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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Zorchi, die menschliche Qualle. Wills, wissen Sie, daß dieser Mann gerade seine zwölfte Invaliditätspolice eingelöst hat? Und wir konnten rein gar nichts tun, um ihn aufzuhalten! Sie haben es gesehen, nicht wahr?«
    Ich sagte: »Äh, ja, aber …«
    »Dachte ich mir. Die zwölfte. Und Ihr Fahrer sagte am Telefon, diesmal seien es beide Beine. Beide Beine – und über einen normalen Vertrag. Doppelte Auszahlungssumme!« Er schüttelte seinen enormen Schädel. »Und das bei einem vollen Korps Expedienten in Bereitschaft, um ihn aufzuhalten!«
    Mit einiger Mühe gelang es mir zu sagen: »Sir, meinen Sie, daß der Mann, den ich gesehen habe, als der Zug ihn überfuhr …«
    »… Luigi Zorchi war. Das war er, jawohl. Jemals von ihm gehört, Wills?«
    »Ich wüßte nicht.«
    Gogarty nickte mit seinem Ballonkopf. »Die Gesellschaft hat es ziemlich gut aus den Zeitungen herausgehalten. Aber es ist natürlich unmöglich, die Gerüchte hier vor Ort zu unterbinden. Dieser Zorchi wird in Neapel praktisch als Nationalheld gefeiert. Er ist verdammt dicht davor, zum Millionär zu werden, vermute ich, und jede Lira, die er besitzt, kommt direkt aus dem Invaliditätsfond der Gesellschaft. Und glauben Sie, wir könnten was dagegen unternehmen? Nichts, gar nichts! Nicht einmal, wenn wir vorher einen Tip bekommen haben – wann, was und wo! Er lacht einfach nur über uns. Ich bin sicher«, sagte Gogarty bitter, »er wußte, daß wir herausgefunden hatten, daß er sich heute nacht vor den Expreß werfen wollte. Er hat uns herausgefordert. Wir hätten ihn aufhalten müssen! Wir hätten wissen müssen, daß er sich als Gepäckträger verkleiden würde. Wir hätten …«
    »Mr. Gogarty«, unterbrach ich ihn, »wollen Sie mir erzählen, daß dieser Mann sich vorsätzlich verstümmelt, um in den Genuß der Unfallversicherung zu kommen?« Gogarty nickte mit saurem Gesicht. »Aber um Himmels willen!« Ich schrie fast. »Das ist illoyal!«
    Gogarty lachte scharf und kurz – und ließ mich mit einem Ruck aufmerken. In seinem Lachen war ein Unterton, der mir nicht gefiel. Einen Moment lang glaubte ich, er würde an meine eigene kleine, nun … Unüberlegtheit denken. Aber er sagte nur: »Es ist auch teuer.« Vermutlich dachte er sich nichts dabei, aber in dieser Hinsicht war ich empfindlich.
    Bevor ich noch weitere Fragen an ihn richten konnte, wurde sein massives Gesicht von einem Lächeln geglättet. Er erhob sich schwerfällig und grüßte jemanden. »Das sind sie, Wills«, sagte er. »Die Mädchen!«
    Der Oberkellner führte zwei junge Damen zu uns. Ich besann mich auf mein gutes Benehmen und stand auf, aber ich gebe zu, ich war überrascht. Ich hatte gehört, daß im Außendienst nicht dieselbe Disziplin herrschte wie im Hauptbüro, aber, hmm, schließlich war Gogarty ein Regional-Direkter! Es war schon ein wenig formlos und leger von ihm, unser erstes Treffen als Essen im besten Restaurant der Stadt zu arrangieren, aber daraus gleich eine gesellige Zusammenkunft zu machen, war nach den strengen und detaillierten Bestimmungen und Regeln des Hauptbüros, in dem ich ausgebildet worden war, fast undenkbar.
    Und es war offensichtlich, daß die Mädchen bloße Dekoration waren. Ich brannte darauf, Gogarty Hunderte von Fragen zu stellen – über diesen verrückten Zorchi, über meine Pflichten, über die Politik der Gesellschaft hier im Fürstentum Neapel –, aber es war absolut unmöglich, Angelegenheiten der Gesellschaft in Anwesenheit dieser beiden Frauen zur Sprache zu bringen. Ich blickte zwar finster drein und war irgendwie verschnupft, aber ich schaffte es doch, in verbindlichem Ton »Hallo« zu sagen.
    Die Mädchen waren durchaus eine Zier, das mußte ich zugeben. Gogarty sagte in überschwenglichem Ton, seine Übellaunigkeit war spurlos verschwunden: »Das sind Signorina dell’Angela und Miss Susan Manchester. Rena und Susan.«
    »Erfreut«, sagte ich steif.
    Susan war die Blonde, ein kleines, pummeliges Mädchen mit dem künstlichen Lächeln eines professionellen Modells. Sie begrüßte Gogarty herzlich. Das andere Mädchen war dunkel und von lieblicher Schönheit, aber von einem beständigen tragischen Schatten umgeben, der fast in ihren Augen zu leuchten schien. Es hatte nicht den Anschein, als bereite es ihr Freude, hier bei uns zu sein.
    Also nahmen wir einige Drinks. Und dann noch einige. Dann erschien der Oberkellner mit einer großen Speisekarte, und ich fand mich in einer peinlichen Lage. Denn Gogarty wischte die Karte

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