélaide sich ausgesucht hatte, nicht zu ihren Stammlokalen, und noch während die vier sich einen Weg hineinbahnten, hatte Odette das dumpfe Gefühl, dass sie nicht willkommen waren. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Keilerei doch etwas früher begann, als vom Komitee beabsichtigt.
    Seit seiner illegalen Einwanderung in das Quartier hatte Rivets die Gewohnheit angenommen, sein Abendessen in einer Bar unweit des 4. Arrondissements einzunehmen. Es war eine unscheinbare Kneipe, aber bei Ausländern beliebt, die in Paris lebten, und das hieß, dass er hier weniger auffiel. Nachdem Burlesque ihn gewarnt hatte, dass die Inquisition höchstwahrscheinlich hinter ihm her wäre, war Rivets für jegliche Art von Anonymität, die Paris ihm bot, äußerst dankbar. Zudem war die Kneipe um einiges besser als jene, die er in Stepney frequentiert hatte; immerhin wurde hier das Sägemehl auf dem Boden einmal in der Woche ausgewechselt, egal, ob es nötig war oder nicht. Obendrein gab es ein Außenklo.
    O ja, es war ein gemütlicher Treffpunkt, und Rivets genoss es, sich unter die Händler und kleinen Geschäftsleute zu mischen, die hier verkehrten. Zumindest machten sie sich nicht über ihn lustig, wenn er während der zehn Minuten, die er brauchte, um seine Fleischpastete zu verschlingen und sein Bier auszutrinken, sein Buch herausholte. Ganz anders als die Windhunde und Hooligans in den Spelunken von Stepney, die es sich nicht nehmen ließen, ihn zu hänseln, weil er so gern las.
    Rivets machte das Lesen Spaß. Seit Vanka einen Lehrer eingestellt hatte, der ihm zwei Stunden am Tag das Schreiben beibrachte, hatte er entdeckt, dass er immer auf der Suche nach einer guten Geschichte war. Im Augenblick verschlang er Gregory, der Grigori , das ihn, wie er einräumen musste, zu Tode erschreckte. Er war so versunken in die Lektüre, dass er den Mann, der sich seinem Tisch näherte, gar nicht wahrnahm. Zum Glück war es ein Freund.
    »Hello, Rivets, was macht die Kunst?«
    Rivets blickte auf und musterte den dicken Mann mit der außergewöhnlich gesunden Gesichtsfarbe, der ihn angesprochen hatte. Er brauchte eine Weile, bis er Burlesque Bandstand erkannte. Die Halbmaske aus rotem Leder und der frische Bart waren eine vorzügliche Verkleidung.
    »Verdamm’ mich, Burlesque, da haste mir aber ’n schönen Schreck eingejagt. Ich dachte, du hättst dich längst dünngemacht oder so ähnlich.«
    Burlesque legte einen Finger auf den Mund. »Pssst, nich so laut, Mann, oder haste vergessen, dass wir hier in Kocknito sind?« Anschließend zog sich Burlesque einen Stuhl heran und setzte sich so dicht neben Rivets, wie es der Anstand zuließ.
    Rivets stellte überrascht fest, dass er fast angenehm roch. Das Aroma nach Tabak, Ruß und Mist, bei dem jeder in London umgefallen war, schien verschwunden, schlimmer noch, Burlesques neue Sauberkeit

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