Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)
sie schon wieder dieses Lied, sagt Maria und legt den Arm um Walters Hüfte, am anderen Ende der Bank beginnt jemand zu schunkeln, und Maria und Walter schunkeln mit. Wenn beim Schunkeln jemand in die falsche Richtung ausschlägt, krachen sie zusammen, dann wird gelacht, und der Mann singt:
Die große Stadt lockt mit ihrem Glanz, mit schönen Frauen, mit Musik und Tanz, doch der Schein hält nie, was er dir verspricht, kehr endlich um, Tränen lügen nicht
. Ein schönes Lied, sagt Maria, ich bin Lehrling, Verkäuferin, das ist wirklich ein schönes Lied. Meinst du, sagt Walter, du magst Musik, fragt er. Ja, sagt Maria, ich singe gern. Kennst du Elvis, fragt Walter, Elvis ist der Größte, und Maria nickt, wer kennt Elvis nicht. Warte einen Moment, sagt Walter und steht auf, Maria sieht, wie er zur Bühne geht, den Gitarristen zu sich winkt, ihm ins Ohr flüstert, der Gitarrist klopft Walter auf den Rücken, er lacht.
Wo wohnst du, fragt Maria, als Walter wieder neben ihr Platz nimmt. Am Land, bei meinen Eltern, antwortet er, er spricht leise, aber Maria lächelt, sie sagt: Ich wohne auch bei meinen Eltern, aber später möchte ich ein eigenes Haus mit einem Garten und einem Hund. Walter trinkt einen Schluck, als ein Lied von Elvis erklingt, er greift unter der Bank nach Marias Hand, er drückt sie fest. Maria zieht ihre Hand zurück, weil Walters Händedruck schmerzt, besonders an den Fingern, an denen sie Ringe trägt, sie zieht ihre Hand zurück, sie streicht über Walters Hand, eine große, trockene Hand, der man die Arbeit anmerkt, denkt Maria, ein wenig Handcreme würde nicht schaden. Und dann steht Walter auf, er wankt kurz zur Seite, aber danach geht er gerade zur Bühne, aufrecht. Maria sieht, wie Walter die Bühne betritt, sie sieht, wie er nach dem Mikrofon greift, wie der Sänger es ihm überlässt. Für einen kurzen Moment ist Maria erleichtert, ein freundlicher Mann, denkt sie, es hätte auch anders kommen können, aber dann sieht sie, wie Walter die Hand auf seine Brust legt und zu ihr herüberschaut. Walter singt, und seine Freunde am Tisch applaudieren. Das macht er jedes Mal, sagt einer, an dessen Namen Maria sich nicht erinnert, jedes Mal, wenn er zu viel getrunken hat, steht er auf der Bühne und möchte Elvis sein, aber der King ist nur einer. Schön hast du gesungen, sagt Maria, als Walter von der Bühne zurückkommt, er trinkt einen großen Schluck Bier. Darf ich, fragt Maria und trinkt, ohne die Antwort abzuwarten.
Es gibt Männer, die passen zu einer Frau, und andere, die passen nicht, ein Eduard, der passt nicht, es ist wie mit den Deckeln und den Töpfen, so etwas muss Hände und Füße haben. Marias Vater saß in der Küche, als er ihr von den Männern erzählte, er sagte: Mein Mädchen, komm her zu mir. Maria schaute auf ihren Vater, der im Sitzen weit kleiner war als sie, seine Haare waren ungekämmt, der Vater kämmt die Haare nur, wenn er die Wohnung verlässt, von links nach rechts legt er sie über seinen Kopf, sorgfältig, bedacht. Mein Mädchen, hör auf mit dem Weinen, es wird ein anderer kommen, die Männer lassen nicht lange auf sich warten. Du wirst deinen Deckel noch finden, er wird passen, und dann ist der Topf geschlossen, und wenn der Topf geschlossen ist, kocht das Wasser schneller. Was willst du mir sagen, fragte Maria. Ich meine, sagte Marias Vater und schaute Maria lange an, dass wegen einem Eduard keine Vögel vom Himmel fallen. Spricht er wieder in Bildern, fragte Marias Mutter, als sie die Küche betrat. Er meint, du sollst dir keine Sorgen machen, er war nicht der Richtige, es wird ein Besserer kommen, freu dich, dass du ihn los bist. Und jetzt hilf mir bitte mit der Wäsche, ich möchte die Betten frisch überziehen.
Der Zuckerwattestand hat geschlossen, als Maria und Walter an ihm vorübergehen. Dort haben wir heute Zuckerwatte gekauft, sagt Maria, Beatrix und ich, die mit den blonden Haaren, ich weiß nicht, ob ihr euch kennt. Einige Männer stehen am Fluss, der in der Nacht schwarz ist, dunkel wie die Wiese davor. Warum spricht er nicht, denkt Maria, als sie neben Walter die Straße entlanggeht. Er ist in Tanja verliebt, Maria sagt: Mein Onkel war Automechaniker. Sie fragt: Fährst du heute noch nach Hause. Walter nickt. Mit dem Auto, fragt Maria, Walter nickt. Pass auf, sagt sie, es wäre schade um dich, und Maria denkt an den Ratschlag, den sie vor kurzem in einer Zeitschrift gelesen hat, die Beatrix mitgebracht hatte:
Machen Sie sich rar. Es ist wie mit
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