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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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erinnerte Holloway an eine Siam- oder Colourpoint-Katze. Trotz erwähnter Bedenken betrachtete Holloway es intuitiv als weiblich, und sie war zweifelsohne Papa Fuzzys Gefährtin. Die beiden waren häufig zusammen und tauschten unbefangen Zärtlichkeiten aus, immer wieder berührten und streichelten sie sich. Holloway machte sich leichte Sorgen, dass die Sache noch weitergehen könnte und sie sich in seiner Gegenwart Fuzzy-Sex hingaben. Doch die beiden veranstalteten nichts dergleichen, zumindest nicht, solange er in der Nähe war. Jedenfalls schien diese Fuzzy ein freundliches und vertrauensvolles Verhältnis zu Holloway und Carl an den Tag zu legen, was Holloways Vermutung zufolge daran liegen mochte, dass Papa Fuzzy freundlich und vertrauensvoll mit ihnen umging. Holloway verzichtete auf Kreativität und nannte dieses Geschöpf Mama Fuzzy.
    Der Nächste in der Hierarchie war der graue Fuzzy, der genauso groß wie Papa Fuzzy war. Er war lediglich etwas stämmiger und einen Tick langsamer, sowohl in seinen Bewegungen als auch in seiner Gehirnleistung, wie es Holloway vorkam. Dieser Fuzzy war Mama Fuzzy gegenüber sehr liebevoll, aber auf andere Art als Papa Fuzzy. Wenn Holloway raten sollte, hätte er gesagt, dass dieser Fuzzy der Vater von Mama Fuzzy war. Auch das war lediglich eine Vermutung von Holloway, die auf der Beobachtung ihres Verhaltens basierte. Er könnte natürlich auch Mama Fuzzys früherer Gefährte sein, der irgendwann von Papa Fuzzy abgelöst worden war und nun seine zweitrangige Stellung akzeptierte. Die Komplexitäten der Fuzzy-Gesellschaft blieben Holloway letztlich ein Rätsel. Dennoch bezeichnete er dieses Geschöpf für sich unwillkürlich als Opa Fuzzy.
    Mit ein Grund, warum Holloway ihn als Opa Fuzzy betrachtete, war ein Verhalten, das auf Opas Hauptaufgabe hinzudeuten schien. Denn er war die meiste Zeit damit beschäftigt, auf die letzten zwei Fuzzys aufzupassen und dafür zu sorgen, dass sie nicht aus der Reihe tanzten. Diese beiden Fuzzys waren kleiner und verhielten sich impulsiv und leichtsinnig wie Jungtiere. Vor allem der eine hatte sich angewöhnt, zu Carl zu gehen und auf seinen Rücken zu springen, um den Hund zu seinem edlen Ross zu machen. Carl war davon gar nicht angetan, und irgendwann schnappte er sogar nach dem Fuzzy. Der Fuzzy versetzte dem Hund einen Schlag auf die Nase und rannte dann aufgeregt kreischend davon, als Carl sich auf ihn stürzen wollte. Holloway fand, dass dieser Fuzzy sich wie ein halbstarker Jugendlicher verhielt. Sein Fell war weiß mit großen grauen und schwarzen Flecken. Holloway nannte ihn Pinto.
    Der letzte Fuzzy, ebenso golden und gepunktet wie Mama Fuzzy, war ähnlich ausgelassen wie Pinto, aber nicht so unausstehlich. Statt auf Carl reiten zu wollen, streichelte und kraulte sie ihn und versuchte ihn so oft wie möglich zu liebkosen. Carl gab sich alle Mühe, kein Spielverderber zu sein, aber für ihn schien es kaum weniger anstrengend zu sein. Anscheinend brauchte selbst der geselligste Hund gelegentlich etwas Privatsphäre. Wenn dieser Punkt erreicht war, schüttelte Carl vorsichtig diese Fuzzy ab und zog sich ins Haus zurück. Seine Hundetür war immer noch auf seinen Sender programmiert, also konnten die Fuzzys sie nicht ohne seine Mitwirkung benutzen. Er huschte durch die Tür und verkroch sich für ein oder zwei Stunden.
    Diese kleinste Fuzzy schien sich nicht im Geringsten an der Vernachlässigung zu stören. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit einfach Holloway zu, beziehungsweise dem, womit er sich gerade beschäftigte. Zu Holloway war sie nicht so liebevoll wie zu Carl, aber meistens stand sie neben ihm und griff nach den Dingen, mit denen er arbeitete. Holloway nahm sich vor, nie ein Puzzle zusammenzusetzen, wenn dieses Geschöpf in der Nähe war. Nichtsdestotrotz empfand er ihre Gesellschaft als angenehm – und wenn er ganz offen war, sogar als charmant. Irgendwann nannte er sie Baby Fuzzy.
    Papa, Mama, Opa, Pinto und Baby – zusammen waren sie eine nette kleine Familie. Holloway war sich nicht sicher, ob er sie adoptiert hatte oder ob vielleicht das Gegenteil der Fall war. Er hatte eher den Verdacht, dass die Familie Carl adoptiert hatte und dass der Mensch nur eine Art Zugabe war: der beste Butler, den ein kleiner Fuzzy sich wünschen konnte. Holloway fand diese Vorstellung auf unerklärliche Weise amüsant, was vielleicht einer der Gründe war, warum er überhaupt die Invasion seines Hauses und seines Lebens durch die kleinen Geschöpfe

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