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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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nicht sagen, warum Ihre Police für ungültig erklärt wurde?«
    Ruhig antwortete sie: »Es steht in der Akte. Weil ich ein unartiges Mädchen war.«
    »Aber warum? Warum ha …«
    »Darum, Tom. Bitte, hören Sie auf. Ich weiß, Sie geben sich alle Mühe, mir zu helfen, aber Sie können wirklich nichts für mich tun.«
    »Sie machen es mir nicht leicht, Rena.«
    »Es ist auch nicht leicht! Sehen Sie, ich gebe alles zu. Ich wurde gewarnt. Ich half einem alten Freund, den die Gesellschaft … nun, sagen wir wegen radioaktiver Vergiftung behandeln wollte? Es ist also gar keine Frage, daß meine Police für ungültig erklärt werden kann. Alles legal. Ich bin nicht die erste, bei der so etwas geschieht, wissen Sie. Warum also darüber diskutieren?«
    »Warum nicht?«
    Milde sah sie mich an. »Weil … weil wir eben verschiedener Meinung sind. Und immer sein werden.«
    Ich sah sie verblüfft an. Sie war wirklich schwierig. Wirklich, ich sollte mich gar nicht mit ihr abgeben – jemand, den ich kaum kannte, jemand, von dem ich nicht mal gehört hatte, bis …
    Das erinnerte mich an etwas. »Rena, woher kannten Sie meinen Namen?«
    Ihre Augen verdunkelten sich. »Ihren Namen, Tom? Na, Mr. Gogarty hat uns bekannt gemacht.«
    »Nein, Sie wußten schon vorher von mir. Sagen Sie mir, woher – bitte!«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte sie glatt. Sie wurde unruhig. Ich hatte bemerkt, daß sie schon mehrmals verstohlen auf ihre Uhr geblickt hatte, jetzt tat sie es offen, ostentativ. »Es tut mir leid, aber Sie sollten jetzt gehen«, sagte sie mit einem Anflug von Unruhe oder Besorgnis in ihrer Stimme. »Bitte entschuldigen sie mich.«
    Nun, es bestand kein besonderer Grund mehr zu bleiben, also ging ich – nicht gerade glücklich und im Bewußtsein, nichts erreicht zu haben, dafür aber von jenem unsichtbaren Beobachter, jenem Mann, dessen Kaffee ich getrunken hatte, belauscht worden zu sein.
    Denn es gab keinen Zweifel mehr darüber, ob es eine solche Person gegeben hatte oder nicht. Ich hatte den Unbekannten dreimal niesen gehört.
     
    Zurück im Hotel, blinkte ein rotes Licht am Telephon, als ich aufschloß. Ich entsperrte den Anrufbeantworter mit meinem Zimmerschlüssel und ließ die Nachricht abspielen: Gogarty wollte, daß ich ihn sofort anrief.
    Beim ersten Klingelzeichen war er am Apparat. Er sah aus wie der Zorn Gottes. Ich brauchte einen Moment, um die Symptome zu erkennen, aber dann war alles klar: Das zerfurchte graue Gesicht, das nervöse Zucken des Kopfes, die langsamen, gequälten Bewegungen. Hier war ein Mann mit einem Leiden wie aus dem Lehrbuch. Die Anzeichen ließen nur einen medizinischen Schluß zu: Er war voll in ein phantastisches Saufgelage eingestiegen, als ihn irgend etwas mittendrin herausholte. Es gab nur wenige Qualen, die schlimmer waren als ein erstklassiger Kater, aber eine, von der sich das mit voller Berechtigung sagen ließ, war das Gefühl langsam nachlassender Trunkenheit, wenn man den Prozeß des Nüchternwerdens ohne die Betäubung des Schlafs durchleben muß.
    Er wimmerte, als ihn das Licht der Signallämpchen des Telephons traf. »Wills«, sagte er mürrisch, »höchste Zeit, daß Sie anrufen. Hören Sie, Sie müssen hinauf nach Anzio. Wir haben hohen Besuch, und er will Sie sprechen.«
    »Mich?«
    »Ja, Sie. Er kennt sie – sein Name ist Defoe.« Der Name traf mich wie ein Blitzschlag; und wenn ich mit allem möglichen gerechnet hätte – damit nicht. Er war doch ein Mitglied des Aufsichtsrats! Ich war der Meinung gewesen, diese Leute würden sich nie weit über das Hauptbüro hinauswagen – tatsächlich hatte ich sogar gedacht, daß ihnen die ehrfurchtgebietenden Pflichten der Führung der Gesellschaft auch nicht den kleinsten Moment freier Zeit ließen.
    Gogarty grummelte weiter. »… landete ganz unerwartet auf dem Carmody-Flughafen. Ich war noch in Caserta. Hatte mich eben hingesetzt, um mit Susan ein paar Drinks zu nehmen – und dann ruft man mich an, um mir zu sagen, daß der Aufsichtsratvorsitzende Defoe auf der Schwelle steht.«
    Ich unterbrach ihn. »Was will er?«
    Gogarty blies seine dicken Wangen auf. »Was weiß ich? Anscheinend ist er mit der Lage hier unzufrieden. Na ja, das bin ich auch. Aber ich bin schon sechsundzwanzig Jahre bei der Gesellschaft, und wenn er glaubt … Irgend jemand hier hat geschnüffelt und herumspioniert und alle möglichen Lügen und Gerüchte weitergegeben …« Er brach ab und betrachtete mich abwägend, weil ihm plötzlich ein

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