Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Wie? Er hat alle Nachrichtenverbindungen in der Hand. Selbst wenn es mir möglich wäre, ins Hauptbüro zu fliegen, wären die meisten derjenigen, denen ich vertrauen kann – und es gibt offensichtlich nur noch wenige, die Defoe nicht in den ›Ruhestand‹ versetzen konnte – irgendwo verstreut und für mich unerreichbar. Vor einer Woche hätte es vielleicht noch eine Chance gegeben. Jetzt ist es unmöglich. Unmöglich.«
    Er schüttelte den Kopf und ging langsam zurück in die Bibliothek. Ich fühlte, daß er wünschte, wir hätten ihn in der Ruhe und Sicherheit der Gewölbe gelassen.
    »Kopf hoch«, sagte ich zu Rena. »Carmody ist ein alter Mann, zu alt, um an direktes und unmittelbares Handeln zu denken, auch dann nicht, wenn es nötig ist. Die Welt gehört Defoe noch lange nicht!«
    Später aber, als ich die Bücher, die ich suchte, in der Bibliothek gefunden hatte und in die weinüberwucherte Laube des Ziergartens hinausging, war ich lange nicht so zuversichtlich, wie ich mich ihr gegenüber gezeigt hatte.
    Denken war keine angenehme und leichte Arbeit nach den vielen Jahren, in denen ich es anderen überlassen hatte. Jetzt mußte ich es selbst erledigen. Andernfalls gab es nur noch eine andere Alternative: für uns alle ein Mittel für einen schnellen Tod zu finden, bevor die Strahlung zu intensiv wurde. Und damit konnte ich mich noch nicht abfinden.
    Rena war etwas gelungen, an das Marianna nicht im Traum gedacht hätte – sie hatte mich in die Verantwortung gestellt. Ob ich wollte oder nicht, ich mußte sie übernehmen. Carmody war ein alter Mann, ein Mann, der nicht in der Lage gewesen war, Defoe daran zu hindern, die Macht zu übernehmen. Und Zorchi – nun, Zorchi war eben Zorchi.
    In dieser Nacht stieg die Strahlungsanzeige plötzlich stark an, die Nadel wanderte in den roten Bereich. Vielleicht handelte es sich nur um einen lokalen Anstieg, aber dieser Umstand machte mir das Nachdenken nicht gerade leichter.
    Es war beim Frühstück am nächsten Morgen, als ich die Sache endlich bei Carmody zur Sprache brachte. »Mit welchen Umständen genau müssen wir rechnen, wenn sie die Kliniken geschlossen haben? Wie viele läßt man wach? Und wie steht es um die Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Warum …« Er runzelte die Stirn und versuchte meine Idee zu erfassen. Dann zuckte er die Schultern. »Zu viele, und die Sicherungen sind zu stark, Tom. Wir haben in mehreren Planungssitzungen Maßnahmen für entsprechende Vorfalle ausgearbeitet. Unsere Massenpsychologen haben uns eindringlich darauf hingewiesen, daß es aus den verschiedensten Gründen immer einige geben wird, die zu spät kommen und dann in ihrer Verzweiflung versuchen werden, mit Gewalt einzudringen. Asoziale, Herumtreiber, Aussteiger, Plünderer, Zauderer, Fanatiker und so weiter. Daher werden für eine gewisse Zeit mindestens zwanzig Wachen in Alarmbereitschaft bleiben. Und das reicht, um eine Klinik zu verteidigen. An jedem Eingang gibt es natürlich Schnellfeuerkanonen, und die Kliniken sind im wahrsten Sinne des Wortes bombensicher.«
    »Zwanzig, wie? Und was ist mit Defoe und Lawton? Werden sie schlafen?« Es schien logisch, daß sie nicht die vollen fünfzig Jahre wach bleiben konnten. Es brachte nichts ein, eine Welt zu gewinnen und dann zu alt zu sein, um sie zu benutzen.
    »Anfänglich nicht. Es ist noch eine Menge abschließender administrativer Arbeit zu leisten. Es gibt da eine Kammer, die mit einer Luftfilteranlage gegen Radioaktivität und entsprechenden anderen Versorgungseinrichtungen so ausgerüstet ist, daß in ihr um die hundert Personen leben können; sie ist über Kabel mit den anderen Kliniken verbunden. Dort werden sie sich aufhalten. Später, nehme ich an, werden sie sich in Schichten ablösen, bei denen immer nur ein paar Leute wach bleiben. Auf diese Weise dürften sie ein wenig altern, aber nicht allzuviel.«
    Er runzelte wieder die Stirn und nickte dann langsam. »Es wäre zu machen, falls wir irgendeine Möglichkeit hätten, sechs Monate in Sicherheit zu warten. Wieder hineinzukommen ist kein Problem für mich.«
    »Wir werden es machen«, sagte ich ihm, »und erheblich früher. Sind Sie bereit, etwas zu riskieren?«
    »Habe ich irgendeine Wahl?« Er hob wieder die Schultern. »Glauben Sie denn, die Vorstellung, daß ein Mann wie Defoe sein Leben lang die Gesellschaft und die Erde beherrschen wird, macht mich nicht krank? Tom, meine Familie hat die Gesellschaft gegründet und aufgebaut. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher