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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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befriedigt festgestellt hatte, daß er gute Arbeit geleistet hatte, wie beiläufig: »Setzen Sie mich bitte über Ihre Unterredung mit Zorchi ins Bild, Thomas.«
    Erstmals erfuhr ich, daß er überhaupt je von Zorchi gehört hatte. Zögernd begann ich ihm von dem Treffen im Krankenhaus zu berichten. Ich wußte, daß ich nicht sehr gut dabei wegkam, aber es kam mir nicht einmal der Gedanke, meine Rolle in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Ich ging wahrscheinlich unbewußt davon aus, daß Defoe sofort jeglichen Versuch einer Beschönigung entdeckt hätte, obwohl er mir kaum Aufmerksamkeit zu schenken schien. Er war mit dem Rest seines Morgenrituals beschäftigt: Er massierte sein Gesicht mir irgendeiner wohlriechenden Flüssigkeit, putzte sich die Zähne mit einer aufreizenden, altertümlichbeharrlichen Gründlichkeit, kämmte sich die Haare fast Strähne für Strähne.
    Dann nahm er ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche und betupfte mit dem am Verschluß befestigten Pinsel seine Schläfen.
    Mitten in einem Wort fing ich an zu stottern; ich hätte niemals gedacht, daß die ansehnlichen grauen Schläfen der obersten leitenden Angestellten genauso unumgänglich und gleichberechtigt zur Uniform gehörten wie die Westen oder die Uhrkette! Defoe warf mir durch den Spiegel einen fragenden Blick zu; ich hustete und fuhr mit einer vorsichtigen Beschreibung von Zorchis Wutausbruch fort.
    Defoe war mit seiner Toilette fertig, als ich meinen Bericht beendet hatte. Er drehte sich zu mir um und nickte bedächtig. Es gab weder Billigung noch Mißbilligung. Er hatte um eine Information gebeten, und er hatte die Information erhalten.
    Er drückte auf den Knopf der Rufanlage und sagte: »Frühstück.« Das Mikrofon mußte unsichtbar angebracht sein. Er setzte sich an einen kleinen Tisch, der einem Operationstisch sehr ähnlich sah, lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Jetzt erzählen Sie mir noch, was in Caserta passiert ist, kurz bevor Hammond verschwand.«
    Defoe etwas zu erzählen war, wie in einen tiefen Brunnen hineinzurufen. Ich sammelte meine Gedanken und gab ihm die Information über den Aufruhr beim Zweigbüro.
    Während ich sprach, kam Defoes Frühstück an. Er wußte natürlich nicht, daß ich nichts gegessen hatte -»natürlich« weil er es nicht wissen konnte, denn er hatte mich nicht gefragt. Verlangend sah ich es an, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß nur ein Teller, eine Tasse und ein Besteck auf dem Tisch lagen.
    Er aß sein Frühstück genauso methodisch, wie er vorher seine Zähne geputzt hatte. Ich bezweifle, daß er mehr als fünf Minuten dafür brauchte. Da ich meinen Bericht über Caserta in ungefähr drei Minuten beendet hatte, vergingen der Rest der Zeit in gedämpfter Stille. Defoe aß, und ich stand da wie eine abgeschaltete Musikbox.
    Dann schob er den kleinen Tisch weg, steckte sich eine Zigarette an und sagte: »Sie dürfen rauchen, wenn Sie wollen, Thomas. Kommen Sie herein, Susan.«
    Er hatte seine Stimme nicht erhoben, und als fünfzehn Sekunden später Susan Manchester hereinkam, schien er in keiner Weise beeindruckt zu sein, weder von der Tüchtigkeit seiner Sekretärin, noch von seiner Sprechanlage oder sich selbst. Das verborgene Mikrophon, so fiel mir ein, hatte seine Anweisung wegen des Frühstücks ebenso weitergegeben wie die Aufforderung an seine Sekretärin, hereinzukommen, und es hatte zweifellos auch jedes Wort, das ich gesagt hatte, registriert und höchstwahrscheinlich sogar dauerhaft aufgezeichnet.
    Wie gut man doch in den oberen Etagen der Gesellschaft die Dinge im Griff hatte!
    Susan sah … verändert aus. Sie war immer noch hübsch und blond. Aber sie war überhaupt nicht lebhaft. Sie lächelte mir im Vorübergehen zu und händigte Defoe ein betipptes Blatt aus, das er sorgfaltig und genau prüfte. »Nichts Neues über Hammond?« fragte er.
    »Nein, Sir.«
    »Gut, Sie können das hierlassen.« Sie nickte und ging.
    »Ich habe Neuigkeiten für Sie, Thomas«, wandte er sich wieder an mich. »Man hat Hammond gefunden.«
    »Hoffentlich hat er keinen allzu schlimmen Kater gehabt.«
    Er lächelte frostig. »Kaum. Er wurde von ein paar Einheimischen gefunden, die Trauben verlasen. Er ist tot.«
    Ich ließ mich abrupt zurückfallen. Hammond hatte bestimmt seine Fehler gehabt, aber er war ein Amtsträger der Gesellschaft, und ich hatte ihn persönlich gekannt. Tot! »Wie?« fragte ich.
    »Vielleicht können Sie mir das sagen«, antwortete Defoe.
    Ich setzte

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