Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
Vom Netzwerk:
sich die Dinge. Zwei Frauen hasteten durch den Kampf auf sie zu. Ich glaube nicht, daß es Zufall war, daß die Aufrührer fast auf der Stelle ihren Kampfgeist verloren.
    Obwohl es Stunden dauerte, blieb ich in der Klinik, bis alles wieder friedlich war.
    Ich machte mir nichts vor. Es gab nicht mal die Spur eines echten Grundes dafür, sie nicht einzusperren. Falls sie über Informationen verfügte, so war ich nicht der richtige Mann, der sie aus ihr herausholen konnte – selbst wenn sie im Umberto warten sollte, was schon an sich nicht besonders wahrscheinlich war. Wenn ich sie hätte einsperren lassen – Defoe würde in wenigen Minuten alles aus ihr herausgeholt haben, aber nicht ich.
    Sie war eine Feindin der Gesellschaft.
    Und ich war auf ihrer Seite.

7
     
    Dr. Lawton, der der Chefarzt der Klinik in Anzio zu sein schien, sagte grimmig: »Das war kein Zufall. Das war geplant. Die Frage ist: Warum?«
    Die Expedienten hatten eben die letzten Aufrührer aus der Klinik vertrieben und zerstreuten jetzt mit ihren Gaspistolen die wenigen, die sich noch vor dem Haupteingang aufhielten. Mindestens dreißig bewußtlose Gestalten lagen verstreut auf dem Boden – und zwei oder drei waren nicht nur bewußtlos.
    »Vielleicht wollten sie die Klinik plündern«, sagte ich. Es war keine gute Lüge, aber damals war ich noch nicht sonderlich darin geübt, höhere Angestellte der Gesellschaft zu belügen.
    Lawton ignorierte meine Vermutung, schürzte die Lippen und sagte: »Sagen Sie mal, Wills, was haben Sie eigentlich da unten vorgehabt?«
    Das war wirklich ein Schock. Schnell sagte ich: »Unten? Sie meinen vor einer halben Stunde?«
    »Ja, das meine ich.« Er war freundlich aber … nun, nicht gerade mißtrauisch, aber doch neugierig.
    Ich improvisierte. »Ich … ich dachte, ich hätte jemanden hinunterlaufen sehen. Einen von den Aufrührern. Also jagte ich ihr … ihm nach«, korrigierte ich mich, indem ich das verfängliche Wort gerade noch rechtzeitig verschluckte.
    Er nickte. »Irgend etwas gefunden?«
    Das war eine unangenehme, eine heikle Frage. Das Problem war – hatte man mich beim Hinein- oder beim Hinausgehen gesehen? Als ich hinausging … war Rena bei mir gewesen.
    Ich ging das ein, was man ein kalkuliertes Risiko nennt, das heißt, ich nahm all meinen Mut zusammen und erzählte eine dicke, fette und möglicherweise offensichtliche Lüge. »Nein«, sagte ich, »ich habe niemanden gefunden. Aber ich glaube immer noch, daß ich etwas gehört habe. Das Problem ist, daß ich mich in den Gewölben nicht so gut auskenne; ich hatte Angst, mich zu verlaufen.«
    Anscheinend hatten sie mich doch beim Hineingehen gesehen. Lawton nickte nachdenklich und sagte: »Wir wollen mal nachsehen.« Wir nahmen einige bewaffnete Expedienten mit – ich hielt das zwar nicht für nötig, konnte das Lawton aber natürlich nicht sagen. Die Aufzüge funktionierten wieder, und so kamen wir in einem Abschnitt der Gewölbe heraus, der sich nur wenig von dem unterschied, den ich zuvor gesehen hatte. Es war jetzt nicht an mir, aktiv zu werden, ich sah mich um.
    Lawton akzeptierte ohne weitere Diskussion meine Erklärung, daß ich nicht mehr genau wisse, wo ich die Geräusche gehört habe. Er akzeptierte überhaupt alles zu leicht. Die Expedienten erhielten den Auftrag, alle angrenzenden Gänge abzusuchen.
    Natürlich fand einer von ihnen die Pfütze ausgelaufener Fluoreszenz aus der Injektionsnadel, die ich aus Renas Hand geschlagen hatte. Wir standen da und guckten den Fleck verschmierten Purpurs, die zerbrochene Spritze und Renas Gaspistole an. Lawton grübelte: »Es sieht so aus, als ob jemand versuchen wollte, einige unserer Schläfer aufzuweck en. Das ist unser Standardantilytikum, wenn ich mich nicht irre.« Er ließ seinen Blick über die Regale schweifen. »Hier fehlt niemand. Sehen Sie sich in den nächsten Abteilungen um.« Die Expedienten nickten und verließen uns. »Sie werden niemanden finden, der fehlt« prophezeite er. »Und das heißt, daß wir in der ganzen verdammten Klinik Inventur machen müssen. Fast genau achtzigtausend Suspendierte überprüfen.« Er gab einen Laut empörten Widerwillens von sich.
    »Vielleicht wurden sie erschreckt und sind weggelaufen, bevor sie fertig waren.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Uns bleibt nichts anderes übrig, als alles zu überprüfen.«
    »Sind Sie sicher, daß das Zeug zum Wiederbeleben von Suspendierten ist?« beharrte ich. »Könnte es nicht auch jemand

Weitere Kostenlose Bücher