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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Magen«, antwortete ich und erntete wieherndes Gelächter. Dann wurde ich lautstark aufgefordert, endlich die Torte anzuschnei-den.
    »Ström räumt seine Kisten sicher gleich weg, wenn er kommt.
    Gelüftet haben wir schon«, sagte Puupponen entschuldigend.
    »Pertsa hat hier drinnen trotz Verbot eine nach der anderen geraucht.«
    »Die Rosen duften so schön, dass man den Zigarettengeruch kaum noch merkt. Nun esst brav euren Kuchen auf, damit wir an die Arbeit gehen können«, sagte ich.
    Ströms Abwesenheit überraschte mich nicht, denn wir hatten uns einen heftigen Kampf um den Posten des Dezernatsleiters geliefert. Ström, der meinte, ich sei nur gewählt worden, weil ich eine Frau war, hatte die Entscheidung erfolglos angefochten.
    Da die Stelle Mitte Oktober, sieben Wochen nach Iidas Geburt, frei geworden war, hatte man ihm angeboten, mich während des Mutterschaftsurlaubs zu vertreten. Alle hatten damit gerechnet, er würde sich weigern, doch er hatte angenommen. Daher musste ich nun ein Dezernat übernehmen, das er zehn Monate lang geleitet hatte.
    Da Koivu, Puupponen und Taskinen mich gelegentlich besucht und die anderen Kollegen sich telefonisch gemeldet hatten, war ich über die Situation im Dezernat auf dem Laufenden geblieben. Ström war kein einfacher Chef gewesen. Am schlimmsten hatte er sich gegenüber Anu Wang, einer gebürtigen Vietnamesin, aufgeführt, die seiner Meinung nach lediglich als Quotenfrau eingestellt worden war. Ihm ging die »schlitzäugige Kuh« gegen den Strich, während die anderen fanden, Anu mache sich ausgezeichnet. Als erste Vertreterin einer ethnischen Minderheit an der Polizeischule war sie daran gewöhnt aufzufal-len.
    Bei der Morgenbesprechung hätte ich Ström allerdings gern dabeigehabt. Er leitete die Ermittlungen in allen aktuellen Fällen und kannte die Gesamtlage. Ohne ihn konnte ich in meiner ersten Besprechung nur einzelne Punkte aufgreifen und war gezwungen, nach seinen Vorgaben weiterzuarbeiten. Zum Glück handelte es sich bei den Delikten, mit denen sich unser Dezernat zur Zeit beschäftigte, um Routinefälle: eine Schlägerei unter Betrunkenen in Matinkylä und ein Überfall in Tapiola, für den es ein Dutzend Zeugen gab. In der Woche vor meinem Dienstantritt hatte Pertsa die Voruntersuchung im kompliziertesten Fall dieses Sommers abgeschlossen, einer Messerstecherei in der Mittsommernacht am Badestrand von Haukilahti.
    In den ersten Tagen tat ich kaum etwas anderes, als mich durch Berge von Papieren zu wühlen und an diversen Besprechungen teilzunehmen. Wie ich bald feststellte, musste ich in meiner neuen Position unzählige Sitzungen besuchen. Ström erschien am Mittwoch wieder zur Arbeit und richtete sich in seinem alten Büro ein, das er mit Lähde teilte. Bei mir hatte er sich nicht gemeldet, und da die Kartons mit seinen Ordnern um ein Uhr immer noch in meinem Büro herumstanden, marschierte ich zu ihm.
    Er wirkte erschöpft: sein normalerweise rötliches, pockennarbiges Gesicht war blass, die schnupftabakbraunen Haare klebten am Kopf. Die Augen verbarg er hinter einer dunklen Pilotenbril-le, zwischen den Fingern hing eine glimmende Zigarette.
    »Tag, Pertsa, schön, dass du wieder gesund bist. Wir sollten uns mal zusammensetzen, es gibt viel zu besprechen. Was hast du morgen vor?«
    »Keine Ahnung. Kommt drauf an, ob heute Nacht jemand umgebracht wird«, brummte er, ohne meinen Gruß zu erwidern.
    »Wie wäre es morgen Mittag mit einem ausgedehnten Essen, in einem ordentlichen Restaurant statt in der Kantine? Ich lad dich ein«, schlug ich vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab um zwölf einen Termin beim Staatsanwalt wegen der Messerstecherei. Wenn du eine Besprechung willst, musst du bis Freitagnachmittag warten. Passt es dir um drei?«
    Dieser Mistkerl, das tat er mit Absicht! Natürlich wollte er testen, ob ich auch nach der Geburt meines Kindes bereit war, unbegrenzt Überstunden zu machen. Er wusste genau, dass wir mindestens drei Stunden brauchen würden, selbst wenn wir nur die wichtigsten Dinge besprachen.
    »Ja, das geht«, antwortete ich ruhig. »Du sitzt jetzt mit Pasa-nen vom Wirtschaftsdezernat an dieser Betrugsgeschichte, nicht wahr?«
    »Ja. Verdammt komplizierte Sache. Damit bin ich vorläufig voll ausgelastet. Gott sei Dank brauch ich Puupponen und diese schlitzäugige Göre jetzt nicht mehr zu hüten. Den beiden muss man alles fünfmal verklickern.«
    »Hör auf, Anu Schlitzauge zu nennen!«, giftete ich. Erst dann ging mir auf, dass

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