Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
Amulettschmieden und Blitzkraft interessiert. Er hat mir sogar einige seiner seltenen Bücher mitgegeben.« Dancer machte eine kurze Pause. »Aber du wolltest bestimmt nicht, dass ich dich begleite, damit wir über meine Pläne reden.«
»Na ja, in gewisser Weise schon. Zum Teil. Ich versuche herauszufinden, welche Waffen wir in dieser Angelegenheit zur Verfügung haben.«
Dancer nickte. »Wenn du möchtest, könnte ich jetzt das Amulett, das ich dir angefertigt habe, noch leistungsfähiger machen«, bot er an. »Es wird aber trotzdem nicht so mächtig sein wie das, das ich benutze. Das von Elena. Oder das, das du den Bayars weggenommen hast.«
»Das hat keine Eile«, sagte Han und berührte die Kopie seines Einsamen Jägers. Das Amulett flackerte ungleichmäßig. »Ich benutze es eigentlich sowieso nicht, abgesehen davon, dass ich es vorzeige.« Er machte eine Pause. »Du müsstest mein altes Amulett aber auch nicht mehr benutzen«, fuhr er fort. »Du könntest dir doch ein anderes herstellen lassen, dein ganz persönliches.«
Dancer strich über das Amulett, das Elena für Han gefertigt hatte – und das er benutzte, seit er sein eigenes in Arden verloren hatte. »Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Und es ist mit Macht geladen. Kein Grund, daran was zu ändern.«
Han verstand. Wenn man erst einmal mit einem Amulett verbunden war, war es schmerzhaft, es aufzugeben.
»Ich habe Freunde im Demonai-Camp«, sprach Dancer weiter. »Keine Krieger. Kunsthandwerker. Je nachdem, wie sich die Sache mit der Krönung entwickelt, gehe ich dorthin, wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde.«
»Ist es nicht gefährlich, zu den Demonai zu gehen?«, fragte Han. »Als Magier, meine ich?«
»Alles ist gefährlich«, antwortete Dancer und zuckte mit den Schultern. »Allerdings wird es leichter sein, wenn du dafür sorgen kannst, dass Elena und Nightwalker hierbleiben.«
Han nickte. »Ich werde alles tun, damit sie beschäftigt sind, mich im Auge zu behalten.« Er schwieg einen Moment. »Ich hatte dich gebeten mitzukommen, weil ich dir was beichten muss – ich hab mich wieder mit Crow getroffen. Auf dem Weg hierher.«
Dancer starrte ihn ungläubig an, aber Han drehte sich von ihm weg, während er Wasser aus einem Krug in einen Teekessel füllte und diesen auf die Kaminplatte stellte.
»Das meinst du nicht ernst«, sagte Dancer. »Ich glaube, du willst wirklich sterben.«
»Alles ist gefährlich«, antwortete Han und wölbte eine Braue, während er Dancer ansah. Er setzte sich auf seine breite Schlafbank und zog die Stiefel aus. »Aber ich brauche deinen Rat.«
»Hmmm. Wie wär’s damit: Ich rate dir, dass du da nicht mehr hingehst.« Dancer verdrehte die Augen. »Aber irgendwie glaube ich nicht, dass du das schaffst.«
»Es ist nicht so gefährlich, wie du denkst«, beschwichtigte Han ihn. »Ich hab dir ja schon mal gesagt, dass Crow über keinerlei eigene Macht verfügt.«
»Und wie kommt er dann nach Aediion?«, fragte Dancer. »Wenn das doch sonst kaum jemand schafft.«
»Er benutzt meine Blitzkraft. Ohne mich kann er nichts tun«, erklärte Han. »Aber er weiß unfassbar viel über Magie.«
»Wer ist er denn im wirklichen Leben?«, ließ Dancer nicht locker. »Und wieso erklärt er sich nicht damit einverstanden, dich im wirklichen Leben zu treffen?«
»Wenn man glauben kann, was er sagt, dann existiert er im wirklichen Leben gar nicht. Er ist das Überbleibsel eines Magiers, der vor langer Zeit gelebt hat.«
»Das Überbleibsel ?« Dancer sah ihn skeptisch an. »Er ist die ganze Zeit in Aediion gewesen? Und hat dich rein zufällig gleich am ersten Tag gefunden, als du dort warst?« Dancer nahm eine Haarsträhne zwischen seine Finger, glättete sie, teilte sie ab und fing an, sie zu einem Zopf zu flechten.
Han zog das Schlangenstabamulett unter seinem Hemd hervor und klopfte mit zwei Fingern darauf. »Nicht in Aediion. Hier. Er hat tausend Jahre lang hier drin gewartet. In diesem Amulett.«
Dancer starrte das Amulett an. Dann sah er Han an. »Er hat sich in einem Amulett versteckt? Ich weiß zwar eine ganze Menge über Zauberstücke, aber so etwas habe ich noch nie gehört.« Er biss ein Stück Band von dem Knäuel ab, das er in seiner Tasche hatte. »In Odenford gibt es viele Magier«, sagte er. »Und in den Fells sogar noch mehr. Hältst du es nicht für wahrscheinlicher, dass Crow einer von ihnen ist?« Er war mit seinem Zopf fertig und wickelte das bunte Band um dessen Ende; dann machte er sich an den
Weitere Kostenlose Bücher