Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Prancing Pig unterm Nagel reißen, eh Berias Büttel aufkreuzten.«
Nach dieser Erklärung blinzelte Burlesque Rivets zu, stand auf, rückte den Hosenbeutel zurecht, zog den Bierbauch ein und wandte sich an die Hochgewachsene, die seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Doch er war nicht schnell genug. Noch ehe er sich auf den Weg gemacht hatte, stand bereits ein hässlicher Franzmann bei den dreien am Tisch.
Die Frauen hatten gerade ihre Getränke serviert bekommen, als ein Mann – alt, pockennarbig, ungekämmt und mit einem UnFunDaMentalistischen Sticker auf dem Revers seiner schmutzigen Jacke – sich vor Odette aufpflanzte. »Welche wie du sind hier nicht erwünscht«, sagte er mit einer Stimme, die er offensichtlich für bedrohlich hielt, obwohl er in Wirklichkeit fast so unsicher war wie seine Haltung. Offensichtlich hatte der Kerl eine Menge Lösung intus.
Odette sah ihn sorglos an, und das war sie tatsächlich. Sie war größer als der Mann, kräftiger als er und viel weniger abgefüllt. Zudem hatte er wahrscheinlich keinen pfundschweren Schlagring aus Stahl bei sich, wie Odette einen in der Tasche ihres Umhangs versteckte.
»Warum denn, CitiZen?«, fragte Odette ruhig.
»Na, weil ihr alle ImPuritanische Huren seid«, lallte der Mann. »Weils pervers is, dass Weiber so in die Öffentlichkeit gehn und Männern ihre Titten zeigen, die wo nich mal ihre Ehemänner sind.«
»Unsinn, CitiZen«, erwiderte Odette und lächelte. »In der Charta der Verpflichtungen steht, dass CitiZen im Quartier Chaud das Recht haben, Juice-Sense in sexuellen Betätigungen zu suchen – egal welcher Art –, Hauptsache, es ist weder Missbrauch, Gewalt oder Zwang im Spiel. Außerdem steht da drin«, und hier nahm ihr Ton an Härte zu, »dass alle CitiZen die Pflicht haben, sich der Zensur zu enthalten und auf jegliche Behinderung der sexuellen Gelüste anderer zu verzichten, es sei denn, sie beeinträchtigen ihre eigenen Gelüste. Und ich habe den Eindruck, genau das versuchst du gerade.« Sie lächelte erneut. »Also, Freundchen, mach dich lieber vom Acker, solange du noch kannst.«
Die Äußerung veranlasste den Mann, von einem Bein aufs andere zu treten, während er gleichzeitig versuchte, größer und bedrohlicher zu wirken, als er in Wirklichkeit war. Odette dachte, dass er sich damit nur noch lächerlicher machte, trotzdem umklammerte sie ihren Schlagring fester.
»So redet man nich mit mir. Ich bin ’n Kerl, Weiber haben uns zu respektiern, sagt der UnFunDaMentalismus.«
»Ich bin keine UnFunDaMentalistin, sondern ImPuritanerin.«
»ImPuritanismus is Humbug.«
Obwohl sie das Gefühl hatte, dass die Unterhaltung unweigerlich mit einer Handgreiflichkeit enden würde, versuchte Odette, sich weiter souverän zu geben. Irgendwie amüsierte es sie, und außerdem hatte sie im Moment nichts Besseres zu tun. »Da liegst du allerdings ganz falsch, CitiZen. Der ImPuritanismus ist das Beste, was dem Quartier Chaud jemals passieren konnte. Fünfhundert Jahre lang hat er die MALE volence in Schach gehalten und dem Quartier Chaud Frieden, Glück und Wohlstand gebracht. Warum? Weil im Quartier Chaud die Frauen das Sagen hatten, deshalb, und Frauen viel weniger zur Gewalt neigen als Männer. Frauen sind friedlicher, CitiZen. Und jetzt verpiss dich, bevor ich dir eine verpasse.«
»Das ist ungerecht. Weiber sollten tun, was Männer ihn’ sagen. Wenn Robespierre den UnFunDaMentalismus ins Quartier Chaud bringt, werden Flittchen wie du ganz schön blöd aus der Wäsche gucken.« Er fasste nach Odettes entblößter Brust, doch sie schlug seine Hand weg. »Und dann werdet ihr Weiber auch wieder wissen, wo euer Platz ist: am Herd.«
Odette spürte, dass der Kerl allmählich außer Kontrolle geriet und sie ihn zurechtweisen müsste. Gerade als sie aufstehen wollte, sah sie, dass sich ein weiterer Mann zu ihnen gesellt hatte.
» Est-ce que cet homme Sie geht auf die Weckaire , Mademoiselle? Desirez-vouz que je put un sur son? «
Wäre der Mann aus dem Quartier Chaud gewesen, hätte Odette ihn als chauvinistisches Schwein beschimpft, als arrogantes, chauvinistisches Schwein, und zum Teufel geschickt. Doch das war nicht der Fall. Soweit sie aus seinem komischen Französisch folgern konnte, musste er ein Anglo sein. Zugegeben, kein allzu attraktiver Anglo. Er war ziemlich dick, hatte Furcht erregende Zähne und außerdem Schrammen und blaue Flecken im Gesicht, als wäre er vor Kurzem mit einem Dampfwagen kollidiert. Aber für einen Anglo roch
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