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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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hatte ich immer noch keine Lust, naß zu werden.
    Dann ließ der Regen nach, und fast im gleichen Augenblick tauchte ein Taxi am anderen Ende des Häuserblocks auf. »Kommen Sie«, sagte ich und faßte ihn am Arm.
    Er sträubte sich. »Warten Sie auf einen Streifenwagen«, murmelte er.
    »Warum? Kommen Sie, Hammond! Es kann jede Minute wieder anfangen zu gießen.«
    »Nein!«
    Sein Verhalten machte mich rasend. Es war offensichtlich nicht so, daß er zu kleinlich war, um das Geld für das Taxi zu bezahlen; es schien fast so, als wolle er die Rückkehr zum Zweigbüro aus irgendeinem verborgenen Grund verzögern. Aber das war natürlich lächerlich. »Hören Sie, wenn Sie wollen, dann können Sie hierbleiben«, sagte ich, »aber ich gehe jetzt.« Ich sprang aus dem Hauseingang, gerade noch rechtzeitig, um dem Taxi zu winken; es bremste ab, hielt an, und der Fahrer setzte zu mir zurück. Als ich einstieg, sah ich noch einmal zu der Stelle, wo Hammond gestanden hatte, konnte ihn aber nicht erkennen. Er mußte sich weiter in den Toreingang zurückgezogen haben. Ich sagte dem Fahrer, er solle mich zum Zweigbüro der Gesellschaft fahren.
    Kurios. Aber die kuriosen Ereignisse waren in dieser Nacht noch nicht zu Ende. Am Zweigbüro wartete mein Wagen, um mich nach Neapel zurückzufahren. Ich händigte dem Taxifahrer meine Reisekupons aus und hüpfte von einem Fahrzeug ins andere. Aber noch bevor mein Fahrer starten konnte, erschien jemand am Fenster des Wagens, und eine scharfe Stimme sagte: » Un momenta, Signor ’Ammond!«
    Ich starrte den Mann, einen ziemlich schäbig gekleideten Neapolitaner, an und sagte ärgerlich: »Hammond ist nicht da!«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes änderte sich. War er vorher angriffslustig gewesen, so wurde er jetzt erstaunt und entschuldigend. »Ich bitte tausendmal um Vergebung«, sagte er. »Der Signor ’Ammond … können Sie sagen, wo er ist?«
    Ich zögerte, aber nur einen Moment lang. Mir gefiel der kleine Mann, der zum Fenster hereinspähte, überhaupt nicht, so bescheiden und versöhnlich er auch geworden war. »Nein«, sagte ich abrupt. Mein Fahrer fuhr los, und der Mann blieb zurück. Ich drehte mich um, um zu ihm zurückzuschauen.
    Es war lächerlich, aber die Art und Weise, wie er dastand, als wir abfuhren, die eine Hand in der Tasche, die Augen fast geschlossen, nachdenklich, ließ mich unwillkürlich daran denken, daß er eine Waffe bei sich hatte.
    Aber das war natürlich unmöglich: Die Gesellschaft erlaubte keine tödlichen Waffen, und wer in aller Welt würde es wagen, eine Verordnung der Gesellschaft zu mißachten?
     
    Als ich am nächsten Morgen in Neapel ins Büro kam, hatte Susan schon Kaffee gekocht und wartete auf mich. »Gott möge Sie segnen«, sagte ich. Sie kicherte und erwiderte: »Das ist noch nicht alles. Hier ist noch etwas, daß Sie vielleicht interessiert. Aber denken Sie daran: Wenn Sie jemand fragt, dann haben Sie es selbst herausgesucht.«
    Mit diesen Worten schob sie einen Aktendeckel unter den Stapel, der bereits auf meinem Tisch lag, drehte sich um und ging. Ich zog die Mappe wieder hervor und las neugierig: »Police BNT-3KT-890.776, Blauer Generalschirm, Volldeckung. Versicherungsnehmer: Rena L. N. dell’Angela«. Ich hätte auch nicht dankbarer sein können, wenn sie mir das Münzamt geschenkt hätte.
    Aber ich hatte keine Chance, sie näher durchzusehen. Gogarty rief nach mir. Ich schluckte schnell meinen Kaffee herunter und fragte nach seinen Anordnungen. Sie waren kurz und bündig: Die Verabredung mit Zorchi, die ich am Tag zuvor nicht hatte wahrnehmen können, war für heute festgesetzt worden. Ich war schon zu spät und mußte gehen, ohne einen weiteren Blick auf Renas Mappe werfen zu können.
    Das Krankenhaus, das von Zorchi mit seiner Anwesenheit beehrt wurde, war ein marmorverkleideter Palast auf den Klippen am südlichen Rand der Bucht von Neapel. Es war ein luxuriöses Reiche-Leute-Hospital von schwüler Üppigkeit, das Allerüppigste aber war die plüschüberladene Drei-Zimmer-Suite, die Zorchi belegt hatte. Eine Schwester in weißer Robe, die irgendeinem religiösen Orden angehörte, brachte mich zu einem Aufzug und führte mich dann durch eine von Statuen flankierte Halle zu den Zimmern Zorchis. Ein junger Mann mit aufgewecktem Gesicht und Brille, der sich als Zorchis Sekretär vorstellte, nahm mich in Empfang. Ich erklärte ihm mein Anliegen. Er wies mir mit einer geringschätzigen Geste einen Brokatstuhl zu und ließ mich dann eine

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