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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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freundlich, obwohl seine Augen auf dem Stapel unerledigter Akten auf meinem Schreibtisch ruhten. »Nur Arbeit und kein Vergnügen«, bemerkte er und stieß mich in die Seite. »Aber daran muß ich Sie bestimmt nicht erinnern, was? Dennoch sollten Sie Ihrem Mädchen sagen, daß es nicht während der Arbeitszeit anrufen soll, Tom.«
    »Mich anrufen? Rena hat mich angerufen?«
    Er nickte abwesend und blickte auf den Tisch. »Ist gegen die Bestimmungen der Gesellschaft, wissen Sie. Sagen Sie, ich will Sie wahrhaftig nicht antreiben, aber hinken Sie hier nicht ein bißchen hinterher?«
    Einigermaßen irritiert erwiderte ich: »So wie ich hier durch die Gegend gerast bin, hatte ich kaum Gelegenheit, das Zeug aufzuarbeiten, wissen Sie. Und es ist eine Menge zu tun.«
    »Nun, nun, immer mit der Ruhe, Tom«, sagte er beschwichtigend. »Ich wollte damit nur sagen, daß es vielleicht eine einfachere Methode gibt, diese Dinge zu handhaben.« Er nahm eine Akte zur Hand und überflog sie oberflächlich. »Das hier zum Beispiel. Ein Anspruch wegen einer Erkältung, die als Folge einer Verkühlung bei der Evakuierung von Cerignola auftrat. Was würden Sie in diesem Fall tun?«
    »Nun – bezahlen nehme ich an.«
    »Und sich in den Papierkrieg stürzen? Angenommen, es ist ein Schwindel, Tom? Nicht einer von fünfzig Katarrhfallen ist echt.«
    »Was würden Sie tun?« fragte ich eingeschnappt.
    »Die Sache zusammen mit dem Formular CBB-23 A192 zurückschicken und einen Laborbericht über einen Abstrichtest verlangen«, antwortete er prompt.
    Ich sah mir den Antrag an. Ein langer Brief war beigefügt, der sich in überflüssigen Einzelheiten erging und ausführte, daß es während des Krieges in dem Gebiet, in dem sich der Antragsteller aufhielt, keinen Labordienst gegeben habe, und daß er daher nur die Gutachten von drei registrierten Ärzten beifügen könne. Mir erschien der Anspruch echt, und ich hätte automatisch bezahlt.
    »Angenommen, der Anspruch ist wirklich berechtigt«, sagte ich.
    »Angenommen? Sie müssen die Sache so sehen: Wenn es ein Betrug ist, werden wir den Mann abschrecken, und Sie haben der Gesellschaft Geld und Mühe gespart. Ist der Anspruch aber berechtigt, so wird er ihn zweifellos noch einmal einreichen – zu einer Zeit, wo wir vielleicht nicht so überlastet sind. Währenddessen ist das ein weiterer bearbeiteter Fall für unseren Tätigkeitsbericht an das Hauptbüro!« Ich starrte ihn ungläubig an, aber er erwiderte meinen Blick völlig ruhig, bis ich die Augen senkte. Im Grunde hat er recht, dachte ich mir. Der Berg Arbeit auf meinem Schreibtisch war ein echter Bremsklotz, der irgendwie beseitigt werden mußte. Die Ablehnung dieses Anspruchs bedeutete vielleicht eine gewisse Härte in einem Einzelfall. Was aber war mit den Hunderten und Tausenden von anderen, die darauf warteten, daß man sich um sie kümmerte? Es stimmte doch, daß eine kleine Härte für einen einzelnen lange nicht so bedeutend war wie der Umstand, alle anderen warten zu lassen? Nun, letzten Endes war es gerade die außerordentliche Fürsorge für die Gesamtheit aller Menschen, auf der der gute Ruf der Gesellschaft beruhte – dies und die eherne Garantie prompter und vollständiger Begleichung aller berechtigten Forderungen. Das waren die Gründe für die große Beliebtheit, ja allumfassende Sympathie, deren die Gesellschaft sich überall erfreute – das heißt, abgesehen natürlich von der Handvoll der ewig Unzufriedenen.
    Zögernd sagte ich: »Ich glaube, Sie haben recht.«
    Er nickte nur und wandte sich zum Gehen. Dann hielt er inne. »Das mit dem Anruf sollte kein Rüffel sein, Tom«, sagte er. »Informieren Sie sie einfach über die Bestimmung, ja?«
    »Sicher, oh, eine Sache noch …« Er sah mich an. Ich hüstelte. »Dieses Mädchen. Ich weiß nicht gerade viel über sie. Ist sie, nun, äh, kennen Sie sie näher?«
    »Himmel, nein. Offen gestanden sie ist uns hier schon ziemlich auf die Nerven gegangen. Sie macht da einen Anspruch geltend, ohne viel Hand und Fuß. Die Einzelheiten kenne ich nicht, die Daten sind kodiert; die Maschinen haben ihn automatisch zurückgewiesen. Aber ich weiß, daß sie, äh …« – er schien zu blinzeln – »… hm, eine Gefälligkeit erwartet. Ihr alter Herr ist in Schwierigkeiten. Ich werde wegen der Einzelheiten gelegentlich mal für Sie nachsehen, falls es Sie interessiert. Ich glaube, er ist im Kühler oben in – das heißt in der Klinik, ich meine oben in Anzio.«
    Er kratzte sich die

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