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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Das haben Sie absolut unmöglich gemacht. Ich muß abwarten, bis er sich abgekühlt hat.«
    Ich sagte nichts, stand nur dort, wartete darauf, daß er mich gehen ließ. Es tat mir leid, daß die Sache nicht geklappt hatte, aber letzten Endes gab es nicht viel, worüber er sich beklagen konnte. Nebenbei wollte ich auch zu meinem Schreibtisch und der Akte von Rena dell’Angela zurückkehren. Ich war nicht so sehr an ihr als Person interessiert, ermahnte ich mich, ich war nur neugierig …
    Und wieder blieb mir nichts anderes übrig, als noch eine Weile neugierig zu bleiben. Gogarty hatte andere Pläne mit mir. Bevor ich noch recht wußte, wie mir geschah, war ich schon wieder auf dem Weg in ein anderes neapolitanisches Krankenhaus, wo einige der Schwerverletzten des zurückliegenden Kriegs auf die endgültige Abwicklung ihrer Ansprüche warteten. Es war eine Angelegenheit, die keinen Aufschub mehr duldete, das war schon zu oft geschehen; das Krankenhaus wartete dringend auf die Bestätigung dieser Ansprüche, damit die notwendige Behandlung der Verletzten schnellstens durchgeführt werden konnte.
    Diesmal war es ganz und gar kein Marmorpalast. Es sah aus wie eine stuckverzierte Mietskaserne, und die Patienten waren alle in Sälen untergebracht. Es überraschte mich ein wenig, daß der Eingang von Expedienten bewacht wurde. »Stimmt irgendwas nicht?« fragte ich einen.
    Er sah mich mit einem Anflug von Erstaunen an, als er meine zweireihige Uniform erkannte; es überraschte ihn, vermute ich, daß ich ihm eine Frage stellte. »Nicht solange wir hier sind, Sir«, antwortete er.
    »Ich meine, ich frage mich, warum Sie hier sind?«
    Jetzt war er wirklich überrascht. »Gewölbe«, antwortete er lakonisch. Ich drang nicht weiter in ihn, denn ich wußte natürlich, was er mit Gewölben meinte. Es war Bestandteil des Wohlfahrtsplans der Gesellschaft zur Abmilderung der Auswirkungen selbst so kleiner Kriege wie dem zwischen Neapel und Sizilien, daß denjenigen, die radioaktive Verbrennungen erlitten hatten, die bestmögliche Behandlung zuteil wurde. Und die beste Behandlung war natürlich die Suspendierte Animation, die zeitweilig unterbrochene Lebensfunktion. Die tödliche Gefahr radioaktiver Vergiftung lag in ihrem kumulativen Effekt; die ersten Symptome waren nicht schlimm, dem Betroffenen ging es gut, und er war durchaus noch in der Lage, herumzulaufen. Dann aber setzte die Degeneration des gesamten Systems ein, das Knochenmark stellte die Produktion weißer Blutkörperchen ein, die Blutsenkung ergab ein immer schlechteres Bild, die winzigen radioaktiven Isotope und Gifte breiteten sich im Körper aus und vollzogen ihr Zerstörungswerk. Falls es gelang, den Patienten durch die degenerative Periode zu bringen, lebte er vielleicht. Aber obwohl er lebte, würde er doch sterben – das heißt die radioaktive Vergiftung würde ihn langsam, aber sicher töten, wenn seine Lebensfunktionen weiterliefen. Die Antwort darauf war, die Lebensfunktionen zeitweilig durch eine Injektion und anschließendes Tiefgefrieren in den Gewölben anzuhalten. Das wurde natürlich nicht nur bei radioaktiver Vergiftung angewandt; Marianna zum Beispiel …
    Nun, auf jeden Fall war das der Sinn und Zweck der Gewölbe. Diese hier waren zweifellos nur eine Art Verteilerstelle, wo die örtlichen Fälle entgegengenommen und so lange behalten wurden, bis man sie zu den Hauptgewölben der Gesellschaft zur Küste nach Anzio senden konnte. Ich bezweifelte nicht, daß es hier Gewölbe gab, aber es interessierte mich, warum die Gesellschaft sie besonders bewachen ließ.
    Dann vergaß ich diese Gedanken. Ich fand mich plötzlich vollauf beschäftigt. Viele der Fälle in diesem schäbigen Krankenhaus bedurften wirklich der Hilfe der Gesellschaft. Aber viele andere waren ganz offensichtlich Betrugsversuche. Da war zum Beispiel eine Frau in der Entbindungsstation. Während des Krieges, nach der Bombardierung von Capodichino, hatte sie nach außerhalb fliehen müssen und nirgends medizinische Hilfe bekommen können. So kam es, daß ihr drittes Kind ein Mädchen wurde; jetzt verlangte sie eine Entschädigung entsprechend der Geschlechts-Garantieklausel. Aber sie hatte nur eine Deckung Kategorie C, und ihre ersten beiden Kinder waren Jungen gewesen. Während der ersten vier Schwangerschaften war unter dieser Deckung aber eine Tochter tolerabel. Noch bevor ich damit fertig war, ihr diese einfachen Fakten zu erklären, stieß sie wilde Flüche gegen mich aus. Kurz vor dem

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