Der wilde Planet
verstanden hast.« Er stellte das Infopanel ab und griff nach der Bindi.
»Jack … ich weiß, dass unsere Trennung nicht schön war, und ich weiß, dass du immer noch sauer auf mich bist. Und ich gebe zu, dass auch ich am Ende nicht alles richtig gemacht habe. Aber ich dachte, wir hätten das abgehakt und könnten wieder Freunde sein. Echte Freunde, im Gegensatz zu der Art von Freunden, die in der Öffentlichkeit höflich zueinander sind. Also bitte ich dich als Freund, mir bei dieser Sache behilflich zu sein.«
»Als Freund«, sagte Jack. Er viertelte die Bindi und bot dem Wesen ein Stück an. Dann ließ er den Rest der Frucht auf der Anrichte liegen und wusch sich die Hände. Das Katzenwesen sah ihm zu und schien sehr vom Wasserhahn fasziniert zu sein.
»Wenn das nicht zu viel verlangt ist«, sagte Isabel. »Das könnte eine wirklich bedeutende Entdeckung sein. Und ein weniger bedeutender Aspekt wäre, dass es auch für mich gut sein könnte. Ich bilde mir gern ein, dass dir immer noch ein wenig daran liegen könnte.«
Während Isabel sprach, öffnete Holloway den Küchenschrank, nahm eine kleine Schale heraus und füllte sie mit Wasser. Dann stellte er sie dem Wesen hin, das sich vorbeugte und davon trank. Es spitzte die Lippen wie ein Mensch, statt wie eine Katze oder ein Hund zu schlecken.
»Es sind auf jeden Fall interessante Geschöpfe«, sagte er.
»Davon bin ich überzeugt.«
Holloway wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Infopanel zu. »Natürlich kannst du hierherkommen, Isabel. Es würde mich freuen, dich wiederzusehen. Ich weiß noch nicht, wo ich dich unterbringen soll, aber ich würde mich freuen.«
»Vielen Dank, Jack. Mach dir keine Sorgen. Du wirst gar nicht bemerken, dass ich da bin.«
Holloway lächelte. Das bezweifle ich sehr , dachte er für sich.
Er warf einen Blick zum Katzenwesen, das mit Trinken fertig war. Holloway hatte damit gerechnet, dass es nun die Bindi verspeiste, doch es nahm auch das zweite Stück in die Hand und klemmte es sich zusammen mit dem ersten unter den Arm. Dann setzte es sich, schob den pelzigen Hintern mit den Beinen zum Rand der Küchenanrichte und sprang hinunter. Dabei fiel ein Bindi-Stück auf den Boden. Das Wesen hob es wieder auf und machte sich dann auf den Weg zur Tür.
»Wann soll ich kommen?«, fragte Isabel.
»Was?« Holloway war durch seinen Besucher abgelenkt.
»Wann soll ich bei dir aufkreuzen?«, fragte Isabel. »Ich möchte deinen Zeitplan nicht durcheinanderbringen.«
»Wann möchtest du kommen?«, fragte Holloway zurück. Inzwischen hatte das Katzenwesen die Tür erreicht und stand davor, als würde es darauf warten, dass jemand sie öffnete. Es hustete. Holloway nahm das Infopanel und ging damit zur Tür, doch dann erhob sich Carl von seinem Platz neben dem Schreibtisch.
»Ehrlich gesagt, würde ich gern schon heute Nachmittag da sein. Aber ich muss hier noch ein paar Dinge erledigen.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, dass du im Moment so gut wie nichts zu tun hast«, sagte Holloway.
Carl war zur Tür gelaufen und schob sich hindurch. Gleichzeitig schlüpfte das Katzenwesen unter Carls Bauch nach draußen, gefolgt von den Hinterbeinen des Hundes.
»Bis vor kurzem hatte ich nichts zu tun«, sagte Isabel. »Doch dann hat offenbar jemand ein großes Sonnensteinvorkommen gefunden, und ich habe den Auftrag erhalten, eine biologische Folgenabschätzung zu erstellen. Für den Bericht habe ich nur die Hälfte der ansonsten üblichen Zeit.«
»Tut mir leid«, sagte Holloway und ging ebenfalls zur Tür.
»Das will ich hoffen. Weil die biologischen und ökologischen Folgen enorm sein werden. Die Firma hat bereits eine Ausnahmegenehmigung bei der Kolonialverwaltung beantragt. Man will diese Ader so schnell wie irgend möglich aus dem Boden reißen. Dabei wird man eine Menge zerstören, und ich soll die Sache absegnen.«
»Wirst du das tun?«, fragte Holloway.
»Ich glaube kaum, dass ich die Wahl habe«, sagte Isabel. »Die Flora und Fauna des Dschungels in der Region, die man ausbeuten will, ist nicht einzigartig genug. Die ökologischen Scans und robotischen Proben, die ich aus dieser Region habe, weisen keine ungewöhnlichen Spezies auf. ZaraCorp kann damit argumentieren, dass man nichts zerstört, was sich nicht wieder anpflanzen ließe oder aus anderen Teilen des Dschungels zuwandern könnte, nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind. Dass nichtsdestotrotz ein großer Bereich zerstört wird, betrachtet man eher als
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