Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
hinaus der gerissenste, hinterhältigste und heuchlerischste Schweinehund im ganzen Quartier Chaud. Die Venezianer hatten Glück, dass er auf ihrer Seite stand.
»Schwester Bella, ich bitte Euch, gebt mir eine Minute, um mich anzuziehen.«
»Fürwahr, Schwester Florence, ich flehe Euch an, beeilt Euch. Mir wurde aufgetragen, Euch so schnell wie möglich zum Amtszimmer des Abbé zu bringen.«
Schwester Florence ließ sich nicht hetzen. Wer sich hetzte, war nur einen Schritt von Panik entfernt, und Panik war der Vorläufer der Katastrophe. Besser, man ging langsam und bedächtig vor, das war nicht nur gesünder, sondern auch sicherer. Sie erhob sich von der Pritsche und streckte ihren langen straffen Körper, um die Muskeln zu dehnen. Dann griff sie nach ihrer durchsichtigsten Ordenstracht und streifte sie über den nackten Körper. Schließlich würde sie Abbé Niccolò treffen, da mussten all ihre Talente zur Geltung kommen.
»Sagt mir eins, Schwester Bella. Werde ich seine Exzellenz den Abbé Niccolò allein treffen oder sind noch andere anwesend?« Es war eine wichtige Frage; von ihrer Beantwortung hing es ab, welche Maske sie tragen würde.
»Vergebt mir, Schwester, das hatte ich vergessen. Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr die Ehre haben werdet, Seine Exzellenz unter vier Augen zu sprechen.«
Unter vier Augen? Dann war etwas Schmutziges im Gange.
»Ich bin Euch für Eure Klugheit sehr verbunden.« Sie würde ihre schlichteste und verführerischste Maske tragen, das war Abbé Niccolò nur angemessen. Daraufhin befestigte sie einen weißen Schleier an ihrer Haube und ließ ihn über das Gesicht fallen. Ein Schleier war wie geschaffen für ein heimliches Treffen, er war geheimnisvoll und unheimlich zugleich.
Während sie sich anzog, plapperte Schwester Bella immer weiter. »Ich habe gehört, dass Ihr den Großinquisitor persönlich unter die Lupe nehmen sollt, ohne sein Wissen, versteht sich.«
Den Großinquisitor Tomás de Torquemada. Schwester Florence wusste, dass sie sich in Acht nehmen musste. Der Dunkle Charismatiker hasste sie über alle Maßen.
Offenbar hielt Schwester Bella ihr Schweigen für Gleichgültigkeit. »Habt Ihr keine Angst, Schwester? Allein beim Namen des Großinquisitors zittert meine Seele.«
»Warum sollte ich Angst haben?«
»Ich habe grausame Beweise dafür gesehen, wie dieser Mann den FAÄ derjenigen verwüstet, die sich gegen ihn erheben und der scheußlichen, verderblichen Brut des UnFunDaMentalismus trotzen. Es heißt, de Torquemada könne einer Frau in die Seele schauen und die dunklen und unsittlichen Begierden erkennen, die darin schlummern.«
»Das tut ABBA in jedem Moment meines Lebens auch, Schwester Bella, und wenn ich nichts dagegen habe, dass ABBA es tut, und mich nicht darüber beklage, werde ich mich von den mechanischen Fragen des Großinquisitors gewiss nicht aus der Ruhe bringen lassen.«
Schwester Bella sah sie im flackernden Licht der Kerze an, offensichtlich auf der Suche nach einem stillschweigenden Einverständnis. »Hütet eure Zunge, Schwester Florence. Nicht einmal der gläubigste Mensch der Demi-Monde sollte de Torquemada auf die leichte Schulter nehmen. Er ist der größte und unermüdlichste Feind des ImPuritanismus und kennt keine Gnade bei der Verteidigung der Deviationistischen Kirche und des Unheiligen Katechismus des UnFunDaMentalismus.«
Florence senkte stumm den Kopf, um Schwester Bella zu bedeuten, dass sie verstanden hatte, doch in Wahrheit fürchtete sie sich nicht vor de Torquemada. Die Aussicht, ihn zu treffen oder gar zu übertreffen, war erregend. »Keine Angst, gute Schwester, ich werde Euren Rat beherzigen und mich vor beiden unterwürfig zeigen, vor de Torquemada ebenso wie vor ABBA .«
Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel und knöpfte einen Knopf am Kragen ihres Gewands auf. Wie lautete noch das Sprichwort? Wenn eine Frau jemanden verführen will, soll sie so viele Knöpfe öffnen, wie sie sich traut … und dann noch einen.
Schwester Bella führte Florence tief in den privaten Flügel des Klosters, bis sie zu einer großen Tür aus Walnussholz gelangten, die von zwei schwer bewaffneten Schutzengeln flankiert war. Kritisch musterten sie die große, schlanke Gestalt. Schwester Florence musste die Prüfung bestanden haben, denn schließlich schlug der Engel auf der rechten Seite zwei Mal kräftig gegen die Tür.
»Ich muss Euch hier verlassen, Schwester«, sagte Schwester Bella leise. »Gehabt Euch wohl, und mögen die
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